
schieden zu sein schien von dem der baikalischen Sumpfmeisen. Damals umgab uns
noch strenger Winter, da am Morgen dieses Tages um 7 Uhr -.-24° R. abgelesen
wurden. Am 15ten lockten die Sumpfmeisen schon sehr stark; bedeutend später aber begannen
sie, ihren Gesang im östlichen Sajan, wo ich sie erst mit dem 19. April 1859
allgemein stark lockend fand. Im Bureja-Gebirge strichen sie vom 15. August bis
Ende September besonders stark.
96- P a rn s S ib i r ie n s Gml.
Am 5. August. 1858 erlegte ich in den Uferweiden am Amur unweit meiner
Wohnung ein stark in der Mauser stehendes Exemplar dieser Ant. Die jungen, kaum
aus den Spuhlen vortreibenden Federchen' des Scheitels hatten jetzt eine fast schwarze
Farbe, wie die Nasenfedern. Die Fähnchen dieser Federn hatten sich aber noch
nicht seitlich ausgelegt und waren kaum erst aus den Spuhlen getreten. Das darum
stehende alte Gefieder des Kopfes hatte eine fast kastanienbraune Farbe. Am Halse
und Kopfe mauserte dieser Vogel besonders stark, jede Irische Feder der Kehle war
.■weiss gekantet. Die Füsse waren blaugrau. Ich entnehme diese'Notizen meinem Journal,
da mir das in Spiritus aufbewahrte Exemplar umgekommen ist.- Jedenfalls gehört diese
Meise; die an den Hochnorden erinnert, zu den seltenen Vogelarten des Südens von
Ostsibirien. Sie ist mir weder am Baikal, noch im südlichen Apfelgebirge zu
Gesichte .gekommen.
8?. P a n is ater L.
Die Tannenmeise lebte in 7000' Höhe über dem Meere (Kamardaban, Südwestwinkel
des Baikalsees), wo sie emsig die strauchenden Zirbelkiefern besammelte. In den
Waldungen am mittlern Amur ist sie selten. Nur ab und zu sah ich - einige Vögel
dieser Art im Bureja-Gebirge. Ein dort am 23. März 1858 erlegtes Männchen weicht
insofern nur von der typisch europäischen Tracht dieses Vogels ab , als sich der weisse
Wangenfleck vom Auge an über die gesammte Ohrgegend erstreckt und wie hier,
so auch auf der Nackenlängsbinde das Weiss einen etwas grössem Umfang besitzt, . da
es sich vom Rücken bis über das Hinterhaupt hinzieht. Auch ist der Schnabel an dem
mir vorliegenden Vogel bedeutend kürzer, als’gewöhnlich, da er, auf der First gemessen,
nur 3"' franz. lang ist.
88. Sitta europaea L.
Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Kusnete, d. h. der Schmidt.
Obgleich der europäische, Kleiber in seinen,, wie nachweisbar, durch vermittelnde
Uebergänge, als Arten unhaltbaren Varietäten sehr ausführlich durch H. Blasius erörtert
1) Naumannia 1856, p.. 433 und flg.
und dieser Gegenstand noch im Speciellen durch H. E. v. Schrenck *) für die ostsibirischen
Exemplare dieser Art behandelt worden, so giebt mir doch die Suite von 6
Exemplaren,, welche ich mitbrachte, noch zu einigen Notizen Stoff, die als Ergänzungen
zu den Arbeiten der beiden genannten Herren erwünscht sein werden.
In Bezug auf die Grösse erlauben mir meine Exemplare die Behauptung, dass
die Sitta europaea typica nicht selten bedeutend kleiner ist, als Sitta europaea uralensis,
worüber die nachstehende Tabelle Auskunft giebt.
Baikal-See.
Sitta europ. Sitta europ.
typica'? uralensis M.
Französische Zoll.
Totallänge. . ..................................................... .................................... ......................... ..... . i i f l 1 5" 10"'
Länge des zusammengelegten Flügels . . .. . \ . .......................................... ■ ü 10'" , I 2" MMHH
„ des Schwanzes. .......................................... ................................................................... 1" 6V<" tlW S i
„ des Schnabels .................................................................................................................... 6r/»"' T"
„ des Laufes ..................................... ..... ............................................................... ..... . 8'" • 8'" HH
i der Mittelzehe ohne Nagel •■ . . . . . . . ..................................... . . . S ä i jü
S des Nagels an der M itte lz e h e .......................................... * .............................. ..... Ü W 3"'.
In Bezug aber auf die Färbung finde ich die Ansichten der Herren Blasius und L. v.
Schrenck bei den Kleibern des Amurlandes vollkommen bestätigt. Es findet aber
kein entschiedenes Ausschliessen jener klimatischen Varietäten statt und nur ein Prä-
dominiren der typisch europäischen Varietät bleibt in den südlichsten sibirischen Gebieten
sicher. So waren die meisten Kleiber des Bureja-Gebirges entweder ganz wie die
mitteleuropäischen, oder sogar in den rothbräunlichen Theilen ihres Gefieders noch dunkler
und intensiver gefärbt. In Daurien aber und in den Baikalgegenden waltete die Vart.
uralensis vor, oder, falls ich die durch den röthlich gelben Anflug auf Weichen- und
Bauchfedern gezeichnete Sitta europaea typ. fand, so besass sie diese Abzeichen nur
in geringem, stark gedämpftem Tone. Stets aber fehlte der rostrothe Anflug auf den
seitlichen Halsfedern. Am Baikalsee befanden sich die Kleiber Mitte Juli in starker
Mauser. Bei alten Individuen, namentlich den Weibchen, verspätet oder verzögert sich
die Mauser bedeutend. Am 24. October 1855 erlegte ich ein solches Weibchen, dessen
Brustgefieder noch nicht fertig vermausert war, eine Erscheinung, die auch bei den
Spechten bisweilen beobachtet, wurde. Mit dem Auftreten der Laubwälder am mittlern
Amur und namentlich mit dem der mongolischen Eichenbestände, wird Sitta europaea
hier ungleich häufiger, als im übrigen Sibirien, lebt dort nach der Brut in kleinen
Gesellschaften und streicht fleissig. Im übrigen Theile meines Reisegebietes ist sie, mit
1) Reisen und Forschungen 1. c. p. 312.