b. Weibchen.
Man vergleiche Fig. e bis h. .
Recht alte Weibchen gleichen den jungen Männchen bisweilen in hohem Grade, nie
gewinnt jedoch das Rostbraun auf dem Kopfe und im Nacken so an Ausdehnung bei den
Weibchen. Die hellen Endkanten der Kopffedem sind breiter, als bei jungen Männchen,
auf vielen steht darunter ein rostrothes Querband. Dieses Abzeichen fehlt den Nacken-,
Hals- und Rtickenfedern ganz. Die Bürzelfedern so alter Weibchen besitzen die Rostfarbe
junger Männchen, desgleichen wird die Zeichnung des Halsbandes, namentlich an den
Seiten, durch einzelne abgesetzte, oder über die Federspitze ganz sich verbreitende
schwärzliche oder bräunliche Querbinden angedeutet. Das Weiss der oberen mittlern und
kleinen Flügeldecken gewinnt bei den alten Weibchen eine solche Ausdehnung, wie sie die
zweijährigen Männchen besitzen, und ist namentlich an den Federrändern in leicht bräunlicher
Farbe überflogen.
j An den.mir vorliegenden übrigen jungen Weibchen sehe ich recht bedeutende indivi»-
duelle Abweichungen von einander. So zeichnet sich eines dieser Exemplare, am 24. August
1856 am Tarei-nor erlegt, durch das im Gesainmtgefieder - vorwaltende schmutzige Gelb
aus, welches sich auch über die obere Körperseite an Stelle der gewöhnlichen grauen
Federrandfaxbe verbreitet. Dagegen treten die dunklen Zeichnüngen des - Gefieders an
diesem Vogel, namentlich die Zügel, in matteren Dinten auf, so dass zumal am Kopfe ,
die dunkle Zeichnung merklich verschwindet. Dieses Kleid ist keineswegs das Jugendkleid
der Weidenammer, da die Federn I durchaus nichts von der Weichheit besitzen, wie sie
dem Jugendkleide so eigenthümlich- ist. Ein 2tes . Weibchen, am 9/21. Mai am Tarei-nor
getödtet, hat ein dermaassen verschossenes Colorit, dass die untere Körperseite kaum
noch in’s Gelbe zieht. Hebt man ,aber die einzelnen Federn auf,' so ; sieht man die hell
citronengelben Mittelfelder derselben überall, diese üblichen also, da sie verdeckt lagen,
nicht ab.
Das Weibchen im ausgebildeten Nestkleide liegt mir nur in einem Exemplare vor,
welches am 8. Juli am Baikalsee geschossen wurde. Dieses Kleid zeichnet sich in.folgenden
Punkten von-dem älterer-Weibehen aus: Die schwarzbraunen Schaftflecken der
oberen .Kopfseite, so wie- die des vordem Rückens, erweitern sich seitwärts so bedeutend,
dass die hellen Federränder theilweise oder ganz verdrängt' werden. Das Rostbraun der
Bürzelfedem ist kaum angedeutet. Das Gelb der untern Kölrperseite ist matt und schmutzig,
die graue Farbe der Weichen- und Tragfedern erweitert sich zur Bauchflächej-, die darauf
stehenden Schaftflecken sind breit.
Sowohl bei dem jungen Männchen; wie auch bei; dem jungen Weibchen findet sich
die bekannte weisse, schiefe Längsbinde nur auf den äussem Steuerfedern, die 2te ist ohne
weisses Abzeichen. Ersj im 2ten Jahre erhält die 2te Steuerfeder die schmale weisse
Zeichnung, bisweilen betheiligt sich selbst die 3te noch daran. ,
Die Weidenammer fand ich überall in meinem Reisegebiete. Sie lebte selbst in den
Sajanischen Alpen bis zu einer Höhe von 6000' und wählte hier die Ufer der
Quellgerinne, welche mit buschigen Weiden und Betula mna oft gut bestanden sind, zum
Lieblingsplatze für den Lockgesang. Gemein war sie schon, in 5000 Höhe in Gemeinschaft
mit einigen Museicapem anzutreffen, ging aber nicht bis in die Region der Baumgrenze,, so
fehlte sie auch bei den,Graphitwerken des Herrn A libert, kam aber im Butogoll-Thale schon
vor. Lichte, gut bebuschte Flachländer, Inseln, sonnige Birkenhaine bewohnt sie am häufigsten,
den- Coniferenbeständen fehlt sie. Auch in der Mongolei fand ich sie in solchen
Thälern, wo niedrige Weidengebüsche hie und da Vorkommen (Urulungui-Thal und
am Argunj) als Brutvogel. Im Falle sie keine Weidengebüsche bei ihrem Aufenthaltsorte
findet, so begiebt sie sich auch wohl auf die Spitzen der vorjährigen, abgetrockneten
Pflanzen zum Locken. Nach meinen Erfahrungen wird diese Ammer östlich, dem Amurlaufe
entlang;, seltener, dagegen Emb. spodocephala, die im westlichen Theile meines
Reisegebietes ganz fehlt, häufiger. Wenigstens habe ich die Weidenammer auf den Inseln
des Onon. (im Juni), in den Gebirgen bei Klutschefskoi, bei Zagan-olui, so wie in
den Umgegenden von Irk u tsk , Tunka und auf den Flachländern" am Baikalufer sehr
viel öfter zu Gesichte bekommen, als am obem und mittlern Amur. Für das Bureja-
Gebirge muss ich sie sogar als einen recht seltenen Bewohner aufführen, dagegen wird
sie in den Ebenen des untern Sungarilaufes wieder häufiger. Der liebliche Gesang der
Weidenammer findet, so lange die Männchen locken, in 3 von einander abweichenden
Melodien statt. Ausserdem lässt auch diese Art den kurzen zippenden Ruf oft erschallen.
53. Emberiza Citrinelia L.
Pallas führt *) die Goldammer als in den Isetischen Steppen noch vorkommend
an und H. v. B ran d t nahm sie in das Vergleichniss der Vögel 2) in Tschichatscheff’s
Reise im östlichen Altai auf; sie kommt aber auch im Jenisei-Systeme im Winter sicher vor,
da ich sie schon auf der Strasse,,zwischen Kansk und Kra snojarsk Ende November
1859 beobachtete und namentlich bei Krasnojarsk, als ich über die Eisdecke des
Jenisei fuhr, recht oft auf dem Wege sah. Wahrscheinlich geht sie, wie die Schneeammef,
im Winter den grossen Heerstrassen nach und dürfte mit der Zeit auch wohl noch östlicher
sich zeigen.
54. Emberiza cbrysoplirys Pall. Taf. IV. Fig. 1. a, b, c: 1
Zu den von Pallas entdeckten seltenen Ammern Ostsibiriens, welche später nicht
wieder aufgefunden wurden, gehört auch Emb. chrysophrys, von welcher man nur noch
1) Zoogr. ross.-ast, T. n , p. 37.
2) Yoyage scieútifique dans l'Altai orientale par Tchichatcheff, p. 440.