
Tinte des Mantels an meinen Vögeln nicht Erwähnung thun, um sie vom typischen
X. argentatus Nordeuropa’s zu unterscheiden, dieser Ton ist dazu in einer viel zu
geringen Intensität vorhanden. Ganz so wie Pallas *) es schon bemerkt, fand auch ich
auf dem Baikalsee 2 nur durch die Grösse zu unterscheidende Varietäten dieser
Art. Am Tarei-nor, wo X. argentatus in grösser Anzahl brütet, wurden jedoch nur
grosse Vögel erlegt und ebenso liegt, mir aus dem östlichen Saj an-Gebirge nur ein
grosswüchsiges Exemplar vor. Dies- nun erinnert an die durch Hrn. v. Middendorff
im Hochnorden gemachte Beobachtung, der zu Folge an manchen Lokalitäten nur grosswüchsige
Vögel leben (Bogayida), an anderen nur kleinere vorzukommen scheiben. Die
weiter unten angeführten Maasse werden näheren Aufschluss über die Grössenunterschiede
meiner Suite geben. Hier bemerke ich aber noch, dass X. cachinnans. den ich nach
dem Beispiele von Blasius,2) -und L. v. Schrenck a)^mit X. argentatus identificire
und nur als ein e ‘nicht immer constante Varietät der Silbermöve anerkenne,, von mir
am Bäikalsee nur in der Form mit hellerem Mäntel, der kaum etwas dunkler als der
an X. argentatus ist j erlegt wurde. Hierdurch wird nun die artliche Selbstständigkeit, des
X. cachinnans vollkommen erschüttert, da der ihn vornehmlich auszeichnendö Charakter,
den wir im dunklen Mantel zu suchen haben, fast ganz verschwindet und sich meine
Meinen Individuen der Silbermöve vom Baikalsee unmittelbar an den typischen X. argentatus
reihen. Am 29. Juni 1855 wurde nach anhaltendem N.-W.-Sturm zuerst, ein ermatteter
junger Vogel am Ufer ergriffen; später in den* ersten Tagen des Juli erbeutete
ich noch einige solcher jungen Thiere auf der Insel 01 chon. Dieselben haben das Jugend-
Meid noch nicht ganz vollständig entwickelt. Namentlich tragen die Federn des Kopfes, des
Halles, der Schenkel und theilweise auch die untern Schwanzdecken an ihren züsammen-
haftenden Spitzen die Ueberfeste des Nestkleides. Auch in diesem Jugendkleide macht sich
die dunMere und hellere Varietät der Art ganz kenntlich. "Zumal geschieht das in den
dunklern Feldern des Rückengefieders; diese sind an einem Männchen viel eher grauschwarz
als matt rauchgrau zu nennen und besitzen im Vergleich mit denen eines daneben liegenden,
gleich alten Männchens eine bedeutend grössere Tiefe. Bei dem Weibchen gleichen
Alters sind die dunMen Felder der Rückenfedem noch heiler. Sehr weit in der Entwickelung
blieben an diesen Vögeln die Schwingen zurück, die grössten hatten' noch
nicht einmal das Schwanzende erreicht. Die 40 Eier, welche ich am Tarei-nor sammeltp,
schliessen nicht nur Formen ein, wie sie die zahlreichen Abbildungen Thienemann’s 4)
darstellen, und zwar ebensowohl für X. cachinnans, Wie auch für Larus argentatus, Sondern
' es finden sich unter ihnen auch noch mannichfache andere Farbennüancen und Zeichnungen.
1) Zoogr. ross.-'ast. II, p. 319. , •'
2) Naumannia 1858, p. 816 und flgd.
3) Reisen und Forschungen etc> l.-c. p. 504 et seqt.
4) Zur Fortpflanzungsgeschichte/der gesammten Vögel, Tab. XIC, 1, a—c und 4, a—i.
So zeigt ein Ei das stumpfere Ende fast ganz tief schwarzbraun, ein anderes besitzt
auf graugrünem, reinfarbigem Grunde nur kleine, rundliche Flecken in gleichmässiger
Vertheilung etc. Die Abweichungen in den Grössen lassen sich durch folgende Zahlen,
die auf die Längen- und grösste Queraxe Bezug haben, ausdrücken.
Längen&xe. Grösste Queraxe.
Grösstes Ei ■ .. . . .. . 79 Mmtr. (spitz).. 51 Mmtr.
Kleinstes Ei , . .. ,, . 70 „ (stunipf). 53 „
Die Maasse, welche ich an dem grössten und kleinsten Exemplare von Lar. argentatus
aus Ostsibirien ermittelt, sind folgende:
M. alt. M. alt.
Totallänge . . .-. . . . . . . • H f l • H . ,22.V*" 21" |
Länge des zusammengelegten F lü g e l s ............................................... .................................... S j l6 " 9 '" 15" 9'"
“4 ^ " 3"' : „ des Schwanzes ......................................................................... ....................................
6" 7'"
„ der Muhdspalte . . . . . . . . . . . . . . . •' ^ • • • . . •
, 3„ 2», ! I
„ ' des Schnabels, auf der First geme ssen ..........................................................
„ des Schnabels von der seitlichen Befiederungsschneppe des Oberkiefers bis
2" 2"' 1"10'"
zur Spitze. . . . . . . , . . . . . . . . . . . . . - . • •• | ■ l/; T'(y,y& 1" 4" ' •:
„ | des Schnabels vom Vorderrande des Nasenloches bis zur Spitze . . . . • 10"' l l 1/? '";..
10"' 9'"
• 2" 7"' ■ 2"6V2'"u
„ der Mittelzehe ohne Nagel .................................................................... m
1" lll/s '»
- j,‘ dCs Nagels an der Mittelzehe . . . . . . ..................................... • • • 5'" 4"'
Auf dem Baikalsee war L. argentatus die gemeinste Mövenart; ihr an Zahl bedeutend
nachstehend kam dort auch die grosswiichsige Varietät von L. canus. vor.. Sie
lebte dort ganz so, wie Pallas an oben citirter Stelle der Zoographia bereits berichtet,
und ich verweise auf die eingehenderen Mittheilungen, welche ich. bereits in den Beiträgen
zur Kenntniss des Russischen Reiches Bd. 23,. p. 214 und flgd. veröffentlicht habe. Am
Tarei-nor brütete sie im Mai in grösser Anzahl, besonders an dessen südwestlichen Ufern
und auf den Aralinseln. Schon gegen das Ende des. Juni begannen nach vollendetem Brut-
geschüfte die alltäglichen regelmässigen Züge dieser Möven, denen sich die von L. canus
und ridibundus anschlossen. Die Vögel wechselten am Tage vom Tarei-nor zur hohen
Steppe aus, oft sehr weit fortziehend und nicht selten Aas suchend. Sie gingen, wie das
viele Möven thun, auf eine gemeinschaftliche Aesung und kehrten . erst gegen Abend
zu ihren frühern Brutplätzen zurück; vornehmlich sammelten sie Insecten. Vom 12.
zum 13: April 1856 trafen die ersten Silbermöven am T are i-n o r ein, doch waren ihrer
nur wenige. Bis zum 2. September, desselben Jahres waren noch nicht alle fortgezogen.
Der Hauptzug im Herbste findet in den letzten, Tagen des August-Monats statt. Am
mittlern Amur habe ich diese Möve niemals gesehen..