
Binden so undeutlich, dass sie fast ganz in der obwaltenden schmutzig grauen Gesamnd^
färbe verschwinden. Diese Bandzeichnung weicht Ijei dem 2ten Exemplare insofern ab,
als bei ihm nur Andeutungen davon in schräge gestellten, schmalen, unterbrochenen Binden-,
flecken übrig blieben: Bei dem 3ten Individuum vom 10/22. Mai sind die Steuerfedern
bereits so stark abgeblichen, dass reines Weiss vorwaltet. Es schieben sich aber die
beiden mittlern frischen Steuerfedern schon bis Uber die Hälfte des Schwanzes aus den
Spulen heryor und diese beiden Federn zeigen auf’s Deutlichste, dass die frisch gemauserten
Federn in ihrer Endhälfte, wenigstens keine Spur von Weiss besitzen, vielmehr
dunkel, graubraun sind, an den äusseren Theilen der Fahnen fast lichtschwarz
werden, zum Centrum hin, dem Schafte- entlang heller erscheinen und hier wiederum
in’s Rostbraun sich abschattiren. Es liegt demnach auf der Hand, die hellen einfarbigen
Schwänze, welche dem B. leucurus als Arten-Charakter T>eigelegt wurden, als abgeblichene
einfarbige (doch nur alten Thieren zukommende) zu betrachten.
Die untere. Körperseite der mir vorliegenden 3 . Exemplare aus der Mongolei anlangend,
wäre zu bemerken, dass dieselbe durchweg "noch heller ist, als an den Sarep-
tä ’schen Individuen-und namentlich auf der Brust das Gefieder in reines Weiss ausartet.
Zwar schliesst. sich das oben schon näher besprochene Exemplar, vom 6/18.-April
1856 recht genau in der Färbung der untern Körperseite an den B. leucurus der untern
Wolga-Gegenden an, indem an ihm zum wenigsten auf den hellsten Federn der Brust
die braunen Schafte von lichtgelbem Pfeilflepk umgeben werden und die seitlichen Bauchfedern
in dunklern bräunlichen Dinten vorhanden sind; -jedoch findet an diesem Thiere
schon, und noch mehr an dem in der Mauser begriffenen vom 10/22. Mai, auf der
Mitte des Leibes ein so. entschiedenes Hinneigen- zum Weisswerden- statt, wie es an den
Wolgä-Thieren sich kaum finden dürfte. Bei dem erstem dieser Vögel sehen wir es
in irregulärer Bindenzeichnung dermaassen verbreitet, dass- es auf den meisten Federn
des Leibes die bräunlichgelbe Grundfarbe Sehr bedeutend einschränkt; bei dem letztem
findet das in noch höherem Grade statt und es sind an ihm nicht nur die untern Schwanzdecken,
sondern auch die meisten Bauchfedern sammt jenen der Brust rein wdiss, Eben
an diesem Vogel sehen wir denn auch .auf der 2—5. (incl.)-Schwinge sich das Weiss
breithin zur Spitze erstrecken, Und selbst auf den Aussenfahnen dieser Federn das Aschgrau
ersetzen, Selbst in der, Färbung der untern Flügeldecken lässt sich das, Hinneigen
einzelner Federn zur Helle nach meinen Thieren entschieden nachweisen, wie andererseits
die Unabänderlichkeit der fast schwarzen Federn, welche von der Handwurzel sich
abwärts erstrecken, ersehen. Nicht weniger constant in der Farbe, wie diese Theile des
Gefieders, sind die Hosen des B. leucurus. Sie betheiligen sich durchaus nicht an der
Helle des übrigen Gefieders, behalten vielmehr meistens das Dunkel, wie wir es an den
Mäusebussards E u ro p ä ’s zu sehen gewohnt sind.
Die Befiederung der Läufe unterliegt bei Buteo vulgaris- grossen Schwankungen und
kann keinen artlichen Charakter abgeben;, auch bei den Exemplaren des Buteo ferox,
welche ich soeben darauf hin untersuche, stellt sich dasselbe heraus.’ Auf den Tarsen
der 3 Exemplare aus der Mongolei tritt die Befiederung auf der vordem Seite bis
.30 Mmtr. vor die Zehenwurzel, bei S a rep ta ’schen Vögeln derselben Art erstreckt sie
sich aber nur bis 48 Mmtr. (aufwärts von den Zehenwurzeln gerechnet). Das Verhältniss
des unbefiederten vordem Tarsentheiles zur Gesammtlänge des Tarsus verhält sich also:
bei den Exemplaren aus der Mongolei; = 3 : 7, .
bei den Exemplaren der untern Wolga = 5 : 7.
Wie Temminck und Schlegel -es bei Gelegenheit ihres Buteo japomcus') bereits
nachgewiesen, dass die Befiederung der innem Tarsenseiten sich nicht selten auch auf
die Zehen erstreckt, mithin die. Befiederung an dieser Körperstelle sehr schwankenden,
individuellen Abänderungen unterworfen ist; so kann ich das nach einem der 3 mongolischen
Exemplare des B. ferox nur bestätigen, da sich auf der Innenseite des Tarsus die
Federchen bis fast zur Fusswurzel verbreiten.
Es liegt mir nun aus Ostsibirien nur das eine Exemplar von Buteo vulgaris, welches
H. v. Mid d en d o rff2) von seiner Reise mitbrachte, vor, um einen Vergleich mit
dem Buteo ferox anzustellen. Auch dieser Vogel,. obgleich aus den feuchten, schattigen
Gebieten des Stanowoi stammend, ist eine helle Varietät des Mäusebussards. Am auffallendsten
sind die Grössenunterschiede, welche zwischen dem Buteo ferox der Mongolei
und dem Mäusebussard des Stanowoi obwalten. In der plastischen Anlage
der Flügel finde ich grosse ’ Uebereinstimmung, in der des Schnabels macht sich die
grössere Ausschweifung des. untem Randes am Oberschnabel 1 (in dessen Mitte) bei
Buteo ferox geltend; jedoch variirt dieselbe mehr oder weniger bei verschiedenen Individuen
ebensowohl bei dieser Art, wie auch bei B. vulgaris. Wie unhaltbar die
Kennzeichen zur artlichen Trennung sind, welche den Tarsen der Mäusebussard-Varietäten
entnommen werden, ist eine- anerkannte Sache und man wird demnach1, wenn
es sich um die spezifischen Kennzeichen von Buteo ferox handelt, immer auf die bedeutende
Gesammtgrösse und das helle, mit vielem Rostgelb untermischte, bisweilen
stellenweise ganz in Weiss ausartende Gefieder hingewiesen. — Sollte man beides' nicht
als die Folge besonderer Lebensverhältnisse ansehen können, unter denen etwa der
gewöhnliche Mäusebussard nach und nach zu jener Form ausartete, welche dann für
den Süden und namentlich für die trockenen Centralgebiete seiner Verbreitung zur
typischen wurde?
Buteo ferox ist in der Mongolei ein ausschliesslicher Bewohner der Hochsteppen
und meidet auf das Entschiedenste die Waldgebiete Dauriens. So auffallend das nun
freilich ist, um es mit der Lebensweise des Mäusebussards in Einklang zu bringen,
so ist es doch ganz natürlich. Warum sollte ein Raubvogel, dem die Hochsteppen
1) Fauna japónica, Aves., p. 18.
2) Sib. Reise 1. c. p. 125—126.