
trotz der schon so vorgeschrittenen Jahreszeit (Mitte Juni) nicht zum Brüten vor; sie
lebten gesellschaftlich, am liebsten auf den freien Inselspitzen, die bei hohem Wasser
Uberfluthet werden. Nicht selten sah man sie damals auch in der bekannten, keilförmigen
Anordnung fliegen. Am 10. April 1858 beobachtete ich dieselbe Art in den Ebenen
oberhalb des Bureja-Gebirges. Auch die im Frühlinge und Herbste am Tarei-nor
recht zahlreich erscheinenden Brachvögel muss ich clieser' Species zuzählen, da der bei
N. arquata bei dem Auffliegen des Vogels so augenfällige weisse Bürzel von mir nicht
bemerkt wurde. Hier erschienen sie zuerst am 19. April 1856, waren am 25sten recht
häufig und zogen am 29sten noch nach Norden durch. Schon am 26, Juni traf ich
die Brachvögel schaarenweise zwischen Kulussuta.jefsk und der neuen Festung Tschin-
dantsk an, jedoch waren dieselben so ausserordentlich scheu-, dass man sich ihnen
sogar nicht auf Büchsenschussweite ' nahen konnte. Am 22. August sah man sie nach
Süden ziehen.
8 1 * . N u m e n iu s P l i a e o p u s L.
Bei den Burjaten am mittlem Irkut: OtoguldsMn, d. h. der Bange.
Nur aus den westlichen Gegenden meines Reisegebietes, vom mittlem Irk u t, brachte
ich diesen Brachvogel in einem männlichen Individuum mit. Am 30. April 1859 trafen
die ersten Exemplare ein. Er ist dort recht selten. Unser Vogel stimmt auf das Ge-'
nauste mit südeuropäischen überein. Die an ihm genommenen Maasse ergehen nachstehende
Verhältnisse:
Totallänge . *. . . ■. . ; . jj. ..........................iß" 4.'"
Länge des zusammengelegten Flügels. . .. . . . . . 8" 8'"
des Schwanzes . . . . . .. . .. ■. ^''rlO'"
, „ des^Schnabels, gerade gemessen von der Stirn S" ,
Höhe, des Schnabels, an der Stirn gemessen . . . 6"'
Breite desselben ebendaselbst •..................... _.. . 5“' ,' , .
Länge des Tarsus ' . 2" 3'"
„ der Mittelzehe ohne Nagel . . . . . .v l " 3,'"
„ , des Nagels an der Mittelzehe . . . . . . 3'"
■ der Hinterzehe ohne Nagel . . . . . 5'"
„ des Nagels an der Hinterzehe . . . . . . 2"'
Obgleich Nimenius Phaeopus von keinem, der neuern Reisenden in Ostsibirien gefunden
wurde, dürfen wir ihn nach dem letzten Auffinden desselben durch, mich doch
nicht als eine neue Acquisition für die Ornis dieser Länder betrachten, da schon
PallasA) ihn nach dem Zeugnisse H f e des Aeltem als in Transbaikalien
lebend aufftthrt. Durch Hodgson wurde er auch in Nepal entdeckt, wie aus der List of
the specimens of hirds in1 the collection of the British Museum P. IH, p, 94 hervorgeht.
8 1 3 . I b i s (G e r o n t i c u s ) N ip p o n Temm.
Bei den Birar-Tungusen: Vrgwn.
Am 5. April 1858 sah ich diesen seltenen, schönen Vogel zum ersten Male in
drei Exemplaren an einem jener kleinen Seen, welche unweit des Chaltanpostens (jetzt
Kasatkena) in der Prärie gelegen sind und deren Ufer hohe Garexhumpen besitzen.
Die Versuche, den Vögeln auf Schussweite nahe zu kommen, missglückten; zwei Tage versuchte
ich es gemeinschaftlich mit dem Chef des Postens (dem Fürsten tungusischer Abkunft
Gantimur), den Ibissen nahe zu kommen, jedoch flüchteten sie,,wenn wir sie noch
gar nicht zu Gesichte bekommen hatten, vom Ufer des Sees auf einen trockenen Weidenstamm
und verliessen auch'diesen, sobald sie sahen, dass wir uns naheten. Die schöne
Lachsfarbe . der Flügel und des Schwanzes wurde namentlich während des Fluges der
Vögel sichtbar. Das Akademische Museum erhielt aber durch Herrn Maack einen jungen
Vogel dieser Art, den der .Reisende am Üssuri im Jahre 1859 schoss. Anknüpfend an
die Beschreibungèn, welche in der Fauna japónica *) und in den Planches coloriées2)
durch Temminck und Schlegel gegeben wurden, mache ich nachstehende Zusätze
über den jungen Vögel, welchen ich vor mir habe.
Der schwarze, kräftige Schnabel wird an der platten Spitze hellbraun. Die jeder-
seits neben der erhöhten Firstleiste verlaufende Blnne zieht sich bis. zur Oberschnabelspitze.
Die Firstleiste- erweitert, sich recht sichtlich an der Stirn, wird vor den
kleinen, flach liegenden, etwas schräge nach vorne gestellten Nasenlöchern etwas schmäler
und verläuft dann in gleichmässiger Breite bis zur spitz gerundeten Schnabelspitze.
Ueber die Stärke des Schnabels giebt .die nachstehende Tabelle den nöthigen Ausweis.
Auf der nackten, bei dem jungen Vogel gelblichrothep, Kopfhaut tritt eine ganz kleine
Befiederung in der Medianlinie-des Kopfes bis zu derjenigen Stelle auf, wo eine von den
innern Augenwinkeln gezogen gedachte Linie die Medianlinie schneiden würde. Erst
auf dem Scheitel, wird das Gefieder grösser, und zieht sich in einer vom Auge des
Vogels überall gleich weit entfernten Bogenlinie bis« an den hintern .Ohrrand. Hierin
weicht unser Vogel nicht allein von der Abbildung des alten Vogels, sondern auch
von der des jungen, ab und die Befiederung oberhalb der Ohrgegend scheint sich
mit .zunehmendem Alter etwas weiter nach vorne zu verbreiten, wie das namentlich
auch die Tafel LXXI der Fauna japónica darstellt. Bei meinem jungen Vogel bildet
1) Fauna japónica 1. c. p. 117, Tab. LXXI.
2) Nouveau recueil de planches coloriées. Yol. Y, Tab. 551.