
Sibiriens. Im Ürulungui-Thale lebt sie auch, meidet aber die Salzauswitterungen,
welche Ph. alpestris und brachydactyla gerne der Salsola-Saamen wegen besuchen. Sie
schwärmte vor Sonnenuntergang ganz in der Weise, wie es 4.1 Gahndra, brachydactyla
und stbinca in den südrussischen Steppen um diese Jahreszeit zu.thun pflegen, besam-
melte aber gegen Mittag eifrig die Schneeschmelzen und hielt sich am liebsten an den
durchfeuchteten Stellen des sterilen Steppenbodens auf, wo der Schnee im Winter zusammengeweht
worden war. Gegen Abend bezog sie regelmässig nebst Al. brachydactyla
ein m der Nähe gelegenes, ehedem mit Buchwaizen besätes Feld, wo sich auch Frgl.
Imaria einstellte. Hier legte .ich den mongolischen Lerchen Schlipggp mit gutem Erfolge
und konnte so in den letzten Tagen des Zusammenlebens dieser Vögel einige fangen.
Nicht leicht lassen sie sich anschleichen, laufen auf den Schneeschmelzeir rasch nach-
allen Richtungen aus einander, rotten sich,, wenn sie, gestört werden, erst nach mehrmaligem
Zackenfluge zu compakten Haufen zusammen und hüten sich sehr sorgfältig, in
die Nähe des Jägers zu kommen. — Auffallend ist es, d|ss ich' kein Weibchen ans diesen
Flügen fing oder schoss und glaube ich, dass diese Lerche, wie manche andere Arten der
Singvögel, nach den Geschlechtern zeitweise, geschieden leben. In den ersten Tagen des
April lösten sich die letzten Flüge dieser Lerchen auf und man bemerkte einzelne Vögel
und selten paarig lebende; einzelne solcher Paare traf ich auch schon am 15/27. März.
Die Höhen der Murmelthierbaue dienen ihnen dann zum auserwählten Ruheplatze, von
dem sie sich oftmals sehr hoch erheben und kreisend singen. Hierin weicht diese
Lerche von der Lebensweise der Calander-Lerche ab, besitzt aber auch den niedrigen,
theils rüttelnden, theils flatternden Flug derselben und dann einen ähnlichen Gesang.
Den schönen Gesang lässt sie nur im Frühlinge dann erklingen, wenn me steigt, er
kommt dem unserer nordischen Feldlerchen nahe, ist aber nicht so anhaltend. Sie
lässt sich oft in rapidem Schuss zur Erde nieder und wählt gerne Erdklumpen zum
Sitzen. Ohne Zweifel brütet sie selten in den Hochsteppen, ich habe ihr Nest aber
nicht finden können. Sie begiebt sich zum Winter, wie es -scheint, hierher, denn im
Sommer sah ich sie nur selten. In Maimatschin war sie ein beliebter Stubenvogel
der Chinesen1).
4P». A lau d a (Phileremos) braehydactyla Leisl.
Mit Blasius 2) stelle ich diese Art, von welcher ich 4 Männchen und ein Weifchen
aus der Mongolei mitbrachte, zum Subgenus Phileremos Brehm, und nicht zu den Almden
1) Das Exenfplar des akademischen Museums muss ein Stubentogel, gewesen sein. Krankhafte Wucherung
der Nägel, ein wenig abgenutzter, spitzerer und etwas längerer Schnabel, so wie die ziel dunklere, braunere Ge-
sammtfarbe des Gefieders sprechen dafür.
2) Die "Wirbelthiere etc., p. 95.
in* engern Sinne, wie sie Gray J) begrenzt. Der Grund, dieses zu thun, liegt in dem
Mangel der ersten ^(kurzen) Schwinge bei Al. brachydactyla. Bei Besprechung der Alauda
Pispoletta Pall, durch Blasiusi (m pitirtem Werke p. XXXVH) wird der weissen Enden
der’ Mittelschwingen besonders erwähnt und ihr Vorhandensein bei der kurzzehigen
Lerche in Zweifel gezogen, mithin auch die durch Pallas 2) gegebene Diagnose «remi-
gibusque mediis apice albis* an dieser' Stelle corrigirt. Indessen sprechen ebensowohl
alle meine Exemplare, wie ein aus Baku stammender Vogel, ganz für die Richtigkeit
der Behauptung Pallas, nur darf jener Charakter nicht als anszeichnender, diagnostischer
gelten, vielmehr nur die Bedeutung eines unwesentlichen Varietäten-Kennzeichens
für östliche Thiere dieses Vogels gewinnen. Diese östlichen Steppenbewohner, zumal
aber die den Hochländern,Centralasiens angehörenden, zeichnen sich ja so häufig durch
Vorwalten und Heberhandnehmen der hellen Tinten ihres Gefieders '(oder Haares) ans,
dass uns dergleichen auch bei Al. brachydactyla gar nicht weiter befremden darf. So haben
denn auch die von mir mitgebrachten Vögel im Vergleiche zu westeuropäischen einerseits
einen ungleich hellem Ton in den gelblichgrauen Parthien des Gefieders, wie andererseits
wieder die Intensität der dunklen Schaftflecken an den meisten mongolischen
Exemplaren etwas grösser ist, als an westeuropäischen. Vortrefflich schliessen sich meine
Vögel in Zeichnung und Färbung an die durch Naumann 8) gegebene Abbildung, viel
weniger an die von Gould 4) veröffentlichte. Einige meiner Vögel aber tragen ein so
verschossenes Gefieder (Anfangs April erlegte M.), dass ihre Rückenseite schon durchweg
mehr in Grau als in Gelbgrau gefärbt erscheint. Da die Schwingen einige bedeutende
Schwankungen in den Längenmaassen besitzen, so will ich in nachstehender Tabelle
meine 5 Exemplare der kurzzehigen Lerche ausmessen:
Länge von der Schnabel- zur S^hwanzspitze
des Schnabels, auf der First gemessen ,
des Schwanzes . .......... i .
des zusammengelegten Flügels . . . ,
des Laufes , . . . . . N ......
der Mittelzehe ohne Nagel ., . . . .
des Nagels an der Mittelzehe . . . .
1) The Genera of birds, T. n .
2) Zoogr. T. I, p. ,526.-
3) 1. c. Taf.,98, 2.
4) The birds of Europe, vol. III.
T a re i-n o r.
Ma n n c :h e n. Wbch.
I M S 2. 3. Ü h 5.
i n M i H i m e t e r n .
158’ J '152 I 147 147 143
9 | 9 9 9 9
70 70 70 v 71 64
96 95 91 88' 87
19 19 19 19 19
17 15 Ü 17,, 15 - 15
6,5 6 6 5 '5