
Recurvirostra Avocetta. Totanus fmlverulentus.
der schwarzen Flecken auf den drei äussern Steuerfedern macht, finde ich an zweien
der von mir mitgebrachten Vögel bestätigt. Ein dritter Vogel (altes M.) zeigt an diesen
Federn dagegen die bei den europäischen Individuen dieser Art übliche Vertheilung
von Schwarz und Weiss. Zu anderweitigen Mittheilungen geben mir die vorliegenden
Exemplare, da sie vollkommen mit europäischen übereinstimmen, keine Veranlassung. Auf
allen Vorländern und steinigen Bachufern, so wie nicht minder häufig auf den Gerölleu
der im Sommer austrocknenden Bäche traf ich am Baikalsee den kleinen Regenpfeifer
als Sommervogel an. Exemplare, die am 28. Juni geschossen wurden, mauserten stark.
In diesen so schweigsamen Gebirgsgegenden war es dieser Vogel, den ich nach Sonnenuntergang
und selbst in der Nacht pfeifen hörte.
189. R ecurvirostra A v o ce t ta L.
Pa lla s Beobachtung, dass dieser Vogel an den Salzseen und in den Steppen
Dauriens lebe, kann ich bestätigen. Am 28. April 1856 trafen am T are i-n o r die
ersten kleinen Banden bei N.-N.-W.-Wind ein und trennten sich dann sehr bald in
Paare. Am 24. Mai fand man mehrere Eier.
190 . Totanus pulverulcutus Müll. ')
Durch das Auffinden dieser Art im Centraltheile Sibiriens wird nun eine grosse
Lücke in dem Zusammenhänge ihrer geographischen Verbreitung gefüllt, da man sie in
neueren Zeiten ebensowohl in Kamtschatka 2), als auch besonders an der Südküste
des Ochotskischen Meeres (v. Middendorff) häufig antraf und Pallas sie als eine
Rarität für die westsibirische Barbasteppe auiführte, während sie auf dem ungeheuren
Raume, der diese äussersten Grenzen ihres Vorkommens trennt, noch nicht nachgewiesen
war. Am 15. Juli schoss ich am Baikalsee unweit des. hohen Kodshor-Berges ein
altes Weibchen, welches hier allein lebte. An diesem Vogel steigt die feine Querwässerung
über die gesammte Brustfläche und dann seitlich über alle Weichenfedem.
Im Uebrigen stimmt er ganz zu den Beschreibungen, wie sie Pallas 2), Temminck,
Schlegel und v. Middendorff gegeben. In Bezug auf die vorhandenen Abbildungen
dieser Art schliesse auch ich mich dem Urtheile Herrn v. Middendorfi’s an und gebe
der durch P a lla s zu seiner Trynga glareola gigebenen den Vorzug vor den übrigen.
-1) Vergl. v. M id d e n d o r f f 's Sibirsche Reise 1. c.‘ p. 214 und Fauna jap. Aves., p 10».
2) Nach Herrn W o s n e s r e n s k y ’s mündlichen Mittheilungcn lebt er sogar noch aut den Aleutischen Inseln.
3) Zoogr. ross.-ast. II, p. 194 als Trynga G-lareöla.
Totmus glottis. Totarns fuscus. 327
Die an meinem Vogel ermittelten Maasse erweisen nachstehende Grössenverhältnisse:
Weibchen.
9"
Länge des zusamm engelegten F lü g e ls ..................................... ............................................... 6
„ des Schwanzes . .......................1 ... .............................................................................. 2" T " *
„ des Schnabels, auf der First gemessen . , . . . • ................................ ..... 1"6 "
, „ des T a r s u s ....................................................................................................................... 1" 27».'"
„ der Mittelzehe ohne Nagel .......................................... ..... ..................................... 1" V"
Es lässt sich wohl mit ziemlicher Sicherheit behaupten, das auch im Amur lande
dieser Vogel ab und zu anzutreffen ist, jedoch besitzen wir ihn von dorther noch nicht.
191. Totanus glottis L.
Nur einzeln weilte dieser Wasserläufer während des Herbstzuges an den Süsswasserlachen
bei Kulussutajefsk, wo ich am 22. August 1856 einen jüngem Vogel
erlegte. Bezüglich der Tarsenlänge, welche bei dieser Art recht bedeutenden Variationen
unterworfen ist, steht mein junger Vogel aus der Mongolei gerade in der Mitte
zwischen denen, die H. Dr. L. v. Schrenck *) hierauf untersuchte; der Tarsus misst
nämlich 2" 3"'. Während des Frühjahrzuges berührte diese Tutanus-Art ganz gewiss
den T are i-n o r nicht. Sie ist mir auch anderweitig in Östsib irien nicht vorgekommen.
Am 4. September 1856 sah ich sie zum letzten Male am Tarei-nor.
193. ’l ’ol anus fuscus Brisson.
Am 12. September 1856 erlegte ich ein junges Weibchen dieser Wasserläuferart
am Tarei-nor, woselbst ich sie im Frühlinge und Sommer nicht bemerkt hatte. Selten
war sie auch nur im Herbste. H. v. Middendorff 2) fand diesen Tutanus bekanntlich
auch im sibirischen Hochnorden brütend, jedoch ist sein Vorkommen ostwärts sowohl,
wie auch im Amurlande noch nicht erwiesen und ebenso wenig ist er in Jap an gefunden
worden. Unser Exemplar stimmt genau zu westsibirischen und europäischen jungen
Vögeln und zeigt allenfalls auf dem Rückengefieder eine etwas bedeutendere Tüpfelung in
1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 415.
2) Sib. Reise 4. c. p. 214.-