
vermauserten Herb^tvögeln, es sind mir aber nie Weibchen zu Gesichte gekommen,
denen der weisse Flügelfleek gänzlich gefehlt hätte. Es ist; daher um. so auffallender, dass
das Weibchen der Rutidlla erythrogastra gar keine Spur dieses weissen Abzeichens
besitzt und man würde” in ihm ein grosses, stark in Grau gefärbtes Weibchen Von Sylv.
johoenicura vermuthen können, falls nicht ,das Schwingenverhältniss dagegen spräche *).
Welchen Weg der Artentremiüng soll man' nun hier befolgen? Der enorme Wuchs (unsere
Tabelle bei der folgenden Species giebt nähern Aufschluss darüber), das tief 'herabreichende
reine ‘Schwarz auf der Brust (auch bei frisch vermauserten ohne helle Kanten), die
Wucherung derselben Farbe vom Rücken aufwärts bis fast zum Hinterhaupte, das gesättigte
Braun (röthliche Kastanienfarbe) machen die Sylv. erythrogastra schon sehr auffallend.
Um so mehr noch, wenn wir eine grosse Suite von. Sylv. aurorea ihr zur Seite
stellen und so sehen, wie: dife Grösse der einzelnen Exemplare sowohl, als äuch ihre
Färbung in kaum merkliche Schwankungsgrenzen gebannt sind. Nun könne man wohl
diese Charactere und selbst den durchgehenden weissen Spiegel der Sylv. erythrogastra als
für die artliche Trennuig; von Sylv. aurorea nicht genügend verwerfen, wenn nicht an dem
Weibchen der letztem Art dieser Spiegel constant vorhanden wäre und gerade dem'Weibchen
der Sylv. erythrogastra -ganz fehlte. Träte er bei der . letztem Art analog der Farben-
vertheilung beim Männchen auf, sö^würde ich kein Bedenken tragen, die Sylv. erythrogastra
für eine in Grösse und 'Farbe stark wuchernde, seltene. Varietät, von Sylv. aurorea zu
halten. So lange hierüber aber keine Erfahrungen vorliegen, bin ich gezwungen, die
Güldenstädt'sche Art anzuerkennen.
Bei allen alten Männchen von Sylv. aurorea, die mir vorliegen, erstreckt sich das Grau
des Kopfes und Halses bis zum Bücken und das S.ehwarz der Kehle bis zum Flügelbug.
Bei/frisch vermauserten Exemplaren besitzen die grauen Federn : des Kopfes und
Halses, so wie die schwarzen des Rückens, recht breite bräunlich gelbe Ränder,^ wodurch
die Grundtöne getrübt werden und erst im nächsten Frühlinge in ihrer ganzen Klarheit
hervortreten. Eben solche Ränder, die an den Enden der hintern Schwingen breiter
werden, fassen alle Schwungfedern und die obern Flügeldecken ein. Bei frisch vermau-
serter Sylv. erythrogastra sehe ich’davon” keine Spur, die Schwingen sind hier einfach
gesättigt schwarz und die Spitzen der hintern, namentlich an der Aussenfahne, ein wenig
weiss. Meine. Suite bestätigt auch, dass die beiden mittlem Steuerfedern bei den M.
der Sylv. aurorea constant gesättigt schwarz, bei den W. heller und ein wenig in’s Braune
ziehend sind2). Bei Sylv. erythrogastra sind die beiden ,mittlem Steuerfedem ein wenig
dunkler, als die übrigen, behalten aber dem Schafte entlang ein schmales, langes, rost-
1) Vergl. Fauna jap., Ares., Tab. XXI, D.
2) G o u ld ’ s schöne Abbildung in den Birds of Asia Part III stellt sicher nicht das Weibchen Her R . erythrogastra
dar; am .Schlösse des Textes, welcher zu dieser Tafel gehört, sagt der Autor selbst: «the plate represents a
male and a female, or young male of the natural size». Die Abbildung stellt daher ein altes und ein junges
Männchen dar.
rothes Feld; auch betheiligen sich alle anderen Steuerfedem mit den Enden ihrer Aussenfahnen
an dieser etwas dunkler braunen Farbe., indem wir schmale, keilförmige Streifen
an ihren Rändern sich aufwärts ziehen sehen. Die Rückenseite der frisch vermauserten
Weibchen ist bis zum Bürzel einfarbig braungrau. Unter meinen sibirischen
Yögeln finden sich Exemplare, die ebenso intensiv rostroth gefärbt sind, wie die japanischen,
nach denen die schon citirte, schöne Abbildüng in der Fauna japonica gezeichnet
worden ist! Die Mäasse folgen in der Tabelle für Sylv. erythrogastra.
Schon am 14. April 1859 bemerkte ich einzelne Exemplare dieser Vögelchen in
den lichten Birkenwäldern des mittlern Irkutthales, sie blieben hier bis Anfang Mai
die1 häufigste Sängerärt und lockten am 6. Mai schon sehr emsig. Am Tarei-nor konnte
ich sie im Frühlinge 1856 nicht finden; als ächte Waldvögel, die das dichteste Gesträuch
lieben, vermieden sie die kahlen Hochsteppen und suchten die gut bebuschten
Inseln im 0 non auf. Im Bureja-Gebirge traf diese Art 1858 schon am 28. März
ein und lockte am 15. April. Im Herbste bleibt sie sainmt der Sylv. cyanura am längsten
von allen Sängern im Süden Sibiriens, ja es überwintern sogar einzelne Vögel; so
traf ich sie noch am 21. September im Ononthale an und selbst, nachdem am 24sten
viel Schnee gefallen war, blieb sie noch da. Bei Irk u tsk - wurde sie am 16. September
1855) erliegt und am 17ten im Bauer gefangen. Flügge Junge gab es am 3. Juli
schon im obern Irkutthale. Auf der Insel Olchon fand ich die Brutplätze in den
dichtesten Gebüschen von Alnohetula fruticosa. Im Uebrigen stimmt die Lebensweise
dieser Art ganz mit der von Sylv. phoenicura überein.
133. Sylvia (K u tic illa ) erythrogastra Güldst. Taf. X. Fig. 5.
Ich habe im Vorhergehenden, zur Genüge die Gründe auseinandergesetzt, die
mir die artliche Selbstständigkeit dieses Vogels gesichert erscheinen, lassen. Bezug
nehmend auf Gü ldenstädt’s Originajbeschreibung*) und Schlegel’s 2) Erörterungen,
mache ich noch folgende Zusätze: Das Weiss der Schwingen geht bei alten Männchen
durch die Basis des? ganzen Flügels, es betheiligt sich sogar der Grund der Innenfahne
der ersten Schwinge daran. Das Schwarz der Kehle reicht bis über den
Flügelbug hinaus, das des Rückens vom Bürzel bis zum Hinterhaupte. Die Schenkelbefiederung
ist bei den M. der Sylv. erythrogastra schwarzgrau, bei denen der Sylv. aurorea
rostgelb. Die nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht der Grössenverhältnisse aller
drei nunmehr besprochenen Vögel.
1) Novi Coinment. Acad. Sciönt. Imp. Petrop. T. XIX, p. 469, Tab. XVI und XVII.
2) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, p. 62.