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Kehle in ihrer vordem Hälfte aus. Sowohl der hinter den rostbraunen Ohrenfedern
stehende schwarze Bogen, wie auch die beiden seitlichen schwarzen Kehlzüge, die sich
abwärts mehr verbreitern und heller werden, treten in beiden Geschlechtern bald deutlicher,
bald weniger scharf hervor, an einzelnen der alten Männchen, die im Frühjahre
erlegt wurden, sind sie kaum noch erkennbar. Im Uebergangsgefieder der Männchen
reicht das rostbraune lange Mittelfeld der Kopfplatte nicht so weit über den Nacken,
wo es vielmehr im ziemlich einfarbigen Braungrau der hintern Halsseite verschwindet!
Alle Weibchen besitzen auf .dem schmälern und lichter roströthlichen Mittelfelde der
Kopfplatte schwarze Schaftflecken; dergleichen Flecken sind auf der Brust und an den
Seitentheilen des Bauches bei weiblichen Individuen häufigör und breiter, als bei männlichen.
Ausnahmsweise tritt die Rostfarbe auch bei alten Weibchen über die gesammte
Kehle. Im Jugendkleide ist dieselbe bei beiden Geschlechtern, mindestens zwischen den
Kieferästen, gelblich überflogen. Die grössten Exemplare dieser Art hatten eine Totallänge
von 147 Mmtr., sie übertrafen also die normale .Grösse, welche sich auf 5 Zoll
frz., d. h. auf 136 beläuft, um 11. Mmtr. Am frischen Vogel war der Lauf hell roth-
bräunlich, die Zehen ebenfalls so, die Nägel gelblich grau, der Oberschnabel auf der
First und seitwärts bläulich hornfarben, der Band, die Spitze und der ganze Unter-
Schnabel hell gelblich hornfarben.
Auch diese Art gehört nur dem östlichen und zwar vornehmlich dem vom Apfel-
und Chingan-Gebirge eingeschlossenen Theile -Sibiriens an. Denn Wie wir durch
die Herren L. v. Schrenck und v. Middendorff erfahren (vergl. 1. c.), so kömmt sie zwar
ostwärts bis zum Ocean in den Küstengebirgen vor, ist dort jedoch selten und vereinzelt
nur Bratvogel. Auch das Bureja-Gebirge berührte sie auf dem Herbstzüge; wurde
jedoch nur zweimal von mir dort erlegt. In Daurien aber, wo sie am 23. April 1856
zuerst in einzelnen Männchen am Tarei-nor erschien, am 3. Mai aber die Hauptzüge
eintrafen, sonderten sich dann bald die Pärchen. So spät nun diese Art im Frühlinge
ankam, so war sie doch eine derjenigen, welche im Herbste am längsten am Tarei-nor
auf dem Durchzuge weilte. Sylvia supereiliosa leistete ihr darin Gesellschaft. Die letzten
Nachzügler dieser kleinen Vögelchen verliessen die Hecken und Gemüse-Gärten der
Grenzwacht Kulussutajefsk am 13/25. September.
SO. Emberiza Schoeniclus L.
Des genauem Eingehens und Besprechens der kleinwüchsigen Varietät der Kohrammer,
welche P a lla s 1) als vart. ß Sckoenicli und als Emb. passerina, ferner v.'Middendorff2)
als Emb. polaris artlich trennten, deren Identität aber in jüngster Zeit durch H. L. v.
X) Zoogr. ross.-ast., T. n , p. 48 und 49.
2) Sit. Reise 1. c. p. 146.
Schrenck1) dargethan wurde, bin ich ganz überhoben, da der Nachweis über den Umfang
der Varietätenbildungen von Emb. Schoeniclus, so weit er die vart. minor anbelangt,
durch H. L. v. ;Schrenck in erschöpfender Weise stattfand. Dagegen giebt mir einer
meiner Vögel, ein am 6. Mai am T are i-n o r erlegtes altes Männchen, Gelegenheit, auf
Emb. intermedia Michh. zurückzukommen. Ich schliesse mich nämlich jener Meinung einiger
namhaften Ornithologen*) an, welche der Emb. pyrrhulmdes Pall, die artliche
Selbstständigkeit absprechen und somit auch die von Michahelles in Dalmatien gefundene
und benannte Emb. intermedia nicht als besondere A rt anerkennen dürfen.
Verglichen mit einem Exemplare, welches Michahelles als Emb. intermedia dem Museum
der Kais. Akademie zusendete, zeigt mein Vogel aus Daurien durchaus dieselben
Formen und Grössenverhältnisse des Schnabels. In Bezug aber auf die Färbung des
Gefieders weicht er von recht alten Männchen des Emb. Schoeniclus (pyrrhuldides) nicht
ab. Nur ist der Bürzel an diesem, wie an den sibirischen Kohrammem überhaupt, heller
grau, als an europäischen Exemplaren, ünd an den Enden der Federn stehen sogar meistens
weisse Kanten. Auffallender Weise bleiben an dem eben erwähnten Männchen die
D.eckfederchen auf dem Flügelbug rein rostroth, was bei der kleinwüchsigen Varietät
weder an meinen 4 Exemplaren, noch-an dem durch H. L. v. Schrenck untersuchten
statthat. Die Eostfarbe der Kücken feiler-Umrandungen ist zwar meistens heller, als an
den europäischen Thieren, aber es liegt unter anderen auch ein am 24. März im Bureja
Gebirge erlegtes altes-Weibchen vor, welches die rostbraunen Höfe um die breiten
schwarzen Schaftflecken noch jn lebhafterem Ton besitzt, als die meisten europäischen
Kohrammern, und doch ist das Gefieder. stark verstossen und auch recht abgeblichen.
An der frisch geschossenen Rohrammer vart. intermedia war der Lauf röthlich braun,
die Zehen dunkler, die Nägel schwarz, der Schnabel auf der First und seitlich bläulich
schwarzgrau, der Rand und die Spitze, so wie der ganze Unterschnabel grau hornfarben.
Schon am 24. März trafen im Bureja-Gebirge die Kohrammem'in kleinen Schaaren
ein, die Männchen lockten damals schon in einsylbigem, schnarrendem Ton. In der Mongolei'
aber traf ich erst am 6. April 1856 die Kohrammer in den abgetrockneten Binsen,
die am Üldsa-Bache die Ufer stellenweise-dicht bedecken.
GO. lliul)cri/.u n is t ie a Pall. .
Die hochbejahrten Männchen verlieren nicht allein den in jüngerem Alter mehr
oder weniger ausgesprochenen hellen Scheitelstreifen, sondern es tritt bei ihnen auch
der weisse Superciliarstreifen nicht vor den innern Augenwinkel und das Weiss der
Nackenplatte wird- auf einen kleinern Platz reduzirt.' Ein solches Männchen wurde am
1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 283 et seqt.
2) Nachträge zu N a u m a n n ’s Naturgesch. derYögelDeutschlands von B l a s iu s , B a ld am u s und S tu rm .