
11. Aprii am T a re i-n o r erlegt. Vor Allem zeichnet , es sich auch durch das reine,
tiefste Schwarz der betreffenden Kopfzeichnungen aus, keine Spur- heller Federränderchen
lässt sich wahrnehmen. Das obere Augenlid und die nächststehende Befiederung sind
schwarz, darüber zieht sich der weisse, über und hinter dem Auge an. Breite sehr, gewinnende
Streifen. Besonders auffallend ist, dass an diesem alten Männchen in dieser
Jahreszeit sich eine partielle Mauser beobachten lässt; die Federchen des Hinterkopfes
werden nähmlich erneut und sowohl schwarze,' als auch weisse entspriessen den Spuhlen.
Diese Erscheinung muss in individuellen, abnormen Zuständen des Vogels ihren Grund
haben. Das braune Brustband, dessen seitliche Federn bisweilen schwarze Spitzen zeigen,
ist an keinem meiner alten Vögel so rein braun, als es die, von, Gould gegebene Abbildung
darstellt, vielmehr sind die meisten der braunen Federn ,weiss gekantet. ,> Ein
anderes Kennzeichen recht alter . Männchen besteht darin, dass die bei Jüngern .Vögeln
beiderlei Geschlechtes vorhandenen schwarzen, stumpfen Federspitzen, welche seitlich der
Kehle bis fast zum Schnabelgrunde einen recht .deutlichen Zug bildend), ganz verschwinden,
so dass die weisse, kaum seitlich in leichtestem Bräunlich überflogene Kehl-
fläclie sich bis zum schwarzen Zügelwangenstreifen erstreckt. Auch gewinnt, das Schwarz
im Winkel der Unterkieferäste etwas mehr an Umfang.
Der nähern Erörterung des .Gefieders an 2—3jährigen männlichen Vögeln bin ich
insofern überhoben, . als die. meisten der bekannten Beschreibungen nach solchen Individuen
gemacht wurden. So auch die in der Fauna japónica.3) und v.- Middendorffs
Angaben4). Die helle.Scheitelbinde ist jedoch auch in diesen Trachten grossen Variationen
unterworfen und fehlt an einem Individuum, welches am 3:0. März 1858 im Bu^
r e ja - Gebirge geschossen wurde, ganz, an diesem finden wir dagegen ' fast alle Kopffedern
licht) graugelb umrandet. Da aber die Ammern, der nordischen und gemässigten
Zone kein besonderes Hochzeitskleid anlegen, sondern nur eine einfache Herbstmauser
durchmachen, so müsste die Abwesenheit des weissen Kopfstreifens, die Temminck und
Schi egei bei Emb. rustica im Sommer als typisch beobachtet haben und welche v. Mid-
dendorff bestätigt, durch eine partielle Mauser oder durch Verfärbung erklärt werden.
Bei dem oben schon erwähnten alten Männchen vom 11. April befinden sich auch weisse
junge Federn in den Spuhlen auf dem Hinterhaupte. Uebrigens scheint eine, vielleicht
nur partielle Mauser oder'Erneuerung der Kopffedern im Frühlinge bei alten Vögeln
doch wirklich vorzukommen. Am 22'. März erlegte ich im Bureja^Gebjrge solche
Exemplare von Emb. pithyornus und Schoeniclùs, und am 11, April von Emb. rustica,
deren Kehlfedera noch,zur Hälfte in den Spühlen sassen. Im Uebergangskleide, also in
dem nach der lstèn Mauser gebildeten, besitze ich unter den 20 Exemplaren von-meiner
1) The birds of Europe, vol. m , Tf. 177'. F '
.2) Yergl. N a um a n n , Nachträge etc., Tf. 382.
Emberiza rustica.
Reise nur 'ein Männchen;' Dassélbe stimmt in jeder Hinsicht • genau- zu den alten Weibchen.
Zwischen den, Aesten des ■ Unterkiefers findet sich noch keine Andeutung von
Schwarz. - Das Ros.troth alter Weibchen ist aber intensiver, als das junger Männchen.
Uebrigens gleichen sich die Vögel im Jugendkleide in beiden Geschlechtern vollkommen,
worauf H. v. Mlddendorff schon aufmerksam macht. Auch in diesem Gefieder finde
ich die mittlere Kopfbinde nicht immer ängedeutet-und zwar wird sie in einzelnen Fällen
nur dadurch kenntlich, dass neben der äussem schwarzen Federhälfte die innere weisse
Steht und- beide von breiter gelbbräunlicher-Kante umgeben sind. Das vorwaltende-
Gëlbbrâunlich auf der. gesammten Rückenseite ist im Jugendkleide bei dieser Ammer
ebenso ausgesprochen, wie bei den meisten - der hier erwähnten Arten. Ebenso finden
sich d'enn auch auf dem hellen Lehmgelb der Kehle ausser den seitlichen, stärker
prononcirten schwarzen Schaftflecken, schmale schwärzliche im Mittelfelde. ~ Ueber. die
gesammte Bauchfläche verbreitet sich ein lichter Anflug in’s Lehmgelbe; -der auf den
Weichen recht intensiv wird.
Von allen Ammern erscheint Emb. rustica, am frühesten im Süden von Ostsibirien,'
ijedöch habe ich sie nirgends winternd gefunden. Die ersten Vorzügler erschienen
sehr vereinzelt am Taréi-nor am 26. März (vergl.. Pallas Zoogr. 1. ç. p. 43)..
Sie suchten .besonders die Gemüsegärten, und die vor dem Winde geschützt gelegenen Einzäunungen
derselben auf. Bis - zum 12. April sah man ihrer immer nur wenige. Trotz des
anhaltenden N,-Sturmes, -welcher am Ilten und 12ten wüthete, und der niedrigen Temperatur
(12ten 6 Uhr.früh 'r*2,250 R.) hatten, die ermüdeten Vdgelchen ihren Zug fortgesetzt,
kamen aber so ; erschöpft an, dass man einzelne greifen oder mit Steinen tödten konnte.
3)ie untersuchten. Magen dieser frisch angekommenen Reisenden,waren meistens leer und
schlaff, nur in einem fand icHeine Menge kleiner Quarze, was bei Singvögeln auf dem Zuge
selten, nachweisbar ist, dahingegen bei den Grqllatores und Natatores fast stets in solchem
Grade stattfindet, dass der Magen damit straff gefüllt erscheint'-(vergl. p. 71 dieses Bandes).
Westwärts von dieser mongolischen, stark frequentirten, über den.Dalai- und T are i-n o r
führenden Zugstrasse erscheint Emb.'rustica etwas später, nämlich in der ersten Woche des
Aprils. Als ich am 13. April 1859 auf der Poststrasse mich über die Baikalgebirge zum
mittlem Irkutlaufe begab;-traf ich Emb. rustica und Emb. pithyr/rnus in. recht grossen
Schwärmen (40—50) auf diesem Wegé, selbst da an, wo er durch die wildesten Urwälder
führt. Jedoch berührt Emb. rustica dièse Gegenden nur auf, dem Zuge und wurde von,mir
niemals im Sommer am Baikalsee bemerkt. Im Sélenga-Thale traf ich recht viele und
grosse Schaaren am 5. April 1857, als ich über Seleüginsk nach Kjachta reiste. Hier
sangen einzelne Männchen schon damals. Die Beobachtungen aber, welche'ich über das Ein- ■
treffen dieser Art am mittlere Amur machte, lassen noch nichts von der Verspätung merken,
die östlicher, sowohl im Amurmündungslande, wie auch im Staüowoi, wie endlich in
Kamtschatka stattfinden.' Hier nämlich führen dieHerrenL.v. Schrenck, v.Middendorff
und Steller ihre Ankunftszeit mit dem Ende des April und sogar,im Mai an. Am 20. März