
U S . M o ta c illa citreola Pall.
Bei den Burjaten in} östlichen Sajan: Dilmtsehi.
Will man das Genus Budytes nach dem relativen Längenverhältnisse der Schwingen
und des Schwanzes, so wie nach dem Verhältnisse des Nagels der Hinterzehe zur Zehe
selbst von Motadüa trennen, so muss diese Bachstelze in ihren weiblichen Individuen
zu Budytes,, in ihren männlichen aber zu MotadUa gestellt werden. Man
kann sie demnach auch keineswegs so absolut zu Budyies rechnen, wie dies in der
Fortsetzung der Nachträge zu J. A. Naumann’s ^«Naturgeschichte der Vögel Deutschlands
etc.» p. 118 geschieht. Eine Suite von 10 Exemplaren, die ich mithrachte und der
ich noch einige Exemplare des Akademischen Museums zufiige, spricht für die Richtigkeit
vorstehender Behauptung. In den meisten Fällen sind Flügellängen (vom Bug zur Spitze
gemessen) und Schwanzlängen bei den Männchen sich gleich, in anderen übertrifft jedoch
der Schwanz die Flügel um einige Linien an Länge. Bei den Weibchen hingegen findet der
entgegengesetzte Fall statt. Uebrigens sind die Weibchen constant bedeutend kleiner, als
die Männchen, und schliessen sich in ihrer Körpergrösse, wie auch in dem eben besprochenen
Schwingen- und Schwanzverhältniss in der That an MotadUa (Budytes) flava an.
Nehmen wir nämlich die durchschnittlichen Maasse an-diesen Vögeln, so ergeben sich, folgende
Ziffern:
M o t . c i t r e o l a Pall.
I n millimetera.
Totallänge. Schnabellänge. Flügellänge. Schwanzlänge. Lauflänge. Nagel an der
hintern Zehe.
Männchen. . . .
Weibchen. . . .
180
158
12
11
90
79 v
92
72
25
22
10(Zehenlänge 9)
10=Zehenlänge.
Das Gefieder der gelbköpfigen Bachstelze ist nur geringen Variationen unterworfen.
Bei den Männchen werden mit zunehmendem Alter die weissen Umrandungen der kleinen
und mittlem Flügeldecken breiter und der Kopf auch auf dem Scheitel rein gelb. Dies
letztere scheint bei jüngem Individuen im Hochzeitsgewande. nicht immer der Fall zu
sein, vielmehr zieht sich das Schwarz des Nackens in schmaler Umrandung der einzelnen
Federchen auch über die Kopfplatte und selbst bis vor den Scheitel. Bisweilen nimmt
das Grau des Rückens eine leicht in Gelb ziehende Färbung an, wie solches auch die
Abbildung (Taf. 377, Fig. 3) in den oben citirten Nachträgen zu Naumann’s Werk
darstellt. In Bezug auf das Hochzeitskleid der Weibchen ist noch zu bemerken (indem
ich an die durch H. v. Middendorff *) gegebene Beschreibung und Abbildung anknüpfe),
dass sich nicht selten auf der Kehle, oberhalb der Brüst, ein mehr oder weniger
deutlich ausgeprägtes, schmales, gekrümmtes, trübgraues Band bemerken lässt, welches
jederseits seitlich zum Halse ansteigt. Ein solches Weibchen brachte ich aus dem östlichen
Sajan-Gebirge vom 14. Mai 1859 mit. Obschon wir durch Pa lla s das Vorkommen
dieser Art in den südlichen Uralgegenden bestätigt finden *j, so gehört sie
im mittlem Theile Westsibiriens jedenfalls noch zu den Seltenen Arten. Erst mit dem
Jenisei-Systeme wird sie häufig, so z; B. bei Atschinsk, wo ich sie im Mai 1855
oftmals antraf. Von hier an sah ich sie zwar ostwärts, z. B. bei Irk u tsk im Kaja-Thale,
jedoch war sie dort recht selten, wurde ferner nirgends am Baikalsee bemerkt und
scheint sicherlich in den weiten Wäldern des gebirgigen Ostsibiriens nicht Sommervogel
zu sein. Erst in den freien Ebenen Transbaikaliens, namentlich in Daurien,
war sie gemein, fehlte dann aber am gesammten Amurstrome' ganz und da sie weder
dort durch die Herren L. v. Schrenck, Maximowicz und Maack, noch im Sta -
nowoi durch H. v. Middendorff gefunden wurde, noch auch in der Fauna japonica
angeführt wird, so darf man wohl mit ziemlicher Sicherheit ihre Existenz in diesen
Gebieten bezweifeln und sie demnach für eine derjenigen Vogelarten halten, die sich vornehmlich
auf das asiatische Centralgebiet beschränken.
In Daurien sah ich schon am 18. April die ersten wenigen Exemplare dieser Art
am Tarei-nor, am 30sten stellten sich mehrere und zwar schon gepaarte ein. Im östlichen
Sajan fand ich sie zuerst am 23. April in einem Individuum im oberen Theile der Tunka-
Ebene, am 8. Mai wurde sie dort häufiger und war am 13. Mai gepaart. Ueber ihr Fortziehen
im Herbst habe ich keine Beobachtungen gemacht. Die Bu rjäten des obern Irk u t-
thales begrüssen im Frühlinge namentlich diese Bachstelze, weil nun, wie sie sagen, die
Kühe mehr Milch geben werden und sie bald aus gegohrener Milch den berauschenden
Darasün bereiten können.
113. M o tac illa (Budytes) flava L.
Die aus den Hochsteppen Dauriens mir vorliegenden gelben Bachstelzen schliessen
sich in den männlichen Individuen genau an die durch H. v. Middendorff3) sowohl
im Hochnorden Asiens, als auch im «Stanowob gefundene Varietät, welche
die MotacSla flava dnereocapäla mit der niyrimpiUa vereinigt. Es fehlen diesen Männchen
nicht nur die weissen Superciliarstreifen, ^sondern es zieht sich bei ihnen der schwarze
Zügelstreif vom Mundwinkel durch das Auge über die gesummte Ohrbefiederüng.
1) Sib. Reise 1. c. p. 168, Tab. XIV, Fig. 4, 5.
2) Zoogr. ross-ast., T. I, p. 504.
8) „ Sib. Reise 1. c. p. 169.