alten Vögeln beiderlei Geschlechts vorkommt, bemerkt man im 2ten und 3ten Jahre
noch nichts. Den vordem Körpertheil eines solchen Vogels stellt die Figur d. unserer
Tafel v o r1). Ich bin aber genöthigt, bei T. ruficollis, bevor der Vogel ganz
ausgefärbt ist, noch eine 3te Mauser anzunehmen, weil 2 Männchen (am 28. März
1858 im Bureja-Gebirge erlegt) zwar in Färbung und Zeichnung des Kopfes und der
Brust den alten ausgefärbten Individuen, fast ganz gleichen, das Bauohgefieder aber
ganz so tragen, wie der 2jäbrig6 Vogel^ nur. dass die rostrothen Flecken noch häufiger
und kräftiger erscheinen. Auch in diesem Alter macht sich noch keine Spur der grauen
Weichen oder des nach oben zum Rostroth der Brust %'cbarf abgesetzten, weissen "Gefieders
bemerkbar. Der Mundwinkelzug ist wie bei dem. 2jährigen Vogel angeordnet,
Augenstreif, Wange und Hals nebst Kehle sind zwar rostgelb, aber nicht so intensiv
und rein, wie bei dem ausgefärbten Vogel, da die einzelnen Federcheri noch
schwach weisslich gesäumt sind. Erst tiefer abwärts am Halse, besonders aber auf der
Brust, ist die rostrothe Farbe ganz rein-und wird auf den Weichen nur durch die jetzt
verhältnissmässig schmale; weisse Umrandung unterbrochen. Auf der obern Körperseite vermisse
ich bei diesen. Vögeln noch die Gleibhmässigkeit der grauen Farbe, namentlich
treten auf der Kopfplatte die schmalen, schwarzen Schaftstriche deutlicher und etwas
umfangreicher hervor, als bei ganz ausgefärbten Exemplaren; auch das Gefieder des
Bürzels nimmt einen stark rostigen Ton an, wie wir solchen bei 2jährigen Thieren oftmals,
bei ganz alten und ganz jungen aber nie finden. Die Taf. VIII, Fig. ä. Stellt
einen solchen Vogel in natürlicher Grösse dar. Die alten Weibchen;' Welche mir vorliegen,
passen zur Fig. 2, Taf. 360 entschieden besser, als jüngere Vögel. Der .gänzliche
Mangel der Kostfarbe an den Weichen ist nur den alten Thieren dieser Art eigenthümlich;
ich glaube daher auch, dass jene Abbildung kein Weibchen im mittleren Alter, sondern
einen ausgefärbten Vogel darstellt, und bilde noch den vordem Körpertheil eines solchen
Exemplars (c. unserer Tafel) ab, um die grosse Uebereiüstimmüng dieser .und der Nau-
mann’schen Zeichnung besser zu "veranschaulichen.
Ueber die Grössenverhältnisse dieser und der vorhergehenden Art mit Einschluss von
T. Naumanm giebt nachstehende Tabelle den nöthigen Ausweis.
Turd. ruficollis.
typicus. Naum. .
T otallänge............................................................................... 8” 5"', 8” 6'" ]|8" 5": 8"'6'" . 8" 9 8" 6”' 7" 11'”
Länge des znsammengelegten F l ü g e l s ........................... 4” 10'” 4" 8"' 4 "H '" 4" i r « 5" 2"' 4" 9'" 4” 9'” 4" 9"'
„ des Schwanzes.......................................................... 3” 7"' 3” 6'” 3” 7"' 3" 7"' 3” 10"-' 3" T" 3” 8”' 3” 8"'
„ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . 8'” Ü B 71/*'" 7!/s'7 Ü B 77*T : •7'"
„ des L a u f e s ......................- .................................. .' 1" 2'" 1" 3"' 1" 3'" VJ 2’" 1" 2'" 1"2<" i" 3 1" 2'"
„ der Mittelzehe ohne N a g e l ................................ 91/ 2"' 10”' 10”' 9'” 1 10'" m m i 10'" 10'"
„ des Nagels an der M i t t e l z e h e ........................... ■3'” , %„r,. 372'" » s a r e (27* 3 27*'" o m
1) Einzelne, sehr verblichene Frühlingsvögel, hei denen das Rostroth' wie hei T. obscurus in mattes Gelb
geändert ist, liegen mir auch vor.
Wir ersehen aus dieser Tabelle keineswegs jene z. B. von E. F. v. Homeyer jj)
angedeuteten, aber nicht numerisch ausgeftthrten Grössenunterschiede, welche Turd.
Naumanni ¡von T. ruficollis unterscheiden sollen, und .glauben , in Vorstehendem den
endgültigen Ausschlag für. die Kichtigkeit der Ansichten Schleg.el’s, Gloger’s und
v. Middendorff’s, denen sich auch Blasius anschliesst, gegeben zu haben.
Das erste, sehr scheue Exemplar der Rothhalsdrossel fand ich am T are i-n o r
den. 13. April 1856; 1858 erschienen 3 Vögel im Bureja-Gebirge schon am 24. März,
Tags darauf folgten-grössere Züge und am 27sten waren diese Drosseln am häufigsten und
zahlreichsten.; In diesem Gebirge zogen sie 1857- am 4ten und 5ten September ziemlich
häufig, vom 7ten bis' lOten in UnzahT und wurden dann seltener, da ich am 23sten
noch kleine Züge, am 26sten nur noch einzelne Exemplare sah; im nächsten Jahre fiel
der. .stärkste Zug auf den 17; September. Der Drosselstri'ch fand im Bureja-Gebirge
im Herbste jeden Morgen von 8—10 Uhr statt und war namentlich bei .nebligem Wetter
stark. Die Vögel vermieden das Innere , der Wälder, blieben immer dem Amurufer
nahe, ruheten oft auf hohen Küstern' und Eschen, stricheh in 50—60' Höhe in ungeregelter
Anordnung, und wurden nicht- selten von Buntspechten- begleitet.
133. Aceenlor montanellus Pall.
Es ist auffallend, dass unter den 16 Exemplaren dieses Flühvogels, die ich alle auf
ihrem Zuge durch die'Mongolei erlegte, nur) 4 Männchen, die ändern aber Weibchen
sind. Es wäre möglich, dass auch bei dieser A rt. die beiden Geschlechter in gesonderten
Flügen ziehen, wie ich solches an einigen ändern Singvögeln wahrgenommen habe. Die
Exemplare der mir vorliegenden Suite' stimmen sehr genau mit einander überein. Ein
vermittelnder TJebergang zum Abk' atrogüldris Brandt fehlt gänzlich. Obgleich nun alle
von mir mitgebrachten Bergbraunellen das abgeblichene Winterkleid tragen da sie im
April 1856 erlegt wurden, sö bin ich doch geneigt, zü glauben, dass die östlicher lebenden
Vögel etwas dunkler gefärbt sind. Dafür spricht wenigstens unter anderen ein
Vogel, welcher neuerdings 'durch Herrn Dr. Wulffius der Akademie zugesandt wurde
find dbn e r bei dem St. O lga-Hafen im Februar 1859 geschossen hat (44° n. Breite). Dieser
Vogel besitzt ein so lebhaftes Colorit, wie ich es nur an den wenigen frisch vermau-
seiten Thieren, die ich im Bureja-Gebirge erlegte, wahrgenommen habe. Meine Exemplare
stimmen mit der Naumann’schen Abbildung2) gut überein, jedoch sind die Bauch- und
Brustfedern noch nicht so stark abgerieben,' dass die grauen Mittelfelder der Federn
sich in bogiger Umrandung absetzen. Aeussere sexuelle Unterschiede kann ich nicht
1) Rhea 1849, p. 154.
2) 1. c. Tab. 92, F. 2.