
wurden beide Formen durch die dort lebenden Burjaten unterschieden. Dagegen
fand ich im Apfelgebirge wiederum nur den T. urogalloides und niemals einen T. urogallus.
Es scheint also keineswegs das Gebirge entscheidend für diese oder jene
Auerhahnart zu werden, sondern in der That in dem östlichsten Theile Ostsibiriens
nur die kleinwüchsige vorzukommen. Auf dem Markte von Irk u tsk sah ich niemals
den T. urogalloides. Die riesigen alten Männchen, deren ich 3 vom mittlern Irk u t
aus den Wäldern des Tunkinskischen Hochgebirges mitbrachte, weichen in keiner
Hinsicht von den alten Auerhähnen E u ro p a ’s ab. Andeutungen weisser Flecken auf
den Schulterfedern oder den oberen Schwanzdecken fehlen vollkommen. Variabel sind
die Schwanzlängen. Die Bauchfläche zeigt viel Weigs, einzelne weisse Federn verbreiten
sich von ihr aus sogar bis in das Brustgefieder.
Der 4te Vogel ist eine wahre Miniaturausgabe des. typischen Auerhahnes, behält
dabei aber nahezu die Schnabelform des T. urogalloides bei); DiesemVogel kann man
nicht abs der Suite der grosswüchsigen Auerhähne ausscblieüsen, wenn man nur .sein
Gefieder betrachtet. Von den weissen Federn deS' Rückengefieders und der obem
Schwanzdecken, wie solche dem T. urogalloides zukommen,' ist keine Spur vorhanden;
die Gesammtlänge des Schwanzes beträgt nur 11 Zoll. Derselbe hat ganz die Färbung
der alten grosswüchsigen Auerhähne, nur ist das bei jenen .-¡ oft fast- gänzlich
schwindende, bisweilen aber auch recht deutlich vorhandene, unterbrochenöy .weisse
Querband an unserem Vogel klar repräsentirt. Die Abstufung der Steuerfedern, ist
derjenigen des grossen Auerhahnes . gleich, die äusserste Steuerfeder bleibt gegen die
mittelste nur um 1" 4"' zurück. Mit einem Wortej bis auf den schlankeren, gestrecktem
Schnabel i s t. dieser Vogel ein kleiner Auerhahn im vollen, auSgefkrbten
Alterskleide. Er stammt nicht aus dem A p fei gebirge, sondern gerade aus Gegenden,
wo 7. urogdllus allein prädominirend ist. Sollte diesem Vögel die bei den wild lebenden
Tetraonen nicht gar seltene Bastardirung sein Sonderbares Aeussere verliehen
haben? Oder werden sich im Laufe der Zeit Beweise auch für die' Veränderlichkeit
der Schnabelform bei T. urogallus nachweisen lassen und' somit in der That die : art-
liche Selbstständigkeit des T. urogalloides in Zweifel gestellt werden? Das Letztere .glauben
wir kaum, da die grossen Materialien des Kaiserl. akademischen Museums gerade auch
zur Entscheidung dieser Frage ein-reiches Material bieten und die Schnabelform und
Farbe bei T. urogallus und T. urogalloides genaue Grenzen; einzuhalten scheinen.
Den Auerhahn fand ich ab und zu brütend während meiner Reise um den Baikalsee,
.so am 9. Juli 1855 unweit des Dorfes Tonkashir und am 17ten wurden
kaum flügge Junge unweit der Sawarotnaja-Bucht aufgescheucht. Im östlichen Sajan,
wo die Birkhühner in einer Höhe, von 4000' vollständig fehlten, waren die Auer-
hühner nicht Selten und J ernährten sich, da hier am Südabhange die Vaccinien wenig
vertreten sind, besonders von den Knospen der Lärchenbäume.
1 6 8 . T e t r a « u r o g a l l o i d e s Midd.
Die , 5 Männchen, welche Ich im November .1856' im Apfelgebirge erlegte, gehören
verschiedenen Altersstufen an und besitzen alle jene durch H. v. Middcndorff1)
schon besprochenen Charaktere, wie sie, .flenn auch die -bedeutenden Schwankungen einiger
dieser. Charaktere,recht deutlich darthun. Diese Veränderlichkeiten betreffen ganz
besonders. die Schwanzlängen. Die weissen Abzeichen treten besonders klar bei den
Männchen, .die.Mas erste schwarze Kleid tragen, hervor. Bei solchen vermausern
einige. Schulterfedern am . spätesten. Die' weisse Zeichnung - tritt- bei ihnen in schmalen
Schaftlinien und breitem, cjuergestellten Endbinden bis zu dem grünlich schillernden
obersten Brustgefieder, wird aber ganz besonders, deutlich an den Brustseiten, da
hier die Endkanten der Federn breiter, weiss sind und wie mit, weisser Farbe bespritzt
erscheinen. In diesem Alter tritt jedoch das Weiss da, wo wir es. später auf der
Bauchfläche mehr entwickelt sehen, • jetzt merklich zurück, alsp besonders auf dem
mittlern Bauchtheile. Den jüngern Männchen glaube ich jene, von. H. v. Middenddfff
schon erwähnte, eintönig dunkle ^Färbung des Kopfes und Rückens zuschreiben, zu
müssen, wie: er, dergleichen an einem Vogel vom Aldap sah ip. 199). Fünf meiner Vögel
sind'solche.jüngere: Männchen.. In seiner,.Lebensweise, im Winter, wich Tetr. urogalloides
kaum vom grossen Auerhähne ab. Ende, November traf ich die Geschlechter
schon getrennt im Apfelgebirge. Die Männchen'»suchten . vornehmlich die Bestände
von Vacc. . vitis . idaea auf. ' Sie frassen hier die Beeren unter dem Schnee fort., Mit
Sonnenuntergang begaben sie sich zur Nachtruhe in die. Spitzen der höchsten Lärchen;
der Trupp zerstreut^ sich dabei auf verschiedene Bäume, meistens fassen die Vögel
einzeln und liessen sehr schwer auf Buchsenschussweite an. Nur wenn ein sie anbellender
Hund ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, gelang .es,'sie zu beschleichen.
1 6 3 . T e t r a o T e t r i x L.
Bei den B i r a r -T u n g u s e n am..mittlern Amu r: l'ogetün f . ,,
Be i'd en N ic h a n e n bei A ig u n S u d d sh i amjmittlern S u n g a ri': u d s lä und Folung.
Bei den B u r j a t e n des mittlern Irk u t-T h a le s f Cfeur« und Ckudü.
In Folge der breiten, meistens rein weissen Endbinden auf dem Brust- und Bauchgefieder
erscheinen die Hennen, welche ich vom mittlern Onon mitbrachte, in ihrer
Wintertracht sehr hell. Besonders macht sich das an den Seiten der Brust bemerkbar.
1) Sib. Reise 1. c. p. 195 et seqt. ’
2) Den.von H. L. v. S e h r e n c k als bei d e n 'B ira r e n üblichen Name» für Tetr. Tetrix: tyghallan, . habe
ich von ihnen nicht erkundet, was. ich deshalb 4namentlich anführe, -weil diese Benennung des Birkhahnes von
H. L. v. S c h r e n c k selbst bezweifelt wird.