
grosse Schaaren der Baumpieper ein und hielten sich namentlich in den lichten Waldungen
am Amurufer auf. Sie wurden im Jahre darauf bis zum 20. September ebendaselbst
beobachtet.
HO. H o la r llla alba L.
Sehr erwünscht ist es, in den sich immer mehr vervollständigenden Materialien zur
Fauna Ost-Asiens, welche in den Sammlungen der Kaiserl. Akademie concentrirt werden,
gerade solche Glieder zu finden, die die Uebergänge formenreicher Varietäten unter sich, oder
zum typischen Individuum vermitteln. Es schliessen. sich auf diese Weise die Reihen
jener variablen Abänderungen gewisser Arten immer deutlicher ab und wir lernen diese
Arten, trotz oft bedeutender Abweichungen der Varietäten, immer besser in ihrer einheitlichen
Selbstständigkeit kennen. In dieser. Beziehung freue ich, mich gerade über die
weissen Bachstelzen, welche mir von meiner Reise yorliegen, da sich die 5 alten Individuen
meiner Suite unmittelbar denjenigen anschfiessen, die neuerdings durch Herrn
L. y. Schrenck. als eine interessante Varietät der weissen Bachstelze (Vart. paradoxa)
beschrieben wurden '), in einer Beziehung aber wieder der Mofacilla alba vart. Ingens
Blig. sehr nahe kommen. . ,
Bei allen 5 Exemplaren der alten Vögel, von denen 2 W. und 3 M. im Hochzeitskleide
sind, ist das ganze Gesicht rein weiss. Keine Spur des Ziigel- oder hintern
Augenstreifens ist an ihnen zu bemerken, das Weiss trennt ferner in' breiter seitlicher
Halsbinde das Schwarz der Brust von dem des Hinterkopfes, und Nackens und wir sehen
meine Suite in der Vertheilung der weissen Farbe ganz genau die Kennzeichen der
mrt. paradoxa einhalten. Anders verhält .es sich mit dem Schwarz. Jenes schmale,
halbmondförmige Band in der Kropfgegendj wie es der Mat. alba vart. paradoxa zukommt,
dehnt sich bei den-in Rede stehenden Individuen, die in Transbaikalien und hei
Irk u tsk erlegt wurden, sowohl'aufwärts als abwärts hin bedeutend aus. Zwar erreicht
es zum Sphnabelgrunde hin noch nicht die Mächtigkeit, wie bei der vart. Ingens, tritt
jedoch, zumal bei den Männchen, über bie ganze untere Halsseite bis fast zur Kopfgegend.
Hierin finden wir also entschieden einen Uebergang der vart. paradma, zu der
vgk. Ingens und ich bringe nun noch in Erinnerung; dass, bei den 5 mir vorliegenden
Bachstelzen -die Vertheilung der grauen und sehwarzen Fär^e auf der'pbern Körperseite
ganz genau, so ist, wie bei der Mot. alba Europa’s, und dass die obem Flügeldecken
nicht immer weiss, wie bei Ingens, sondern namentlich ßei Jüngern männlichen
Vögeln und bei den Weibchen sich in: ihrer Färbung an die der Mot. alba typica anschliessen.
So stellt es sich noch deutlicher heraus, dass die in Rede stehenden Bachstelzen
von jeder der 3 hauptsächlichsten Formen dieses. Vogels etwas besitzen, nämlich:
von M. alba vart. paradoxa die Vertheilung der weissen Farbe auf dem Gesichte,
von M. alba vart. Ingens die Vertheilung der schwarzen Farbe auf der Kehle
und oft auch die der weissen auf den obem grossen Flügeldecken und
von M. alba typica enropaea das Grau des Rückens und oft auch das der
ohern grossen Flügeldecken.
Wir dürfen uns nur an dem fertigen Hochzeitskleide der M. alba E u rö p a ’s das
Schwarz von dem Winkel der Unterkieferäste an auf eine Strecke von 8—9 Linien
durch Weiss ersetzt denken, so haben wir die von mir eben besprochene Varietät, die,
wie schon bemerkt, ein sehr gut vermittelndes Glied zwischen allen 3 in Russland
vorkommenden Formen der Motacüla alba darstellt.
In Bezug auf die Unterschiede des Gefieders, die in sexuellen Differenzen der
Vögel ihren Grund haben, ist zu bemerken, dass bei den Weibchen das Weiss der Kehle
tiefer abwärts reicht und sich in' den obem Theil des schwarzen Gefieders auf dem
Kropfe mischt. Dieses letztere aber gewinnt etwas an seitlicher Ausdehnung am Halse,
so dass hier fast die Verbindung der schwarzen Nackenfarbe mit der des Halses stattfihdet.
Das Jugendkleid dieser Vögel giebt mir gleichfalls Veranlassung zu einigen Mittheilungen.
Es hegen mir in diesem 2 Männchen, das eine aus den Hochsteppen vom
T a re i-n o r vom 14. August 1856, das andere aus dem Bureja-Gebirge vom 1. September
1857 vor. Beide tragen das frisch angelegte erste' Winterkleid und stimmen
insofern nicht ganz genau überein, als das eine zur vart: Ingens, das andere zur vart.
paradoxa gehört. Bei dem einen und zwar bei dem im Burejä-Gebirge geschossenen,
ist nämlich Zügel- und hinterer Augenstreifen in mattem Schwarz schon deutlich vorhanden;
an den Halsseiten aber steht in der lichten, gelblich weissen Farbe nur ein
undeutüch umgrenzter schwarzer Fleck, der in schwachem Uebergänge an das schmale,
jetzt entschieden mondförmige schwarze Brustband sich schliesst. Sonst aber weicht dieser
Vogel auch nicht im Geringsten von gleich alten Exemplaren ab, die das Herbstkleid
angelegt haben und aus Europa stammen, wie mir solche zum Vergleiche vorliegen.
Das 2te junge Männchen repräsentirt vollständig die vart. paradoxa] das
lichte, etwas schmutzige Gelbweiss der Stirn tritt auch im ersten Winterkleide schon
bis zur Mitte der Kopfplatte, dann folgen einige, in ihrer vordem Hälfte schwarze
Federchen und endlich die grauen, die auf dem Kopfe noch einen geringen Anflug in Gelb
haben und erst im Nacken und auf dem Rücken rein grau werden.
In den Grössenverhältnissen schliessen sich meine Exemplare genau an die Maasse,
welche H. L. v. Schrenck (1. c. p. 343) für Mot. alba vart. paradoxa ermittelte.
Am mittlem Amur kommen nach meinen Erfahrungen beide Varietäten der weissen
Bachstelze vor, jedoch liegt mir aus Transbaikalien kein Exemplar der vart.
Ingens vor, sondern alle von dort herstammenden Individuen gehören zur vart. paradoxa.
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