
ungemein scheu. Nicht selten hält man die Lerche auch in Sibirien als Stubenvogel, die
Chinesen aber geben der Al. rriongölica vor der Feldlerche den Vorzug 1).
50. Plectrophanes nivalis L.
Bei den Dauren und SjoIonen, die zum mittlern Amur zeitweise kommen: Tschinakd.
Am 10/22. October 1857 trafen die ersten grossen Schaareü alter Männchen
dieses Vogels im Bureja-Gebirge ein und bewohnten dann längere Zeit die in Folge des
niedrigen Wasserstandes zu Tage getretenen Geröllablagerungeu an den Ufern des Stromes.
Zwei starke Flüge, von denen jeder wohl 3—400 Individuen fasste, hielten sich gleich
oberhalb des obern Ditschun-Thaies auf,’ verschwanden aber Anfangs November. Im
Winter, sah ich P. nivalis im Bureja-Gebirge nicht. Die erbeuteten Männchen sind dreimal
vermauserte und besitzen den braunrostigen Anflug am Kopfe und auf den Rücken-
und Bürzelfedern in hohem Grade. Am Gefieder der Stirn macht sich sogar ein recht lebhaft
in’s . Schwarze ziehender Anflug kenntlich. Im Uebrigen geben mir meine Exemplare
zu keinen Bemerkungen Veranlassung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der fortschreitenden
Ansiedelung im Amurlande die Schneeammern auch für den Winter da- stationär
werden, wo ¡sie bis zum Jahre 1858 nur durchzogen und namentlich im Herbste
sich sehen Hessen. So .bin ich davon überzeugt, dass sie ebenso gut und häufig in der
Nähe der Kosakendörfer oberhalb und unterhalb vom Bureja-Gebirge jetzt schon wintern,
als in und bei den grossen mandshurischen Dörfern oberhalb und unterhalb. der Stadt
Aigun, wo ich sie im Winter 1858^-1859 oftmals sah. Ueberall, wo die Landstrasse oft
befahren wird und zumal der grossen sibirischen Heerstrasse entlang, traf ich , die Schneeammern
in Sibirien im Winter an. So lebten Schwärme ganz alter Vögel (viermal vermau-
serter, die sich durch vorwaltendes Weiss namentlich am Kopfe erkennön lassen) selbst auf
den Höhen des Apfelgebirges, wo über dieses die grosse Strasse nach Transbaikalien
führt. Diese Vögel aber schwärmten (Anfangs März 1856) um Mittagszeit sehr anhaltend und
glaube ich, dass sie sich bereits zum Zuge vorbereiteten. Auch in den Hoehsteppen Dauriens
suchten die Schneeammern immer die Grenzwachten und besser befahrenen Strassen auf und
nur sehr selten traf ich Anfangs März dort kleine Banden in den unbewohnten Gebieten.
51* Plectrophanes lapponica L.
Nur einmal habe ich im Süden Sibiriens diese Art in einem kleinen Schwarm
von circa 50 Exemplaren angetroffen und ein Pärchen davon erlegt. Es fand dies aber
1) Alauda grandior Pall., welche ich aufzufinden mich eifrigst bemühte, wurde nichts desto weniger in der
M o n g o le i nicht von mir gefunden. Ich zweifle an der Existenz dieser Art, es scheint mir, dass man sie entweder
mit Al. arvensis oder mit einer Anthus-Art identifiziren kann.
in einer so' vorgerückten Jahreszeit, nämlich am ¡8/20. Mai 1856, am T a re i-n o r statt,
dass ich damals fast geneigt war,, zu glauben, jene Spornammern seien sogar als Sommer-
vögel diesen Gegenden beizuzählen. Jedenfalls wird ein so auffallendes Verspäten der
letzten Nachzügler dieses Vogels um so ungeregelter, erscheinen müssen, als. Pallas;1) ihn
noch vor der Mitte des April in den Ischim’schen Steppen .eilig zum Norden ziehend
antraf. Jedoch führt mich V. Middendorff’s 8) Angabe, es seien die Spornammern erst am
27. Mai an der Boganida'eingetroffen, zu dem.Schlüsse, dass, fffir PI. lapponica, wie für
manche andere. Arten innerhalb der östlichen Meridiane die Ankunftszeiten im Frühlinge
sehr bedeutend verspäten, so dass z. B. am T are i-n o r der Gesammtzug des Geflügels sich
auf fast volle drei Monate ausdehnt. Das rauhe Klima des bergigen Centraltheiles Asiens
und das danach ' wesentlich beschränkte’ und jedenfalls alljährlich verspätende- organische
Leben der Mongolei überhaupt, muss rückwirkend sein für die Zugzeiten des Geflügels.
Trotz der zeitlich bedeutend vorgeschrittenen’ Jahresperiode, in der'ich z. B. .Pleot. lappmica
am Tarei-nor antraf, hatte dieser'und andere Zugvögelchen, doch noch .viel zu
leiden von Kälte und Schnee. Seite» stieg damals "selbst um Mittagszeit/das Quecksilber
über 8° R., Nachts erreichte es bisweilen den Gefrierpunkt und am 11/23. Mai früh lag
im nähen Adontscholon-Gebirge 2' hoher Schnee. Unter solchen Umständen mag es
denn der nordischen Spornammer gäpz heimisch noch im Mai unter dem 50° nrdl. Br.
sein. Das alte Männchen, welches ich mitbrachte, stimmt so vorzüglich zu Naumann’s “)
'Beschreibung und Abbildung) dass ich nichts über diesen Vogel., hinzuzusetzen habe. Auf
dem ‘Scheitel' sind die hellen Federränder noch nicht vollkommen abgestossen, .sonst. aber
sind die bezüglichen Kopftheile und1 die Kehle pechschwarz. Das Weibchen ist jünger
und .entspricht der Naumann’schen Beschreibung des einjährigen Vogels. Zur Abbildung
Grtuld’s i) aber passt 6s nicht gut, da dieser Abbildung das-Rostroth des Nackens fehlt,
welches mein Vogel in ziemlich hohem Grade besitzt.
5 9 . tüiiürriza (JEuspiasa} aureola Pall. Taf. IV. Fig: a bisjh.
Bei den M ö n g ö len und B u r ja te n : Altan-gurguldei, d. h. Goldvögelchen. H
■ Eine Suite von 27 Exemplaren dieser, schönen Ammerart liegt mir von meinen
Reisen vor, sie giebt mir Veranlassung, eingehender über den Kleiderwechsel bei .vorr
schreitendem Alter zu sprechen, da auch diese Ammer erst nach mehrmaliger Mauser,
wie .es.scheint im 3ten Jahre, dasjenige Kleid, änlegt, welches bei beiden Geschlechtern
dann alljährlich nur einmal erneuert wird.
1) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 19.
2) Sib. Reise 1, c. p. 137.
3) Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, T..IV, p .-326 und Tf. 108.
4) The birds of Europe, vol. I ll, Taf. 169.