
969. I>arus melanurus Temm.
Nouveau recueil de planches coloriées d’oiseaux etc. Vol. V, Tab. 459.
Fauna japónica, Aves., pag. 182, Tab. LXXXVin.
Tilesius^ hat zwar auf Tafel LYII im Atlas zu K ru sen ste rn ’s Reise um die
Erde diese Mövenart, wenn auch mangelhaft, so doch sicher erkenntlich dargestellt, ihr
aber ausser der russischen und deutschen Benennung (die japanische Möve oder der
Blutschnabel) keine systematische Bezeichnung hinzugeftigt. Auch sind die naturhistorischen
Objecte, welche in diesem Atlas abgebildet wurden, später nicht beschrieben worden
und der Wunsch des Kapitains Krusenstern, es möge solches geschehen, ist nicht
in Erfüllung gegangen. Demnach gebührt Temminck das Verdienst, diese Art zuerst
in den oben citirten Planches coloriées benannt und beschrieben zu haben.
Dass dieselbe nicht nur die Ufer Ja p a n ’s, wo sie die einzige Mövenart sein
soll, bewohne, sondern auch das benachbarte Küstengebiet des Festlandes besuche, lag
auf der Hand, jedoch wurde der directe Nachweis dafür erst durch Herrn Dr. Wulffius
geliefert. Derselbe sandte dem Akademischen Museum einen alten Vogel, welcher am
30. Juli 1860 in P o rt Bruce getödtet wurde. Dieser (sein Geschlecht ist auf der
Signatur nicht bemerkt) stimmt, wenn man einige Unterschiede, die sich leicht erklären
lassen, in Abrechnung zieht, genau mit den Abbildungen und Beschreibungen in den oben
citirten Werken überein. Die hauptsächlichsten Abweichungen liegen aber in dem fast
gänzlichen Mangel der weissen Spitzen an den Schwingen. Bei .näherer Ansicht "unseres
Vogels wird man nämlich gewahr, wie er zwar das kleine Gefieder wechselt, jedoch noch
die alten Schwingen und Steuerfedern trägt. Diese sind daher auch stark verstossen
und dadurch die Réduction ihrer weissen Spitzen bis auf ein Minimum ganz natürlich.
Bei den neuen Federn des Mantels sieht man die schöne, gesättigte, dunkel blaugraue
Farbe recht deutlich. Dieselbe gewinnt auf den oberen Flügeldecken noch an Dunkel
und es mischt sich in sie ein leiser bräunlicher Ton. An unserem Vogel ist der ganze
Kopf und Hals, so wie Brust, Bauch und untere und obere Schwanzdecken schneeweiss.
Die unteren Flügeldecken sind ganz leicht in Grau getrübt, namentlich die dem Fltigel-
bug zunächst stehenden. Das schwarze Querband des Schwanzes nimmt nicht ganz die
Hälfte der Schwanzlänge ein und ist zur Basis hin sanft gerundet. Die Aussenfahne
der ersten Steuerfeder betheiligt sich nicht am Schwarz. Die Enden der Secundär-
schwingen sind alle weiss, bei den hintersten folgt auf den Aussenfahnen ein schwärzlicher,
recht scharf markirter Fleck, der nur dadurch entsteht, dass, die also gefärbte Aussenfahne
dieser Federn zum grössten Theil von den darüber liegenden Deckfedern verdeckt
wird. Die Abbildung des alten Vogels in der Fauna japónica stellt diese Flecken
recht deutlich dar. Nach Hrn. Dr. Wulffius schriftliehen Mittheilungen waren am
frischen Vogel die Augen hell schwefelgelb, die Augenlider am Rande ziegelroth, der
Schnabel in den á/s seiner Basis grünlichgelb, dann mit breiter durchgehender, schwärzlicher
Binde und an der Spitze rein gelb mit leichtem Roth. Dies Roth scheint nach
dem Tode noch viel intensiver hervorzutreten. Die Fussfarbe giebt H. Dr. Wulffius
für den alten Vogel ebenfalls gelb an, was nicht gut mit der Darstellung in der Fauna
japónica übereinstimmt.
Die Maasse unseres Exemplares sind folgende:
T o ta llä a g e .................................................... .... 16 7
Länge des zusammengelegten Flügels. . . . . . 13" 8"'
„ des Schwan zes...................................................5 .
,, des Schnabels, auf der First gemessen . . . 1" 8"'
n ' der Mundspalte...................................................2" 5'
Höhe des Schnabels am Winkel des Unterkiefers . 67*"'
Länge des T a r s u s .........................................................* ®7*
„ der Mittelzehe ohne Nagel . ..................... 1"
„ des Nagels an der Mittelzehe......................... 3"'
3G3. Larus canus L.
Die Sturmmöve brütete Mitte Juni recht häufig auf den Inseln der untern Angara,
unweit der ersten Poststation, die auf dem Wege Von Irk u tsk zum Baikalsee gelegen ist.
Die hier erlegten alten Vögel gehörten grösstentheils der grosswüchsigen Varietät an,
deren H. v. Middendorff >) Erwähnung thut. Recht häufig lebte die Sturmmöve auch am
Baikalsee und am Tarei-nor, am mittlern Amur jedoch war sie selten. Ihre Ankunftszeit
zum Tarei-nor finde ich in meinem Tagebuche schon mit dem 28. März notirt.
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964. Larus ridibundus L.
Die am 28. April 1856 bei Kulussutajefsk gesehenen Lachmöven trugen zum
grossen Theil das fertige Sommerkleid. Bei einem Weibchen, welches ich erlegte, stehen
nur im dunklen Kopfgefieder einzelne Spuren des hellen Winterkleides. Uebrigens stimmt
dieser Vogel genau zu europäischen Exemplaren. Ein 2ter, ebenfalls am Tarei-nor erlegter
Vogel, ist ein junges Männchen und mausert aus dem Jugendkleide stark in das Winterhabit.
In diesem tragen bekanntlich die meisten oberen Flügeldecken an ihren Spitzen noch die
bräunlichen, zum Rande hin heller werdenden Flecken, obschon ihr grösserer Theil von
der Basis aus die schöne graublaue Farbe besitzt. Mit dem 2. September 1856 trugen
am Tarei-nor die wenigen alten Lachmöven, welche noch nicht fortgezogen waren, das