
wie Lichtenstein *). glaubt, auch zugleich ausdauernde Laufvögel sind, bezweifle ich,
da ihre Bewegungen zu Fusse zwar rasch, aber nicht anhaltend waren, wenn ich sie
sah. Sehr sonderbar ist das Fortziehen zahlreicher Syrrhapies - Banden im Sommer. Es
liegt mir darüber eine Beobachtung vor, die entschieden dafür spricht und welche ich
selbst machte. Als ich mich in den letzten Tagen des Mai zu den im Tarei-nor gelegenen
Aralinseln begeben wollte, musste ich weite Uferstrecken am jetzt ausgetrockneten
See zurücklegen und stiess Vormittags auf eine Unzahl kleiner Banden dieser Vögel, die
alle insgesammt ein Revier bewohnten, aber so scheu waren, dass ich mich ihnen auf
keine Weise nahen konnte. Nach vielen vergeblichen Versuchen, sie zu schiessen, 1 gab ich
die Jagd bis zum Abend auf. Mit Sonnenuntergang hatten sich alle Vögel in 2 grosse
Schwärme, deren jeder wohl 1000 Individuen fassen mochte, vereinigt und lärmten auf
das Eifrigste. Jetzt war es gar nicht möglich, sie zu beschleichen. Nach mehrmaligem
Auftreiben verliessen sie endlich die Ufer des Tarei und begaben sich an nahegelegene
Winterungsplätze der Heerden, wo in Folge des ..zusammengetretenen Mistes sich eine grosse
Fläche schwarzbraun gegen den sterilen Steppenboden markirte. Hier blieben sie ungestört,
da die einbrechende Dunkelheit mich an der weitern Jagd verhinderte. Sie lärmten fort. Am
nächsten Tage fand ich keinen einzigen in dieser1 Gegend und später ebenso wenig, auch
lauteten die darüber bei den Hirten eingezogenen Erkundigungen alle dahin, es gäbe jetzt
hier keine Fausthühner, aber im Herbst würden sie wohl wiederkommen. So war es auch.
Bei den wegen Eq. hemimus und Amt. gutturosa angesfellten Jagden nördlich vom Dalai -
nor, im October-Monat, zog von Süd nach :Nord eine lärmende Bande in geschlossener,
etwas wellenförmig verschobener Kette an mir vorbei Man schliesst hier am Nordost-
çnde der hohen Gobi aus dem Verweilen dieser Vögel im Herbste auf einen gelinden Winter.
Aus dem Angeführten sieht man wohl, wie die Bezeichnung parruloxus auch, ganz
besonders auf die Lebensweise dieses Vogels passt und man trotz der generischen, jedenfalls
ganz gerechtfertigten Trennung, doch die erste Bezeichnung der Art beihehalten muss
und dem Beispiele Temminck’s (vergl. seine Bemerkung im Texte der Planches coloriées
zu Tab. 95 über die Nothwendigkeit, den Artnamen zu verwerfen) nicht, folgen darf, Das
weisse Fleisch der Fausthühner ist ausserordentlich schmackhaft. Im Innern der Mongolei
soll es so häufig sein, dass dem, dieMissionennachPeking begleitendenKosaken-Commando
vornehmlich durch diese Vögel während der Reise eine Fleischnahrung geboten wird.
159. liagopus albus Gm.
Ich stiess während meiner Rundreise um den Baikalsee niemals auf diese Schnde-
huhnart und muss voraussetzen, dass sie im Sommer hier nicht lebt. Im östlichen Sajan
lebte sie in den, Höhen von 5—60Ö0'. Hier brütet sie auch in den breitem Thälern,
die mit strauchenden Birkenarten bestanden sind. Am mittlern Amur fehlt sie ebensowohl
im Sommer, wie auch im Winter gänzlich.
160« Lagopus alpinus Miss.
. . .
Bei den Burjaten des Obern Ir kW- und Oka-Thales: Achüne.
Ueber der Verbreitungsgrenze der alpinen Rhododendron-Gebüsche fand ich in der
Höhe von 8800' bis 9700' bei der Besteigung des Munku-Sardik sowohl am 25. Juni,
als auch am 12. Juli 1859 theils brütende Weibchen, theils schon familienweise geschaarte
Völker dieser Lagopus-Art. Die ersten Nester lagen in circa 8000' Höhe über dem Meere.
H. v. Middendorff regt zum Schlüsse seiner Untersuchungen über die Alpenschneehühner
Sibiriens *) auch noch die Speciesfrage bezüglich der Trennung oder Vereinigung
von Lag. rupestris Leach. und L. alpinus an. Unser vom Munku-Sardik mitgebrachter
weiblicher Vogel, der das vollkommen ausgefärbte Sommerkleid trägt, lgiebt mir Veranlassung
auf Lag. rupestris zurückzukommen und mich dahin auszusprechen, dass ich der
artlichen Trennung der amerikanischen Alpenschneehühner von denen der alten Welt
nicht das Wort sprechen kann. Wenn nämlich schon immerhin unser Exemplar sich
auf das Genaueste der schönen Abbildung, welche Swainson und Richardson2) geben,
anschliesst, so zeigt überdies noch eine zahlreiche Suite amerikanischer Vögel, die wir
dem Fleisse des Hrn. Wosnessensky verdanken^" gerade solche Weibchen in der
Sommertracht, wie sie das akademische Museum theils von Lappland her, theils
von den Pyreneen erhielt.
Bei dem Vergleiche von 7 Weibchen von den verschiedensten Fundorten finde ich
zwar manche Nüancirungen in der Farbe und auch einige unwesentliche Zeichnungsunterschiede,
zähle diese aber um so mehr theils zu den individuellen Variationen im
Gefieder, theils zu solchen, die vielleicht vom Klima bedingt wurden, als jene Vögel
gerade nicht nur unter sehr verschiedenen Breiten gefunden wurden, sondern eben-
sowoM im S.-W. der alten, Ms auch im N.-W. der neuen Welt ihr Vaterland hatten.
Die Vögel von der Insel Unalaschka, welche Herr Wosnessensky mitbrachte,
stimmen genau zu denen, die in Kenai geschossen wurden. Das Vorwalten der grossen
schwarzen Flecken im Rückengefieder, wie solches ganz besonders Audubon3) abbildet,
ist bei ihnen zwar meistens, aber nicht immer, bemerkbar. Ein zweites Weibchen
von der Unalaschka-Insel zeigt das im Grundtone schon tiefer rostbraune Rücken-
1) Sib. Reise 1. c. p. 194.
2) Fauna boreali-americana vol. n , Tab. 64.
3) Tab. CCCLXm seines Atlasses.