
184 Pyrrhula vulgaris.
Einzelne Paare dieser Art bleiben auch wahrend des Sommers am mittlern Amur
zum Brüten. Im Spätherbste und zu Anfang des Frühlings rotten sich die Banden, aus
10—30 Exemplaren bestehend, und streichen, wobei.sie stets die. einsylbig sanft pfeifenden
Töne hören lassen. Bei Irk u tsk stellten sich 1855 diese Züge in grösserer
Zahl erst Ende Septembers ein. Dort werden sie sammt Meisen, Kreuzschnäbeln Gimpeln
und Schneeammem von Vogelstellern, gefangen. Sie .halten sich aber meistens nur
kurze Zeit im Bauer und verlieren die ihnen eigene Lebhaftigkeit dann fast ganz. Bis
gegen den 1. November trifft man sie am häufigsten auf dem Durchzuge an. Später
werden die .einzelnen Paare sesshaft und bewohnen mit Pyrrh. , vulgaris die dicht bestrauchten
Bachufer und halten sich gemfe auch in der Nähe des Getreides da auf, wo
solches auf Halden in lichten Waldgegenden gestapelt wird. Am Onon traf Ur. .Sibiriens
am 2.4. September, mit Bombye. Garrula zusammen ein und bewohnte, die Inseln, auf
denen sehr viele Apfelgesträuche wachsen (Pyrbaccatä). Im Bureja-Gebirge sah ich
grössere Banden erst am 27. September,, diese waren, wie immer, ausserordentlich munter,
sie flogen aber nie gleichzeitig, sondern immer , einzeln und lockten fleissig. Der Flug
geschieht im flachen und fast ganz ,gestrepkten Bogen und die Flügel verursachen ein
lautes Schnurren. Vornehmlich suchen diese Gimpel die sumpfigem Gebiete auf, welche
von Sp. saMcifölia. auf das dichteste bedeckt sind. Mit dem 10. März 1858 wurden die
gerotteten Banden wieder häufiger und so sah ich sie bis zum 23sten, dann aber nur noch
selten und vom 9. April an kamen mir nur einzelne Paare zu Gesicht..
t!J . P j r r h u l a v u l g a r i s Briss.
Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Shulan.
Am Baikalsee sowohl wie in Transbaikalien habe ich den Dompfaffen nur in
der europäisch typischen Tracht und Grösse gefunden, dagegen die Vart. orientalis vermisst.
Zwei Männchen und ein Weibchen, welche ich aus den Umgegenden von Irk u tsk
und vom Dorfe Kultuk am Baikalsee mitbrachte, stimmen vollkommen zu europäischen
Exemplaren. Auch im Bureja-Gebirge, wo im Winter diese Gimpel nicht häufig waren,
habe ich nur rothbäuchige Männchen wahrgenommen. Es scheint daher in dör That
die Vart. orientalis sich vornehmlich auf die Ostküste Asiens und die anliegenden Inseln
zu beschränken. Die Zeit des Streichens fällt für die Dompfaffen mit der der vorigen
Art genau zusammen, wie denn überhaupt-beide Vögel gerne beisammen leben, oder sich
doch oftmals wenigstens ein Exemplar oder einige der einen Art den grössem Bänden der
ändern anschliessen. Im Bureja-Gebirge zogen die Dompfaffen mit dem 15. März 1:858
direct nordwärts und pfiffen dabei sehr emsig. Damals waren die Südseiten der Gebirge
schon schneefrei und am Abend dieses Tages las man + 2° R. nach Sonnenuntergang
trotz des kalten N.-W.-Windes ab; es machte sich also, das Herannahen des Frühlings
Pyrrhula (Cärpodaeus) ruhìciUa. Pyrrhula (Carpodacus) erythrim. 185
in hohem Grade bemerkbar. Im Herbste 1857 stellten sich die Dompfaffen am 27. September
im Bureja-Gebirge ein, zogen damals aber nicht selten in getrennten Banden
der beiden Geschlechter; so sah ich am 28sten vornehmlich nur Züge, aus weiblichen Vögeln
bestehend.
6®. P y rrh ula (Carpodacus) ru b ic llla Güld.
Auch das östliche Quellland deè Jenisei: wird von dieser schönen Art ab und zu
bewohnt. In der Collection, welche der sibirischen Zweigabtheilung der Kais. Geographischen
Gesellschaft in Irk u tsk gehört, befinden sich mehrere ostsibirische Exemplare
davon. Ich selbst konnte sie aber in den Östlichem Grenzgebieten nicht auffinden.
6 ». P y rrh ula (Carpodacus) erythrlna Pall.
Von dèn 14 Karmingimpeln, 'die ich aus Transbaikalien. mitbrachte, ist besonders
'èi-n altes Männchen interessant, welches am 20. Mai mit ändern dieser Vögelchen
in den Straucheinzäunungen der Gemüsegärten bei Kulussutajefsk lebte und erlegt
wurde. Dasselbe besitzt nämlich das bekannte, durch den Einfluss der Gefangenschaft
hervorgerufene gelbe Gefieder, wie' es die alten Männchen der Karmingimpel sowohl, als
auch die der Kreuzschnäbel und Fichtengimpel im Bauer anlegen. Es scheint demnach
doch gewiss, dass wir diese Erscheinung mehr aus individuellen Krankheitsanlagen, die
auch im ungehinderten Ereiheitszustande der betreffenden Arten eintreten können, herzuleiten
haben, als die Ursache derselben gerade der Gefangenschaft ausschliesslich beizulegen.
Unser Karmingimpel ist. entschieden ein älter Vogel, sein Bauch- und Brustgefieder
zeigt keine Spur von Schaftflecken. Ein lebhaftes Gelb, das man auf der Kehle
als Goldgelb bezeichnen muss, welches auf dem Scheitel in Grau getrübt, auf dem Bauche
stärker in Grau gemischt' ist, bestimmt die allgemeine Farbe des Gefieders. Die Intensität
dieser Farbe, ihre Vertheilung überhaupt entspricht ganz dem Roth der typischen
Tracht alter Männchen. Im RückengefiedOr aber rief das Gemisch von Braun und . Gelb
eine stark in’s 01ivengelberziehende Grundfarbe, hervor, in der sich die reiner gelben Bürzel-
fedem in allmählichem Uebergange verlieren. Wie im Gefieder dièses Vogels der helle -Ton
durch die gelbe Farbe bedingt wird, so bemerkt man auch im Schnabel und an den
Füssen eine' grössere Helle, als sie bei alten Vögeln dieser Art ‘ vorkommt.
An. einem' 2ten, am, 23. Mai ebenfalls bei Kulussutajefsk" erlegten rothen M.,
welches'ich in Folge der Frische und Tiefe des schönen Garminrothes an der Kehle
und auf dem Kopfe für einen recht alten Vogel halte; stehen auf dem Hinterhaupte
einige jener bräunlich olivenfarbenen, mit Schaftflecken versehenen Federn, wie wir sie
am Jugendhabit dieser Art zu sehen gewohnt sind.
. Die Nestkleider dieser Art sind sich bekanntlich in beiden Geschlechtern sehr
ähnlich, jedoch kommt den Männchen die' rothbraune Einfässung der Schwung- und