Anas (Fuliyula) Boeri.
8 5 1 . A n a s (V u l i g u l a ) B a e r l nov. Sp. Taf. XV.
Nach einer eingehenden Musterung der his jetzt bekannten Fuliyula- und Nyroca-
Arten, der Eytons classische Monographie der Anaüden zu Grunde lag, und nach.Hinzuziehung
der namentlich in den Proceedings of thè zoologica! society of London sich
findenden Beschreibungen einiger seltenen Fuliyula-Species, bin ich schliesslich zu der
TJeberzeugung gelangt, dass eine vom mittlern Amur heimgebrachte Schopfente bis jetzt
nicht bekannt ist,5 wesshalb ich sie. im Nachstehenden genau beschreibe und auf Taf. XV
naturgetreu abbilde. •
Es läge "nicht fern, diesen Vogel für eine Bastardform der weissäugigen Ente (An.
Nyroca) und der gemeinen Schopf- oder Reiherente (An. Fuliyula) zu halten, da bekanntlich
dergleichen Bastarde auch durch natürliche Züchtung gerade bèi den wilden
Entenarten Vorkommen und nicht nur bei den ächten Süsswasserformen der Anatiden,
sondern auch bei den an der hinteren Zehe mit breiten Lappen versehenen Tauchenten
nachgewiesen sind1). Jedoch muss ich in Erinnerung bringen, dass ich unseren Vogel
im Frühlinge 1858 durchaus nicht vereinzelt, oder mit einer oder der ändern der beiden
Arten, die seiner Erzeugung zu Grunde liegen könnten, zusammenlebend antraf, sondern
ihn in kleinen Banden von 4—6 Exemplaren ebensowohl am Udirflüsscheh, wie
auch auf einem stehenden Wasser in der oberen Salbatsche-Ebene auf dem rechten
Amurufer fand, wo ich am 18. April ein Männchen erlegte. Dieses Männchen trägt
das volle Hochzeitskleid.
Der Schnabel ist fast doppelt so lang als breit; die Basis des’ Oberschnabels ist
nur 2 Mnatr. schmäler, als die breiteste Stelle, welche in der vorderen Krümmung
liegt, die Spitze ist sanft gerundet, der Nagel stumpf. Die Nagelform entspricht der
von Anas Nyroca besser, als der von Anas Fuliyula, die gesämmte Schnabelform aber
schliesst sich genau an die der Reiherente an. Die etwas schräge nach vorn gesenkten,
flach liegenden, kleinen Nasenlöcher liegen auf der Grenze des hinteren Drittels der
Schnabellänge. Zwischen ihnen ist der Schnabelrücken leicht aufgetrieben und hier
8 Mmtr. breit. Dem Rande des ObersShnabels parallel verläuft von der untern,
hinteren Ecke desselben eine deutliche Furche bis zum vorderen Drittel, der sich eine
zweite, schwächere und höher gestellte, vom Nagel ausgehende, anschliesst. Die Maasse
geben wir weiter unten in der tabellarischen Uebersicht. Am frisch , getödteten Vogel
war der Schnabel yon der Basis bis zu den Nasenlöchern dunkelblaugrau, auf dem
Rücken und in den vorderen zwei Drittheilen heller, in den unmittelbaren Umgebungen
des schwarzen Nagels fast rein weiss. Die Stimbefiederung tritt in einem Winkel
1) Ich erinnere besonders an Anas Homeyeri Baed. und schliesse mich der Meinung O lp h - G a illa rd s
und B la s iu s an, welche diese Ente für einen Bastard von An. fprina und An. Nyroca halten.
Anas (FuMgulaJ Baeii. 377
von circa 70° auf die Basis des Schnabelrückens vor. Der Unterschnabel besitzt an
seiner Basis ßine Breite von 20 Mmtr.; in seiner Mitte 17 Mmtr.,’ ist vorne stumpf
zugerundet und hier schwarz. Die nackte Haut zwischen den Kieferästen ist sammt
diesen hell blaugrau. Von innen betrachtet, war der Öberschnabel am frisch: ge-
iödteten Vogel weissgrau und in seiner Mitte bemerkte ich einen deutlichen Kiel, der
vom Nagel aus nach hinten verlief ' Alle Lamellen, sind ein wenig nach hinten gerichtet
und besitzen auf ihrer Basalhälfte eine deutliche flache Falte.
ii-'Das Gefieder des Kopfes, .wie auch des ganzen Halses, besitzt im Allgemeinen eine
dunkle, metallglänzende, grüne Farbe;, speciefler betrachtet , findet man es an den vorderen
G&ichtstheilen und auf dem gesammten mittlern Felde .der unteren Halpseite reiner
schwarz; weniger glänzend und mit einem geringen Schimmer in’s Dunkelviolette. Ein
kleiner rhomboidaler ..weisser Fleck bildet’die spitzwinkelig vortretende KehlbefiedOrung.
Das Gefieäer gewinnt unterhalb der-Ohröflhungen sichtlich an Länge und die Nackenfedern
sind zur Holle verlängert. Diese Federn, sammt, allen,- welche auf der hinteren
und den seitlichen Halsflächen stehen, haben eineschöüe, rein dunkelgrüne Farbe und glänzen
stark. Ihre Bàsaltheilé sind rauchgrau. Durch| fliese Kopf- und Halsfärbiing werden wir
mehr an die alten M. der Anas marila, .als an die der An. Fuliyula erinnert. Recht
alte männliche Individuen def letztem zéigen zwar auch den grünen Metallglanz auf der
Wapge und am Schopfe, jedoch fehlt er den Halsseiten wohl stets. - Abwärts geht das
schônè Grün an unserm Vogel nach .und nach in reines, etwas -glänzendes Schwarz über,
welches“ auf d^m Rücken in allmählichem Uebergange zu der hier herrschenden dunkelbraunen
Grundfarbe abschwindet, während es sich seitlich und unten in scharf umgrenztem Ringe
'gegen das herrliche Rothbraun der Brust absetzt. In dem Brustgefieder gleicht nun
unsere Ente der weissäugigen wohl, jedoch zieht sich das. Braun nicht ganz so weit
abwärts." Das Braun ist auch nicht so lebhaft, als bei An. Nyroca', zieht namentlich in
der Nähe , dès Halses in ein dunkles, gesättigtes Kastanienbraun und“ setzt sich, gegen
die wëisse Bauchfläche in scharfer,Umrandung^ab. Helle,' gelbliche, schmale Ränder
stehen noch an den meisten hinteren Federn dieses braunen. Brustgefieders. Zum Rücken
hin wird das . braune Gefieder ebenfalls etwas dunkler und es, drängt sich zwischen
dasselbe jene vom Halse zur Rückenmitte sich .verbreitende. schwarze Färbung. Das
Rückengefieder und die Flügel bieten die grösste Analogie mit Anas Nyroca dar. Wir
bemerken auch in der braunschwarzen Grundfarbe des Rüdkens jene zarte braunrothe Punk-
tirung, wie sie der we.issäugigen Ente zukommt. Im kleinen oberen Deckgefieder wird
die Grundfarbe bleicher, mehr erdbraun und’ die Pünktchen bleiben. Der schwarz gekantete,
weisse Spiegel ist.ganz wie bei An. Fuliyula, die hintersten Seçundârschwingen
und die verlängerten tertiären besitzen den schönen grünen Metallglanz und die schmale
schwarze Kante der Aüssenfahne. Endlich-ist auch die untere Flügelseite ganz so, wie
bei den beiden schon öfters erwähnten, nahe verwandten Eütenärten. Das Kleid des
untern Rückens und des Bürzels, so wie die oberen Schwanzdecken sind schwarz, hie und da
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