
freilich bei unserm Vogel die Dimensionen dieser Binden lange nicht so bedeutend sind,
als sie die Gray’sche Abbildung giebt, so trägt er dafür einzelne der langen oberen und
hintersten Deckfedem ganz weiss, und die hervorstehenden Enden der Schafte ohne Fahnen
lassen hier sowohl, wie an den Schwingen 2ter Ordnung, sofort auf das Alter und die Abnutzung
dieser Federn schliessen. Nicht minder sprechen dafür auch die Enden der Schwanzfedern,
deren untere Deckfedem in ein schmutziges Gelbweiss abblichen. In den kleinen
oberen Deckfedern des Flügels lassen sich bei gleicher vorwaltender Farbe mit den
Rückenfedem die etwas helleren Umrandungen wahmehmen, und diese gewinnen wieder
an einzelnen mittlem Deckfedem, die dem Flügelrande am nächsten gestellt sind, sehr
an Breite, aber am Nebenflügelchen sehe ich: ein so gleiehmässiges! Gelb nicht, wie es
Gray zeichnet. Deutlicher noch finden wir an den untern Flügeldeckfedern die Hinneigung
zum Colorit jener südlichen hellen Varietäten der Schreiadler, ja hier sind an
unserm Thiere fast alle, längsten Deeken schmutzig weiss mit mehr oder- weniger ausgesprochener
.irregulärer Gentralflammung von bräunlich grauer Farbe. So,, gehört denn
dieses Exemplar in Bezug auf Wuchs- entschieden zur grossen, dem. Ostpn vornehmlich
eigenen Varietät des Schreiadlers (Aq. naevia Briss.;v. arientalis), der Färbung,nach aber
reiht es sich unmittelbar an Aq. bifasciata Gray, dessen Vaterland Indien ist.
Mein, 4ter Vogel, welcher gleichfalls Ende April am TareDnor erlegt wurde und
dessen Geschlecht auf der Etiquette nicht angegeben,' dürfte, dem Wüchse nach zu ur-
theilen, ein Männchen sein und hält in seinem Gefieder überall so; genau jlie Zeichnung
und Farbe des Gray ’schen Aq. bifasciata ein, dass über die artliche Identität beider Thiere
gär kein Zweifel obwalten kann. Nur ist das G ray ’sche Exemplar im frischen Gefieder,
mein Vogel im abgetragenen. Auch an diesem Vogel' suche ich vergebens nach frischen
Maüserspuren. Seine allgemeine Körperfarbe ist bis auf die Schwingen und den Schwalm
ein mattes, lehmgraues'Gelb, welches namentlich an der untern Körperseite etwas mehr inV
Gelbe zieht und den Subcaudales zu heller und dort‘ sogar schmutzig weissgelb wird.
Auf dem Bauche sehen wir die Federn bald seitlich den Rändern ehtlang, bald im
Centrum hie und da weiss gespritzt, jedoch' fehlen die deutlichen Keilflecken, wie-sie
junge Vögel des Aq- naevia E u ro p a ’s gewöhnlich tragen. Solche Flecken sind nur an
einzelnen der Bürzelfedern zu sehen und sind dort sehr stumpf und breit. Sehr deutlich
heben sich die Binden des Flügels hervor, öbschon die langen Deckfedern an einzelnen
Stellen so stark abgenutzt sind, dass nur die Schafte stehen blieben. An den Schwingen
2ter Ordnung nehmen die weissen oder gelblich weissen Enden an Breite zu, je mehr
man den Flügel von aussen nach innen verfolgt. Ein Gleiches findet auch bei den grossen
obem Deckfedem statt und vom En^e der Nebenflügelfedem sehen wir die mittlem
obera Deckfedem alle auch mit breiten, fahl gelblichen Enden, so dass hier also eigentlich
3 Binden vorhanden sind. Das Nebenflügelchen hat hier schon ganz die- Farbe, wie
sie die G ray ’sche Abbildung zèigt; hebt man aber die sich deckenden Federn ab, bo
sieht man die dunkle, mehr schwärzliche als braune Basalhälfte der einzelnen Federn.
Die meisten der mittlem und langen obem Deckfedem, so wie auch namentlich die innersten
Schwingen der 2ten Ordnung zeigen mehrere breite weissgelbe Querbinden auf
den innern Fahnen, auf den äussem werden diese undeutlicher und grau.
Diesen Adler, welcher der Grösse nach sich schon mehr dem kleinen Schreiadler,
wie ihn die deutschen Ornithologen unterscheiden, nähert, als dem Aq. naevia Briss., halte
ich für einen jungen, einjährigen Vogel der hellen südlichen und besonders südöstlichen
Farbenvarietät' von Aq. naevia Briss. va/rt. minar. An Graiy’s Aq. punctata- deutet die
starke Tüpfelung des Halses und Nackens das Kleid an, wie es die jungen kleinen Schreiadler
auch in Eu ro p a tragen, indessen fehlen überall am Rumpf und zumal auf den
Hosen die charakteristischen Keilflecken des Jugendkleides,;. wiederum ein. Beweis, dass
dieselben nicht stichhaltig unterscheidende Merkmale solcher Arten sind.
Der 5te meiner Vögel, ein Männchen vom 5/17. October ,1856, welches unweit
der alten Festung Tschindantsk erlegt wurde, ist entschieden ein junger, wohl noch
nicht ganz ausgewachsener Vogel, dessen Federfahnen noch die Weichheit und geringere
Dichtigkeit der einzelnen, Bärtchen besitzen, wie sie ein Jugendkleid auszeichnet. Dieser
Vogel entspricht nun auch in seiner Gesamm,tfarbe dem Jugendkleide des .Meinen Schreiadlers
der Autoren, .allein die helle Tüpfelung finden wir an ihm nur an wenigen der
mittlern obern Flügeldeckfedern, am ganzen Rumpf, so wie am Hals und Kopf, werden wir
davon nichts gewahr. Die eintönige, matt erdbraune Farbe des Unterkörpers endet nur
auf den weichen untern Schwanzdecken in- Hellgelb, bleibt durchaus rein auf den Hosen
und Tarsen, spielt an einzelnen der .hintern Bauchfedern in schmaler End-Abzeichnung
in schmutzig Weiss, dehnt sich dann über den Leib,' die Brust, den ganzen Hals und
den Kopf. An diesem letztem ist keine Spur des rostrothen Nackenflecks, Hier und
da schiebt sich auf dem Halse eine frische, erdbraune Feder hervor. Die,.Zeichnung und
Färbung des Rückens weicht von der dunklern der- oben, erwähnten Thiere wenig ah,
die Federn sind aber frischer und besitzen schon einen schwachen Kupferschimmer, die
obem Schwanzdecken, sind - schön hellgelbweiss (chamois). Am Schwänze, welcher bedeutend
abgenutzt ist, nimmt die hellere Endbinde ein breites Feld (1 Va" frz.)1) ein. Die
Schwingen besitzen die 2 gelben Binden (Aq. bifasciata Br.), aber nur wenige (7—8)
der mittlern oberen Deckfedern, und zwar die äusserst gelegenen, besitzen den ziemlich
stumpfen,, kurzen, gelblich weissen-Endkeilfleck; ein Gleiches findet an den längsten Fe-,
dem des Nebenflügels - statt, Im Uebrigen sind alle Flügeldecken oben und unten fahl
erdbraun und unten die meisten der längsten weisslich gebändert oder gespitzt.
1) Originalmaasse von frischen Thieren gebe ich bisweilen im Meter und,,seinen Theüungen a n ; da es aber
nöthig sein wird, zur Benutzung der von P a l l a s und anderen gegebenen Maasse die Messungen nach dem altfranzösischen
Fusse zu notiren, so soll dies in den meisten Fällen geschehen..