
196* Totanus ochropus L.
Im Laufe des Sommers 1856 traf ich diese Art iii Daurien ziemlich häufig,
doch meistens nur in einzelnen Paaren, an. Yom Baikalsee und vom mittlern Amur
ist sie mir nicht bekannt geworden, jedoch unterliegt es keinem Zweifel, dass sie über
ganz Asien verbreitet ist. Pallas erwähnt sie für den nördlichen Theil, H. v. Mid-
dendorff und H. L. v. Schrenck wiesen sie im Stanowoi und im Amurlande nach.
Aus Jap an lernten wir sie durch die Fauna japonica kennen und Hodgson fand
sie in Nepal.
A c titis hypoleucos L.
Ein am Baikalsee am 16. Juli erlegtes Männchen weicht in keiner Weise
von europäischen Vögeln dieser Art ab. In der Mongolei - erinnere ich mich nicht,
diese Species gesehen zu haben.
198. U n io s a cinerea Güldenst.
Im südlichen Apfelgebirge, unweit der Grenzwacht Kirinsk, stiess ich Anfang
August in den nahegelegenen Sümpfen auf einzelne Vögel dieser Art, welche das
frische Winterkleid fertig angelegt hatten. Einem hier am 3. August erlegten Männchen
fehlt im neuen Rückengefieder die im Sommerkleide stets so stark prononcirte schwarze
Zeichnung, welche in der Regel in spitzer Keilform oder als länglicher, spitzer Schaftfleck
besonders die oberen Rückenfedern ziert und auf den hinteren, etwas verlängerten,
obern Flügeldecken nicht selten so umfangreich wird, dass sie die graue Grundfarbe
der Federn bis auf einen schmalen Rand verdrängt. Im Winterkleide tritt auch hier
das Schwarz nur in ganz geringer Andeutung als langgezogener, zum Grunde der
Feder in Grau abbleichender Fleck an einzelnen Federn auf. Im Uebrigen aber ist
das gesammte Gefieder der obern Körperseite bräunlich grau und hat, zumal auf dem
Rücken und an den mittlern Flügeldecken, einen recht eclatanten Metallglanz. Bei genauerer
Ansicht der einzelnen Federn nimmt man wahr, dass ihre Schafte schwärzlich
sind, was am wenigsten am Nacken und hinteren Halsgefieder statt hat. Auch die
untere Körperseite zeigt bei diesem Vogel im Winterhabit, eine vom Sommerkleide
etwas abweichende Färbung. Das Weiss des Bauches und der Brust hat an Umfang,
besonders nach oben hin, gewonnen und die feinen Strichelchen des seitlichen Brustgefieders
bis zum untern Halse zurückgedrängt. Desgleichen sehe ich auch die gesammte
Kehle meines Exemplars rein weiss. Im Uebrigen aber stimmt das Exemplar
aus dem südlichen Apfelgebirge ganz zu hochnordischen russischen, besitzt auch
die Aussenseite des Flügelbugs intensiv schwarz und steht in Bezug auf seine Kör-
permaasse zunächst dem Exemplare vom Amur, welches durch Hrn. Dr. L. v. Schrenck *)
gemessen wurde.
199« Limosa aegocepliala L.
Als am 12. Mai 1856 grosse Schaaren dieser Pfuhlschnepfe am Tarei-nor ein-
trafen, waren die Vögel so scheu, dass ich mich ihnen auf Schussweite gar nicht
nahen konnte. Ich beobachtete damals in einer Bande, deren Zahl wohl über hundert
betragen mochte, recht erhitzte Kämpfe einzelner Paare mit einander. Wahrscheinlich
stritten damals schon die Männchen um den Besitz der Weibchen. Die Vögel zerstreuten
sich dann bald, wurden aber im Sommer am Tarei-nor von mir nicht mehr bemerkt.
Erst auf dem Herbstzuge berührten sie dieselbe Gegend und zwar in grösser
Häufigkeit. Bei Altansk rotteten sich mit dem 30. Juli die Vögel sammt ihren
noch nicht ganz ausgewachsenen Jungen zum Fortziehen. Sie lebten damals auch mit
den Kiebitzen zusammen. So traf ich sie in grossen Banden am 31. Juli an den
Ufern des Dshindagatai-Sees. Am 12. August stellten sie sich auf dem Durchzuge
am T are i-n o r ein. Die 3 mitgebrachten Vögel sind junge Thiere, zwei von
ihnen noch nicht ganz erwachsen. Sie tragen das ziemlich eintönige Kleid, welches
diésen Vögeln in der Jugend zukommt. Die grauschwärzlichen Rückenfedern besitzen
rostgelbe, nicht sehr breite Ränder und die oberen kleinen Flügeldecken nehmen eine
etwas mehr in’s Graue ziehende Farbe an. Der Hals ist matt rostgrau, die Kehle
fast rein weiss und Brust und Bauch schmutzig grauweiss, hie und da oft in’s
Rostgelbe ziéhend. Obgleich im Amur lande noch nicht nachgewiesen, unterhegt es
dennoch kaum éinem Zweifel, dass dieser Vogel sich dort ebenfalls findet. Er wurde
durch II. v. M id dendorff2) als Bewohner der Schantarinsel gefunden und lebt
nach dem Zeugnisse Temminck’s und SchlegeLs3) nicht selten in Japan.
900. Machetes pugnax L.
Im Frühhnge kam mir der Kampfhahn nirgends im südlichen Ostsibirien zu
Gesichte und ich darf wohl behaupten, dass er auch am T are i-n o r zu dieser Zeit
ganz fehlte. Dagegen ruheten grosse Schwärme im Herbst in den Niederungen des
Ononflusses unweit des Dorfes Durtilungui. Hier traf ich sie zuerst am 10. Au-
1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 419.
2) Sib. Reise 1. c. p. 218.
3) Fauna japonica, Aves., p. 114.