
99. C iam ilM glandarius L.
Varl. Brandtii Eversm.
Die Exemplare vom Baikalsee, aus den Umgegenden von Irk u tsk und aus dem
Bureja-Gebirge gehören dieser Varietät an; das Weibchen vom mittlern Amur besitzt
die rostbraune Farbe an Kopf und Hals am stärksten, dagegen weicht ein Männchen,
das im November 1855 bei Irk u tsk erlegt wurde, kaum von der europäischen Tracht
des Eichelhähers ab.
Zum Winter zogen die Eichelhäher gerne in die geschützten, gut bestrauchten
Thäler und lebten dort schon vom November an. Wo ihnen dergleichen niangelten, wie
z. B. auf den Inseln des Onon, da begaben sie sich in die dichtesten Gebüsche aus
Crataegus, Pyrus, Spiraea etc,. Auch im Bureja-Gebirge, wie am untern Amur, kamen
einige Eichelhäher im Januar 1858 vor Kälte um. Zwei derselben fand ich unweit des
Schornsteines unter dem Dache meiner Wohnung todt. Am 21. März 1858 waren die
meisten Eichelhäher im Bureja-Gebirge schon gepaart. Im Uebrigen verweise ich auf
die Mittheilungen des Herrn L. v. Schrenck 1).
93. N uc ifraga Caryocatactes L.
Bei den Burjäten im obern Irkut- und Oka-Thale: Ongölö2). *.
Bei allen russischen Jägern Ostsibiriens: KedrowJca.
Die grosse Uebereinstimmung des Gefieders der sibirischen Tannenhäher unter sich
und im Vergleiche zu europäischen Thieren finde ich auch bei den mir vorliegenden
Exemplaren bestätigt.
Die im Stanowoi-Gebirge nach H. v. Middendorff’s Beobachtungen3) früh eintretende
Mauser (3. Juni) verspätet im Sajan-Gebirge bedeutend. Am 20. Juli erlegte
ich im obern Irkutthale einen Tannenhäher, welcher das grosse Gefieder vollständig erneuert
hatte, das kleine frische dagegen nur auf der Stirn und an der Vorderseite-des
Halses ausgewachsen besass. An den übrigen Körpertheilen verdeckte das verblichene
alte Gefieder noch ganz die kaum aus den Spuhlen hervorgeschobenen neuen Federchen.
Die mittlere Länge des Schnabels, wie ich sie aus einer Anzahl von Maassen folgere,
beläuft sich auf 46 Mmtr. (FirstmaasS) und auf 51 Mmtr. (Mundspalte). Im Bureja-
1) Reisen und Forschungen etc. L c. p. 316.
2) Diese Bezeichnung für den Tannenhäher ist in O s t -S ib i r i e n selbst bei den, .übrigens linguistisch’oft
sehr verschiedenen Völkerstämmen, in nur geringen Abänderungen gebräuchlich; so erfahren wir durch Herrn
L. v. S c h r e n c k (vergl. 1. c. p. 317), dass die M a n g u n e n im untern Amurlande den Taonenhäher mit dem
unveränderten mongolischen Namen bezeichnen und nach P a l la s thun dasselbe auch die T u n g u s e n T r a n s -
b a ik a l ie n s .
3) Sib. Reise 1. c. p. 158.
Gebirge erlegte icK im Sommer 1858 einen dieser Häher, dessen Oberschnabel in stark
gekrümmter Spitze weit über den Unterschnabel hervortritt.
Den Tannenhäher traf ich im östlichen Sajan bis fast zur Baumgrenze (7000') an,
er begann hier schon mit dem 20. Juli die Cembranüsse, trotz des noch unreifen Kernes,
»zu vernichten und stellte dann alltäglich mit den erwachsenen Jungen Flugübungen
an. Bei dieser Gelegenheit vereinigen sich die getheilten kleineren Schaaren oft, wenn
sie hoch in der Luft sich begegnen. Bei den Flugübungen heben sich die Tannenhäher
höher und höher, fliegen ungeregelt hin und her, halten alle zusammen aber doch
ein gewisses Flugfeld ein; bisweilen kreisen einige und steigen so hoch, dass man sie
nicht mehr sieht. Plötzlich aber schiessen sie aus dieser Höhe mit angezogenen Flügeln
blitzschnell herab und zwar successive, immer einer. In kurzer Zeit sind sie dann
wieder in den Kronen nahestehender Zirbelkiefern und nachdem sie sich alle gesammelt,
erheben sie sich zu einer 2ten Uebung. Gewöhnlich streichen sie erst eine Strecke weit,
nicht hoch über den, Kronen der Bäume, in gerader Kichtung und mit flatterndem Fluge.
Am 17. Juli sah ich an der Westküste des Baikal die ersten Uebungen der Art; am
19ten traf ich einen Schwarm von mindestens 500 Tannenhähem an. Coradas stellt im
Süden Russlands im September, ehe sie zieht, auch solche Flugübungen an. Im Bureja
Gebirge gehörte der Tannenhäher zu den selteneren Arten und wurde nur vereinzelt
angetroffen.
94. P ic a cyana Pall.
Bef den Birar-Tungusen: AuU-sadshä.
Bei den Kosaken am Onon: Bonshe.
Ich habe nur auf die ausführlichen Mittheilungen des H. L. v. Schrenck J) über die
Blauelstem des Amurlandes hinzuweisen, welche ebensowohl eingehende Beobachtungen
über das Gefieder dieser Art, wie auch die Beweise für die Identität der bei Madrid
vorkommenden Pica cganea Coole = Cyanopica (Cganopolius) Cook! Bonapt. enthalten. Die
von mir. mitgebrachten 13 Exemplare stimmen unter sich in beiden Geschlechtern vollkommen
überein. Die weissen Endkanten der Steuerfedem und die gleichfalls weisse,
auf der obern Seite bläulich schimmernde Endbinde der beiden? mittlern Steuerfedern
sind in ihrer Breite bedeutenden Schwankungen unterworfen. An frisch vermauserten
Vögeln finde ich im September das Maximum der weissen Endbinden an den beiden
mittlern Steuerfedern bis zu 1" 2"' frz. steigen, das Minimum nur 7 " ' betragen. Im
Laufe des Winters reiben sich natürlich diese weissen Endkanten stark, bisweilen ganz ab.
Die Blauelstem sind in Transbaikalien nur dem südlichen Grenzstreifen eigen;
sie meiden die zusammenhängenden Wälder und schliessen sich auch in dieser Hinsicht
1) Reisen und Forschungen etc., p. 318 und flg.