
139. liiisc lo la ( l'alliope) cyane Fall. Tâf. X. Fig. 1—4.
Wie mit so vielen seltenen und eigenthümiichen Thieren, welche durch Pallas im Frühjahre
1772 am Nordostende der hohen.Gobi, d. i. zwischen dem Argunjr, und Ononflusse,
entdeckt und später -nipht wiedergefunden wurden, so geschah es euch mit diesem schönen
Sänger, welcher von ihm dopt als grösste. Seltenheit ermittelt wurde. Ich war in dem
Auffinden dieser Art glücklicher, da ich im Mai 1856 vierzehn Exemplare am Tarei-nor
erlegte und am 25. August auch noch einen jungen weiblichen Vogel erbeutete.
Indem ich voräussetzte, es sei entweder die Originalbesehreibung P a lla s >) richtig
gedeutet, oder es seien, wie es mit manchen seiner Originalexemplare der Fall gewesen,
auch die von Sylv. cycfne- nach Deutschland gekommen und nicht verloren gegangen,
bemühte ich mich sowohl in Bonaparte’s Conspectus generum avium, wie auch in
Gray's Genera of Birds diese Sylvie aufzufinden. ,,In beiden genannten Werken wird
aber diese Art nirgends erwähnt und ich fühle mich daher veranlagst, unsem Vogel recht
ausführlich zu ,besprechen, P a llas hat ihn 1. ,,c. zwischen Accentor und-JSaxieola unter der
allgemeinen Bezeichnung MotatiUa cyane aufgeführt, wcsshalb es um so schwieriger sein
mochte, ihn, ohne ein Exemplar öder eine Abbildung zu sehen, richtig zu placiren; er gehört
aber, wenn man die Gattung Oalliope Gould anerkennen will, zu dieser und zwar spricht
dafür nicht nur der ziemlich starke, etwas verkürzte, schwarze, seitlicli massig zusammengedrückte
Schnabel und die Bartborsten, sondern auch die Bildung der Flügel und der Füsse,
so wie die Vertheilung der Farben und die Lebensweise. Den vorletzten dieser Punkte
anbelangend, finden wir bei den M. der- Lusc. cyane den schwarzen Augenstreif, die
eintönige Farbe des Rückens, Bürzels und Schwanzes und die Weibchen sind bis auf die
Grösse denen von 8. Oalüope sehr ähnlich, wie solches aus der Detailbeschreibung
weiter unten erhellt.
Die alten Männchen dieser Art (9 Exemplare liegen vor) sind auf der obem Körperseite
einfarbig, schön lasurblau mit leichtem Seidenglanze (Taf. X, Fig. 1). Dieses Blau
wird von der Schnabelbasis an durch einen schwarzen, scharf abgesetzten, 3—3
breiten Streifen begrenzt. Dieser Streifen setzt sich oben bis über den innem Augenwinkel
fort, schliesst aber’ das obere Augenlid nicht éin. Dagëgen betheiligt sich das
untere Augenlid, so wie die gesammte Wange bis zur Ohrgegend ganz an dieser Färbung,
welche sich ausserdem in'-schmalem Bandé, die Mitte der Halsseiten einhaltend, bis zum
Flügelbuge fortzieht. Hier trennt dieses schmale Band das in der Regel reine Weiss
der untern Halsseite vom Blau des Nackens ganz deutlich. Die gesammte untere Körperseite
ist meistens blendend weiss, das Gefieder nimmt auf den Weichen aber bald
einen recht stark ausgeprägten blaügrauen oder bräunlichgrauen Anflug an, der sifch
lj Zoogr. ross.-ast:, T. I, p. 472.
bisweilen selbst dem Mittelfelde des Bauchgefieders mittheilt.- Nicht gar selten, und wie
ich glaube stets bei recht alten Individuen, besitzen die Weichen dasselbe schöne Blau,
welches die obere Seite dieser Vögel zeigt. Dagegen mischt sich bei jüngem Männchen
jener bräunlichgraue Anflug auch dem gesammten weissen Gefieder der untern Körperseite'
bei, worauf ich sogleich zurückkomme. Bei alten männlichen Exemplaren sind
nicht nur die obern Flügeldecken insgesammt von der Farbe des Rückens, sondern auch
die hintern Schwingen und alle Aussenfahnen der übrigen. Aüf den Aussenfahnen der
ersten 4—5 Schwingen (die lste verkürzte mitgerechnet) zieht dies Blau; ein wenig in
Grau ' und dehnt sich nicht so in die Breite, wie bei' den ändern. Die : Färbung der
untern Flügeldecken richtet sich nach .derjenigen der Weichen, so . dass die Individuen,
welche die letztem blau besitzen,: auch jene blau tragen, andere,mit bräunlichen Weichen
auch bräunliche untere Flügeldecken haben und Mitteltöne in Graublau oder. Braungrau
auch Vorkommen. Der'seitlich kaum etwas abgerundete,- 12fedrjge Schwanz ist bei
alten Vögeln schwarz : mit deutlich blauem Tone, 'der sich auf den Aussenfahüen der
Steuerfedern stets mehr verräth, »ls auf. den Innenfahnen. Im hohen Alter bemerkt
man auf ihm 12—13 schwach'angedeutete, nur bei auffallendem Lichte. deutlich sichtbare
Querbänder, die den Schäften, näher besonders bemerkbar werden, Die untern
Schwanzdecken sind stets- rein weiss.' Der Schnabel alter Vögel ist schwarz, junge
(erst einmal( vèrmauserte) haben ihn homfarben und den -Lnterkiefer noch heller,
schmutzig gelbgrau.
Ich muss 'annehmen, dass bei den jüngern Männchen dieser Art- nur eine partielle,
Mauser in Blau im Isten pnd vielleicht im 2ten Jahre ihres Lebens stattfindet.
Drei solcher Vögel, wurden nämlich am l7ten, 18ten und T9ten Mai am-tTarei-nor
erlegt und zeigen, nach genauer Ansicht.dés Gefieders, jetzt keine Spur der Mauser;
dennoch tragen sie, den Farben nach zu urtheilen, 2 Kleider, nämlich das erste Jugendkleid
und das spätere blaue Gefieder. Bei allen dreien ist die Kopfplatte bis
zum Scheitel blau; der Hinterkopf und Nacken aber matt, bräunlich grau (Jugendkleid).
DaS ebenso gefärbte Rückengefieder ist vielfach und irregulär von Blau
durchsetzt, die ohern Sohwahzdéckeh.sind blau. Ebenso finden; sich, einzelne blaue
Fedepn unter den bräunlichen obem Flügeldecken und ich glaubte daher Anfangs
sicherlich in der Mauser stehende Vögel vor mir zu- haben, wennschön diese Voraussetzung
gewagt war, da die Mauser nicht so' zeitig im Frühliuge, erfolgt. ' Das
Alter jener gemischten Kleider der 3 in Rede stehenden jungen Männchen. ist
aber zweifelsohne ein und dasselbe, wie dies die gleichmässige Abnutzung der Federn
darthut. Es scheint mir also, gewiss, dass die -blaue Farbe nicht gleich auf das
erste vermauserte Jugendkleid folgt, sondern nach und nach die braungraue Färbung
der Jugendkleider verdrängt. Hiernach würde’ es sich züerst auf dem Kopfe, Rücken
und Bürzel einfinden. Bei solchen jungen Vögeln gewinnt das Braungrau der Weichen
an Umfang, dehnt sich bisweilen über die Brust aus und steigt sogar seitlich am Halse