Der Brachpieper lebt nach den Mittheilungen des Herrn Akademikers v. B ra n d t *)
im südlichen Westsibirien. Im Osten ist er, zumal in den steinigen Hochsteppen, gar
nicht selten und lebte in der Nähe feuchter Wiesen und Umzäunungen, gerne auch da,
wo Kiefemgehölze nahe waren. Am Tarei-nor traf er am 9. Mai 1856 ein. Am 10. Juli
waren noch die Hoden der am Baikalsee erlegten Männchen sehr .stark geschwollen.
Bei Zagan-olui war er die allein yorkommende Pieperart. Oftmals'gescheucht, fliegt
er dann nicht mehr im gedrückten Bogen fort, sondern erhebt sich plötzlich senkrecht
und steigt so hoch, dass man ihn aus den Augen verliert. Nach wenigen Minuten kehrt
er aber zu derselben Stelle wieder; von der er gescheucht wurde.
10§> Antlins pratensis L.
Va/rt. japonica. Temm, et Schlegel.
Am.. 20. August 1856 erlegte ich am T are i-n o r, am Nordostende der hohen Gobi,
ein Exemplar des Wiesenpiepers; dasselbe, ein Männchen, befindet sich im frischen Herbstkleide
und schliesst sich vollkommen an. die in der Fauna japonica 2) beschriebenen
und abgebildeten Wiesenpieper Japans an. In; diesem Kleide gewinnen die schwarzen
Flecken der Brust und der Weichen gleichfalls, wie. beiden Wiesenpiepern Jap an s, an
Umfang; die Farbe der untern Körperseite ist ein lichtes Gelbweiss, welches, zwischen
den. Unterkieferästen heller wird, sich aber in ..grösser. Gleichförmigkeit auch
■über die untern Schwanzdecken verbreitet. Der grünliche Anflug auf dpr obern Körperseite
fehlt meinem Vogel gänzlich, die hellen Umrandungen der schwarzen Mittelflecken
der Federn haben eine lehmgelbe, in’s Graue ziehende Farbe/ Die breiten Umrandungen
der hintern Schwingen sind schmutzig weisslich. Zum bessern Vergleiche stelle ich hier
die in der Fauna japonica mitgetheilten Maasse, sammt denen, die Herr L. v. Schrenck
ermittelte, zusammen und füge ihnen die an meinem Vogel genommenen hinzu.
Tarei-nor. Schilka. Japan.
Totallänge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . ; . . . . 1 ■■5, / 2"' ... 5.” 9"'
Länge des zusammengelegten Flügels . . . . . . . . . . « . 3" 2" 3" 2"' 3" i "—S" 5'"
„ des Schwanzes. . . . / . . . . . . : .......................... 2 " i h ; ; ’ 2" 5"*' 1
„ des Schnabels . . .......................................... . . . ■; 41/s"<' —
j, des Laufes ...........................• . . . . . . v . . . . ? 9"' iÖ'"
„ der Mittelzehe ohne Hagel . H . . . . . . . . . . ., . 6'" - 1 • T " . A
„ . des Nagels an der Mittelzehe mm —
der Hinterzehe ohne Nagel . . . . . . . . . . . . .. . . . . ■ 4'" 41/8'".i , f 1 ;..s-
„ des Nagels an der Hinterzehe.......................... • • . . . . '5'". " 5'" —
1) Voyage seientifigue dans l’ÄJtai orientale par T c h i c h a t c h e f f , p. 442.
2) L c. Aves. p. 59, Tab. XXIV.
Es schliessen sich also die Schwingen der sibirischen Wiesenpieper besser an die
Proportionen, welche für den Anth. pratensis in Europa ermittelt wurden, und erreichen
die Länge der japanischen Exemplare nicht.
Anthus pratensis ist ein seltenes Vögelchen im Süden Sibiriens, wo es bis jetzt
nur am obern Amur gefunden wurde. Das von H. L, v. Schrenck erwähnte Exemplar
und das unserige sind unseres Wissens die einzigen Thiere dieser Art, welche aus dem
südlichen Sibirien bekannt wurden. Am 22. .April traf dieser Pieper am T are i-n o r ein.
10 9. Anthus arboreus Bechst.
In der That bestätigt meine Suite von 10 Exemplaren des Baumpiepers die That-
sache, dass, je weiter wir diesen Vogel im Osten Asiens antreffen, die' Feekung seiner
uhtem Körperseite umfangreicher und häufiger wird, dagegen die Bückenfarbe als eine
mehr gleichförmige, stark in’s Olivengrütie ziehende erscheint. Exemplare vom Baikalsee
und aus dem östlichen Sajan (Tunklnskische Ebene) erreichen in diesen Beziehungen
noch nicht die Individuen, Welche ich im Bureja-Gebirge schoss. Bei einem dieser
letztem fliessen im frischen Herbstkleide die schwarzen Flecken auf der Vorderbrust
fast zu einem wenig Unterbrochenen .Bande zusammen; die hintern Weichenfedem werden
intensiv lehmgelbgrau und nur zwischen ihnen bleibt ein schmales Feld auf dem Bauche,
weiss und .ungefleckt; dagegen marquiren sich kaum, noch'dife dunklem Mittelfelder der
Federn auf der obern Körperseite. Den Erörterungen, welche die Herren v. Middendorff
und L. v. Schrenck über dei Baumpieper Ostasiens in ihren Werken geben, habe
ich kaum etWas Wesentliches •ä'hinzuzufügen.
, An einem .Weibchen, welches am 16/28. Juli 1855 "am obem Baikalsee erlegt
wurde, ist das gesammte Gefieder, namentlich aber die. Schwingen, Sehr abgetragen; es
lässt sich aber gar keine Spür. zur nächsten' Mauser äuffinden. Bei' diesem Vogel verblich
die grünliche Bückenfarbe zu einer stark in’s Graue ziehenden, in der sich die
dunklen Mittelfelder 'der Federn deutlich absetzen. '
Der Baumpieper traf etwas später als der Wiesenpieper in 'T ran sb a ik a lien ein.
Am 24. April 1856 traf ich ihn in grösser Zahl am -Tarei-nor zum ersten Male an.
In den Tunkinskischen.Gebirgen, am mittlern Irkuilaufe, sah ich ihn zuerst am 6, Mai
1859, dort lockte er in den Birkengehölzen seit dem 20sfen sehr eifrig.
In der hohen Gobi Waren die Baumpieper schon Seit dein 1. September auf dem
Zuge und äusserst unruhig hielten sie sich’ zwischen den Carexhügelchen am sumpfigen
Ufer der Susswasserlachen bei Kulüssutajefsk auf. Später zogen'sie sich mehr in die
mit Binsen bewachsenen Uferstrecken dieser Lachen zurück, wo ich sie am 4. September
antraf. Am Ilten fiel mir ihre Häufigkeit in, dem Bohr, welches ebenfalls an diesen
Wassern hie und da steht, auf, und seit dem 16ten bemerkte ich sie nicht mehr. Später
weilen sie im Herbsteam mittlern Amur. Am 31. August 1857 trafen im Büreja-Gebirge