
86. Kinitcriza ru tila Fall.').
Zur Zeit, als Caragana microphylla auszuschlagen begann (15. Mai), traf diese
schöne Ammern-Art am Tarei-nor ein, wo sie von P a lla s2) 1772 ebenfalls gefunden
wurde. Ganz dasselbe, was dieser berühmte Naturforscher von der Seltenheit der Kothammer
in Daurien sagt, fand ich bestätigt; sie ist dort recht selten und kam mir
später auch während meiner Reisen im Amurlande nicht mehr zu Gesicht. Wir müssen
sie daher sammt einigen ändern Ammerarten, als Emb. spodocephala, personata und ele-
gans, vorzugsweise dem östlichsten Theile von Südsibirien zuzählen, aber jene über den
T a re i-n o r führende, sehr stark ffequentirte Zuglinie wird von ihr wohl alljährlich besucht,
da ich auch während des Herhstzuges am 19ten und 23sten August 1856 wiederum
einige weibliche und junge Exemplare bei Kulussutajefsk erlegte.
Die alten Männchen geben mir zu keinen ergänzenden Notizen Veranlassung, da
ihr einfaches Gefieder trefflich von P a lla s8) und Temminck*) beschrieben, auch durch
H. v. Middendorff") und L. v. Sehrenck-*) erwähnt wurde. Auch an den mir vorliegenden
2 Exemplaren zieht sich die Weichenfarbe über den Flügelbug jederseits bis
zu den Halsseiten und die Randfederchen der untern Schwingendecken sind gelb. Das
Jugendkleid der noch nicht vermauserten Weibchen finden wir gleichfalls durch H. v. Middendorff
kurz beschrieben. Nur auf der Kopfplatte und namentlich auf deren seitlichen
Theilen macht sich das Kostbraun schon kenntlich, ebenso in einer röthern Tinte auf
dem Bürzel. Im Nacken findet sich noch der gelbgräuliche Ton, der auch auf dem hintern
Rückentheile verbreitet ist Zahlreich sind die an den Enden breit zerschlissenen
schwarzen Flecken auf der untern Körperseite, namentlich an der Brust und auf den
Weichen. Die untern Flügeldecken sind in der Jugend hell citronengelb.
An den von mir mitgebrachten Exemplaren bemerke ich die durch H. v. Middendorff
beobachtete schmale weisse Zeichnung der äussersten Steuerfeder nicht,"?«
An den jungen Vögeln waren der Schnabel graubräunlich, die untern Kanten der
Unterkieferäste gelblich, die Füsse licht fleischfarben.
Auffallend war es, dass an einem am 23. August erlegten jungen Weibchen (Nestkleid)
die Steuerfedem so jung sind, dass sie nur um wenige Linien die Schwingen1)
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die beiden Exemplare von Emb. rutila, welche P a l l a s aus T a u -
r i e n nach L e id e n sendete, von seiner sibirischen Reise herstammen; vergl. S c h l e g e l , Kritische Uebersicht der
europ. Vögel, und T em m in c k , Manuel d’Omith. HÍ, p. 232.
2) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. 58.
3) Zoogr. ross.-ast., T . n , p. 53.
4) Fauna japónica, Aves., T. LVT, p. 95.
5) Sibirische Reise, T. II, p. 141 und 142.
6) Reisen und Forschungen etc., Bd. I, p. 280.
spitzen überragen, ja die mittelständigen dieser Federn sind noch ganz in den Spuhlen.
Dieses* Vögelchen hatte also den Zug mit sehr mangelhaftem Schwanz angetreten.
Die Angabe von Pallas (I. e.) «magnitudo Citrinellae> veranlasst mich, da sie unrichtig
ist, die Maasse nachstehend in Millimetern zu geben:
E m b . r u t i l a .
M. alt. W. jung.
Totallänge. . . . . . . . . . *. • - • • • • • • • . . » j. •. . . ..-* 129 129
Länge des zusammengelegten F lü g e ls ..................... .... ■*. . . . . . .. . . . . 74 69
„ des Schwanzes.................................................................................... ..... . 57 , 57
j, des Schnabels auf,der F i r s t .......................................................................................... 10 10
„ der Mundspalte ^ . i . . . . . . . . ................................ 12 12
„ • des Laufes .......................................................... 18 18
der Mittelzehe mit dem N a g e l ......................................................’ .......................... 18 17
' „ des Nagels an der M itte lz e h e ..................... - ....................................... ..... 4 ' 4
Emb. rutila ist eine der spät ziehenden Ammern. Die Männchen, welche im Frühjahr
am Tarei-nor erschienen, waren so erschöpft, dass ich sie greifen konnte. Eines
derselben war ausserordentlich mager, hatte auf der Bauchhaut _4 rundliche, unregelmässige,
Mmtr. im Durchmesser fassende Cysten, die äusSeriicli eine schmutzig
gelbe Farbe besassen. Sie bildeten alle eine gemeinschaftliche Blase, welche den Abdomen
bedeckte. Die umschliessende, äussere Haut der Cysten war lederartig, V<t Mmtr.
dick, im Innern befanden sich in jeder 2 von Schleim umgebene Entozoen, die in eine
fast schwarze Flüssigkeit gebettet waren.
Emb. rutila gesellte sich gerne zu Emb. pusilla, chrysophrys und spodocephala, war
aber viel seltener, als die genannten Arten.,
5?. Emberlza spodocephala Pall.
üeber die alten Thiere meiner Suite dieser Ammer habe ■ ich nicht Grund, ausführlich
zu sprechen, da beide Geschlechter namentlich durch H. v. Middendorff eingehend
behandelt wurden'), dagegen bieten mir wieder die Jugend- und Uebergangs-
kleider Gelegenheit, die Kenntniss dieser Species zu erweitern.
Je älter die männlichen Individuen, um so reiner wird das Grau des Kopfes, um
so dunkler auch das Gefieder an der .gchnabelbasis. Jüngere Männchen, die aber die
dritte Mauser vollbracht haben, besitzen .einen mehr grünlichen Ton im Grau des Kopfes,
einen mehr roströthlichen auf dem Bürzel, die braunrothe Farbe der, die breiten, schwarzen