
gesucht hatte, kam Nachmittags am 15. September ein Schwarm von 50—60 Exemplaren
zu meiner Wohnung und tummelte sich in den Weidengestrauchen am Amurufer. Später
sah ich keine Zeisige mehr.
*#■ F r i n g l l l a (A c a n t h i s ) l i n a r l a L.
Bei den Vogelhändlem in Irkutsk: Tschetsohetoh (nach der Stimme).
Nach den durch die Herren v. Middendorff1) und L. v. Schrenck3) über die
sibirischen Birkenzeisige angestellten Untersuchungen und einer nähern Besichtigung
meiner, aus 12 Exemplaren bestehenden Suite, muss auch ich jene vielfach versuchte,
durch Bonaparte und Schlegel3) am meisten ausgeflihrte Splitterung in mehrere Arten
verwerfen, dagegen nur sowohl .in der Grösse, als auch im Colorit der F. limria ^ine’
grosse Variabilität beilegen. Die mir vorliegenden Thiere schliessen jene vier, durch
Bonaparte und Schlegel artlich getrennten Formen mit mehr oder weniger' grösser
Annäherung an eine oder die andere dieser Formen, ein. So ist z. B. ein altes Weibchen
vom 10. October 1855, das bei Irk u tsk erlegt wurde, kleiner noch, als Acanthis
rufescens jener Autoren, da es nur die Totallänge von 4" 4'" .besitzt. Der stark in’s,-
Bräunliche ziehende Ton seines Riickengefieders, welcher sich namentlich auch an der
Kehle und den seitlichen Brusttheilen verbreitet, stellt diesen Vogel entschieden zu Ac.
linarm und mehr noch zu rufescens, während seine Bürzelfedern, sammt den obern
Schwanzdecken ganz in der Weise gefärbt und gezeichnet' erscheinen, wie es die Abbildung
vom Weibchen des Ac. canescens in der Monographie des Loxiens darstellt.
Uebrigens betheiligt sich jene bräunlich gelbliche Farbe des Bückengefieders auch am
Roth der Kopfplatte, welches dadurch einen starken Stich in’s Gelbliche annimmt. In
Bezug auf die Schnabel-Längen und Stärken halten alle meine Exemplare das Maass von
3-1/*—4"' ein. In den Totallängen aber sehe ich die Maasse von 4" 3"' bis zu
4" 10"' schwanken. Diese grössten Exemplare haben nun, obschon die breiten hellen
Kanten der Schwingen 2ter Ordnung und die der grossen obern Decken, sammt der
Färbung des Bürzeis sie zum Ac. canescens Bonpt. et Schlgl. stellen, doch nur den
Wuchs von Ac. linaria und auch dessen gelben Schnabel. Wir finden also hier wieder .
Uebergangsformen, wie vorher bei Ac. rufescens, welche die artliche Trennung unmöglich
machen. In den frischen Herbstkleidem schliessen sich die von mir mitgebrachten Exemplare
meistens und am besten der F. linaria, wie sie in jener Monographie gezeichnet Und
beschrieben wurde, an. Kleinwüchsige Exemplare in der Frühlingstracht schliessen sich
in beiden Geschlechtern ganz an Fr. horealis Vieillt. '=?= Imune, canescens Gould = Acan-
1) Sib. Reise 1. c. p. 150 und flg.
2) Reisen und Forschungen etc.,1. c. p. 296 und flg.
3) Monographie des Loxiens, p. 46 und fl^., Taf. 51—54.
this canescens Bonpt. et Schlegel, aber sie haben noch nicht einmal die gewöhnliche
Grösse von Ac. linaria {42/4"), sondern kaum üya" ; Totallänge. Der Bürzel ist bei diesen
Exemplaren meistens rein weiss. Eines dieser Thiere im frischen Winterhabit, am 14. October
bei Irk u tsk geschossen, ist ein Weibchen, dessen Superciliarstreifen sehr breit,
fast rein weiss ist und sich nach vorne zum Schnabelgrunde fortsetzt; es stimmt darin
vortrefflich zu Gould’s schöner Abbildung, besitzt indessen die Rückenfarbe bei weitem
nicht so dunkel. An diesem Vogel hat die schwarze Kehlplatte schon jetzt, wo ..die
Federränder noch kaum angegriffen wurden, einen solchen Umfang zur Brust hin erreicht,
dass sie dieselbe fast berührt. Dies findet häufig im vertragenen Frühlingshabit statt.
Von den Frtthlingskleidem meiner Collection erwähne ich noch eines, welches ein weiblicher
Vogel trägt und das sich durch sein bedeutendes Dunkel und den gänzlichen
Mangel bräunlich gelblicher Beimischung in den hellen Federrändern auszeichnet. Dieser
Vogel muss zur Vart. canescens gezogen werden und hat die matt grauschwärzlichen
Federn, des Rückens mit schmalen weissen Umrandungen. Bei einem ■ ändern Vogel,
einem am 19. März am Tarei-nor erlegten M., machen sich die breiten schwarzen
Schaftflecken der Weichenfedern sehr bemerkbar, weil sie in, so dunkler Farbe und in
solchem Umfange nicht leicht am Birkenzeisige Vorkommen, An diesem Vogel hat der
Rücken, eine schmutzig braungraue Farbe, in welcher nur wenige abgeriebene weisse
Eederkanten stehen.
Die Birkenzeisige fanden sich Ende September 1855 bei Irk u tsk ein, wurden
aber erst, nachdem in den ersten Tagen des Octobers Schnee gefallen war, gemein
Im Bureja-Gebirge sah ich de 1858 zuerst am 10. September. In den daurischen
Hochsteppen winterten sie am Tarei-nor auf den nahe gelegenen Buchwaizenfeldern und
suchten an deren Rändern die dürren Ghemopodiaceen und Artemmen auf. Seit dem
14. März rotteten sich die Birkenzeisige im Bureja-Gebirge zu grössern Banden, die
sich namentlich Morgens früh auf einzeln dastehenden Schwarzbirken {Bet. damrica) vertheilten
und eifrig sangen. Die Weibchen lockten damals mit merklich veränderter
Stimme, recht ähnlich derjenigen der Seidenschwänze. Am Tage suchten die Schwärme
die dichten ,Unterhölzer der Laubwälder auf. Noch am 10. April bemerkte ich im Bureja
Gebirge einige Birkenzeisige, später aber nicht mehr.
9*. FringiUa Kawaraliiha Temm.
Auch unter den sperlingsartigen Vögeln findet man am mittlem Amur eine bis dahin
nur der japanischen Omis, zugezählte Art,' die ich am 23. April 1858 in den Ebenen
oberhalb des Bureja-Gebirges, gleich bei dem Paschkowa-Posten am rechten Udir-
(Chingan-) Ufer antraf, wo sie in kleinen Schaaren vorkam und am 30. April schon
in gesonderten Paaren lebte.
Dieser hier lebende Vogel ist die yon T emminck schon im 3ten Volumen seiner Planches