
in Folge einer Rückgratlähmung bettlägerig war und also seine Jagden ganz eingestellt
batte. Dieser Jäger fing früher die in Unzahl einfallenden Enten auf den Süsswasserlachen
bei Kulussutajefsk mit Angeln, ähnlich denen, die man auf Aale stellt. Auf
ziemlich kurze, starke Haken, wie man sich deren namentlich zum Fangen grösser
Flussbarsche bedient, wurde Schaaflunge gespiesst und nun die am Lande befestigte Leine,
an welcher die kleinern Nebenleinen mit den Haken befestigt waren, zur Nachtzeit
ausgeworfen. Die lufterfüllte Lunge hielt den Apparat auf der Oberfläche des Wassers.
Die Enten und namentlich die Spiessenten, welche die Lungenstücke sehr gerne fressen
sollen, bissen sich dann Nachts fest und wurden am nächsten Tage meistens noch lebendig
abgenommen. Seit den 3 letzten Jahren hatte Niemand am T are i-n o r diese
Jagd betrieben. Unser am 24. April erlegtes Männchen trägt an seiner rechten Halsseite
noch im braungrauen Gefieder einen solchen, mit der Basis vollständig in die
Haut eingewachsenen Angelhaken.
In China muss man sich zur Jagd meistentheils eiserner Schroten bedienen. Viele
Enten, und unter diesen wieder vorwaltend Anas acuta, waren dort meistens mit solchen
Schroten angeschossen worden. Ich fand den grössten Theil der am Tarei-nor ^erlegten
Enten mit solchem Hagel in der Haut, oft hatte sich um das Korn eine liniendicke Schicht
zerbrökelnder, schwarzgrauer Masse gebildet. Bleischroten könnte ich gar nicht finden.
Am 12. Juni 1855- trugen die in Irk u tsk zu Markte gebrachten Männchen noch das volle
Prachtkleid. Unstreitig ist die Spiessente. eine der gemeinsten Entenarten meines Reisegebietes;
ziemlich selten war sie im östlichen Sajan-Gebirge. Zum Tarei-nor kamen die
ersten Vögel dieser Art am 28. März 1856, am 20. Mai fand ich dort brütende Vögel. Tn
der 2ten Hälfte des April zogen die Spiessenten am häufigsten gegen Norden durch.
Im Bureja-Gebirge war es auch am 28. März 1858, als ich die ersten Spiessenten
von Süd nach Nord fliegen sah, am 29. März zogen grosse Schwärme stromabwärts.
Seit dem 17. August 1856 begaben sich die Spiessenten im Vereine mit An. Boschas,
strepera und ctypeata Nachts gerne auf die abgeemteten Felder. , Am 22sten' wurden
Züge von der März- und Spiessente, welche südwärts wanderten, bemerkt. Am 30sten
traf ich unter anderen Süsswasserenten vornehmlich auch An. acuta in den überschwemmten
Niederungen des Onon-Borsa-FIüsschepp an. Wie die Stockenten, so wateh. auch die
Spiessenten seit dem 8. September sehr unruhig und seit dem 17ten sah man nur
noch wenige. Sowohl diese Art, als auch A.. Penelope, in geringerem Grade selbst
An. Boschas und in seltenen Fällen sogar Anas Grecca bleiben länger an der Abflussstelle
der untern Angara aus dem Baikalsee. Am 24. September 1855 sah ich auf dem
Markte von Irk u tsk neben vielen jungen, Vögeln von An. Marita sowohl Pfeif-, als
auch Spiessenten, einige Stockenten und eine Krickente. Damals waren Nachts meistens
6—8° Kälte und der erste geringe Schneefall hatte schon stattgehabt. Am 2. October
wurden eben dies# Arten dort geschossen, jedoch war jetzt Anas dangula die gemeinste
Species unter ihnen.
343. A lias (Rhynchaspis) clypeata L.
Ein-am 21. April 1856 erlegtes Männchen im Prachtkleide weicht im Gefieder
nicht, wohl aber etwas in der Grösse von europäischen Vögeln ab. Die an ihm ermittelten
Maasse sind folgende:
Totallänge . .. . . .............................................. . . . . . . . . 18"
Länge des zusammengelegten Flügels . . . . .. . . ..................... 8" 4"'*
' m des Schwanzes : . . .. . . / . . .. . . ' . , • ' •. '. . 3"
„ des Schnabels auf der First bis zur vortretenden Stimbefiederung 2" 6'"
'v j ||| des Tarsus . . . . . . -. . - . r '5 ' " 1
„ , der Mittelzehe ohne N a g e l .......................... 1" 6'"
„ der Hinterzehe ohne N a g e l ........................... 4"'
„ des Nagels an der M itte lz eh e ............................................................... 4"'
„ des Nagels an der Hinterzehe . . . . . - - • • • l 1/2”’
Mehrere am 24. September 1855 auf dem Markte in Irk u tsk gesehene Vögel
trugen noch das Sommerkleid, dasselbe war auch bei den am 19. September 1856 am
Tarei-nor erlegten Männchen der Fall.
Zum Tarei-nor kamen die ersten Löffelenten am 7. April 1856 und am 18ten
sah ich ihrer mehr; bis zum 12. Mai blieben sie geschaart und am 20sten fand ich brütende.
Im Bureja-Gebirge schoss ich am 7. Mai 1858 mehrere'Männchen im Hochzeitskleide.
Am 12. Juni 1855 befanden sich die Männchen stark in der Mauser zum
Sommerhabit.
344. An as (Oedemia) fusca L.
Alte Weibchen dieser Enten-Art bringen den Sommer selbst in der nördlichen
Mongolei zu, obgleich diese Gegenden unter dem 50° nördl. Breite gelegen sind.
Männchen habe ich im Süden Sibiriens überhaupt nicht zu Gesichte bekommen und
die Wöibchen gehörten zu den Seltenheiten. Am 13. Mai, 1856 lebten 4 Weibchen,
änf der grossen Süsswasserlache bei Kulussutajefsk, von denen eines erlegt wurde; es
stimmt genau mit den im Winter aus dem Hochnorden zum Südrande des B altischen Meeres
wandernden Weibchen überein. Im Jahre 1855 sollen einige Sammetenten ihre Herbstmauser
durchgemacht haben. Am 8. Mai 1858 sah ich 8 Exemplare dieser Entenart
im Bureja-Gebirge. Noch weit südlicher wurde die Sanunetente als Küstenbewohner
der östlichen Mandshurei nachgewiesen. Wir erhielten aus Port-May (circa 43° n. Br.)
ein ebenfalls altes Weibchen, welches dort am 3. Noivember 1860 erlegt wurde. Es
ergiebt sich also aus dem Angeführten, dass Anas fusca, welche nach Pallas *) im