
Ausnahme der Hochsteppen, wo sie fehlt, nicht selten. Am 19. März 1858 lockten die
Kleiber im Bureja-Gebirge schon sehr eifrig und flogen meistens paarig.
89. Bombyc illa Garrula L.
Bei den Vogelfängern in Irkutsk: Petuschoh, d. h. das Hähnchen.
Zwar wurde der Seidenschwanz aus dem Mündungslande des Amur noch nicht
nachgewiesen, indessen sind wir wohl berechtigt, ihn wenigstens als durchstreichenden.
Wintervogel für dasselbe zu bezeichnen. Dies geschieht deshalb, weil die von P a lla s1)
mit der Lena ihm angewiesene östliche Grenze seiner Verbreitung durch die Beisenden
neuerer Zeit eine bedeutende Correctur erfahren-hat. So fand H. v. Middendorf-f die Seidenschwänze
in kleinen Banden nicht nur am»Südabhange des mandshurischen Scheidegebirges,
sondern auGh im Küstengebiete des südlichen Stanowoi 2), ferner wies v. Sieb old
ihn aus dem nahegelegenen Jap an nach und ich kann sein Vorkommen im Büreja-
Gebirge bezeugen. Mit grösser Wahrscheinlichkeit darf man daher wohl behaupten, dass
er dem untern Amurlande gleichfalls angehört 3).. An meinen Exemplaren lassen sich
geringe Schwankungen ebensowohl in der Total-, als in der Schnabelgrösse wahrnebmen (mein
grösstes Exemplar besitzt 7" frz. Totallänge), wie denn auch die Nüancen der angenehmen
grauröthlichen Körperfarben bald lebhafter röthlich, bald matter grau sind. Dies
sind Abänderungen, welche an und für sich bei dem Seidenschwänze in recht nahe
gelegene Grenzen fallen und an den europäischen Vögeln in gleicher Weise Vorkommen.—
Mit dem 8. October stellten sich 1855 die Seidenschwänze im Angara-Thale (untern)
ein. Am 14ten, als ich auf den Inseln des Udaflusses bei dem Dorfe Urikowskaja (circa
50 Werst die Angara abwärts von Irkutsk) jagte, beobachtete ich diese Vögel auf dem
Zuge, hoch in der Luft; sie kamen von N.-O. her und Messen ihre pfeifenden, schrillenden
Töne vernehmen. Die auf den Inseln der Uda im dichten Weidengebüsche am
13ten angetroffenen Seidenschwänze waren als frische Ankömmlinge, ganz gegen die Gewohnheit
dieser trägen Vögel, ungemein scheu und flüchtig. Seit dem 26. September
1856 bemerkte man einzelne derselben auf den Inseln des mittlem Onon; es waren die
Yorzügler. Am 7. October erst trafen grössere Banden ein, die sich unweit der alten Ts chin-
dantskischen Festung mit. den Früchten von Pyrus baccata eifrig zu schäffen machten.
Im Bureja-Gebirge sah ich am 9. October 1857 die ersten Schwärme, Gleich wie im
Stanowoi nach dem Zeugnisse desH. v.Middendorff, so lebte auch hier unter dem 471/%° n.
Br. der Seidenschwanz nur in kleinen Gesellschaften (4, höchstens 8) und zwar bewohnte
er vomehmHch die Hochwälder der Zapfenbäume, wohingegen B. phoenicoptera
1) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 549.
2) Sib. Keise 1. c. p. 157.
3) Wir finden ihn daher auch von H. L. v. S c h r e n c k unter den die Omis des Am urlandes ergänzenden
Arten p. 524 aufgeführt
die Laubhölzer jenen vorzog. Die Seidenschwänze bleiben recht lange im Süden.Sibiriens,
ja in Irk u tsk sogar bis gegen das Ende des April. Alte Männchen schoss ich im Bu re ja -
Gebirge noch am 29. März 1858, junge sogar am 13. April. Dieses lange Verweilen
der im hohen Norden brütenden Vögel findet zunächst in dem Klima Sibiriens,seinen
Grund, steht aber auch wohl mit der späten Brutzeit der Seidenschwänze in directem
Zusammenhänge.
90. Bombycilla phoenicoptera Temm. Taf. VI. Fig. 1.
Schon am 10, August 1857, als die Wälder im Bureja-Gebirge noch im hochsommerlichen
Laube standen, wurden von mir kleine Banden dieser Art gesehen, es
gelang1 mir aber erst Anfangs September, 5 Exemplare zu erlegen. Damals bestanden
die Gesellschaften aus höchstens 15—20 Individuen und waren aus alten und jungen
(diesjährigen) Vögeln zusammengesetzt.
Zu den Beschreibungen, welche wir in der Fauna japonica1) und in den Planches
coloriées2) finden, mache ich nachstehende Zusätze. Mit zunehmendem Alter der Männchen
gewinnt das schöne Roth der Endbinde des Schwanzes an Breite (bis 6 Mmtr.)
und auf den Schwingen erster Ordnung von der 4ten bis 8ten incl. steht auf der breiten
weissen Kante ein rother Flecken, welcher die Spitze der Aussenfahne ganz einnimmt
und auf der weissen Kante der Innenfahne allmählich verschwindet3). Auch bei den
alten Weibchen bemerkt man auf der 5—8ten Schwinge einen blassen rosa Flecken auf
der weissen Kante der Aussenfahne, * dagegen betheiligen sich die Schwingen 2ter Ordnung
nicht mehr an den rothen Endflecken. Bei alten Männchen wird das Gelb der
Bauchfedern nur wenig durch Lichtgrau getrübt und die zimmetbraunen untern Schwanzdecken
ziehen an ihren Spitzen in helles Kirschroth; auch gewinnt vdas tiefe Schwarz
der hintern Schopffedern an Umfang und wird nur theilweise vom Mchten Graubraun der
obem Schopffedern verdeckt.
Das weisse Nestkleid der erwachsenen Vögel vermausern sie mit dem Anfänge des
Septembers in das erste Winterkleid. Zwei mämüiche Exemplare, die am 4. September
ërlégt wurden, begannen diesen Federwechsel im kleinèn Rückengefieder. Die frisch
hervorspriessenden Federn besitzen bei zugleich viel dichterer Anordnung der Neben-
schäftchen auch schon die bräunlich graue Farbe des ältem Gefieders. Im Nestkleide
1) Fauna japónica, Aves., p. 84, Taf. XLIV.
■ 2) Vol. H,, Taf. 450.
3) Das vorliegende alte M. mausert gerade die Schwingen, die drei äussersten sind alte abgeriebene Federn,
an welchen die weissen Endkanten verstossen sind. Uebrigens finde ich diese bei alten Vögeln, sowohl Männchen
als Weibchen? niemals der Aussenfahne' so weit entlang laufend, wie es die Abbildung der Fauna japonica für
das M. zeigt. Nur junge Vögel, denen auf der Innenfahne der grossen Schwingen das Weiss ganz fehlt, besitzen
dagegen anr Ende der Aussenfahnen dasselbe in scharfer Umgrenzung als breiten Strich, welcher in der
Längenrichtung der Federn steht.