
Auch macht sich bei diesen Weibchen ein mehr oder minder umfangreicher weisser
Kehlfleck kenntlich, welcher in geringerem Grade den Männchen ,von ebeddeinsel'ben
Fundorte gleichfalls zukommt.
Brutplätze der Birkhühner fand ich auf den Gebirgen der Insel Ochon. Am 3. Juli
waren einzelne Junge bereits flügge. In den Wäldern deSinördüstlichenBaikalüfers stiess
ich während meiner Reise fast täglich auf brütende Weibchen oder später auf Birkhuhnketten.
Entschieden wandern zum Winter die Birkhühner in grossen Banden vom
Apfelgebirge zum mittlern Onon, wo sie auf den Inseln, die mit Saliees und Populus
balsami/era, so wie mit Pyrus boccata dicht bestanden sind, Ueberfluss an Nahrung
finden. Zuerst nach ihrem Eintreffen hier, was .Anfang. Oetober statthat, machen Sie
sich an die kleinen Aepfelchen von Pyr. boccata. Sie besuchen dann noch wenig die
höheren Bäume, ruhen meistens am Boden und erst mit einsetzendem starken Froste
sieht man sie öfters in den Kronen hoher Bäume. Von 8 Uhr früh bis 11 Uhr sieht
man sie dann die dünnen Zweige der Balsampappel durch den Schnabel ziehen und so
die harzigen Knospen abstreifen. Ganz dasselbe sah ich sie in der B arabinskischen Steppe
mit den Ruthen der Weissbirke thun. Gleiche Wanderungen der Birkhühner lassen sich
für die mittlern Amurländer sowohl oberhalb, als unterhalb des Bureja-Gebirges üach-
weisen und es müssen hach meinen eigenen Erfahrungen und Erkundigungen, so wie nach den
durch Herrn Maximowicz *) ermittelten Thatsachèn die durch Hrn. L. v. Schrenck 2)
angedeuteten Verbreitungsgrenzen des Birkhuhnes im untern Amurlande berichtigt werden.
Ob diese Wanderungen namentlich im schneerejchem Gebiete des untern Amurlaufes
reguläre, allwinterlich stattfindende sind, lasse ich noch dahin gestellt, oberhalb des
Bureja-Gebirges aber scheint dies der Fall zu sein. Im Winter 1857|||l.858 bewohnten
die Birkhühner in ausserordentlicher Zahl das eigentliche Amurthal und besonders seine
Inseln. Ihre damals östlichste Verbreitungsgrenze, stromabwärts fiel circa J 50 Werst
nordöstlich von der Ussuri-Mündung. Hier traf sie H. Cpt.-Lieutenant Ra^gratzky bei
seiner Reise stromaufwärts äusserst oft und in grösser Anzahl an.' Desgleichen .lebten
sie damals auf den Inseln*-die auf der Strecke zwischen der Ussuri- und Sunggri-
Mündung gelegen sind. Bei mir im Bureja-Gebirge, wo sie im Sommer ziemlich selten
blieben, . auch , die Falze vollbrachten und brüteten, waren' sie im Winter sehr selten.
Wir erlegten überhaupt nur 3 Exemplare. Dagegen nahmen sie im Prairientheile oberhalb
des Gebirges in erstaunlicher Weise zu, besonders in dem Gebiete des untern
Bureja. Hier theilten mir -im damaligen Bureja-Posten (jetzt Sköbelzina) diè Kosaken
mit, dass im Oetober und November von ihnen gewiss gegen 2000 Birkhühner
erlegt und gefangen worden sdien. Weiterhin stromaufwärts und besonders in den Umgebungen
der Dseja-Mündung wurden die Birkhühner selten. Frage ich nun nach den
1) Mélanges biologiques. 1861. T. ITI, p. 701. Bulletin de la classe pi.-math. 1860, 19 (31. Oct.,) p. 603.
2) Beisen und Forschungen etc. 1. c. p. 400.
nutritiven Elementen, welche die winterlichen Wanderungen der Birkhühner zum mittlern
Amur,laufe bedingen, so darf ich diese hier nicht in Pyr. baccata und kaum auch in
Pop. balsami/era suchen. Vielmehr scheint es'mir gewiss, dass für diese Gegenden die
weitgedehnten Weidengefiüsche der Inseln und Amurufer in ihren Knospen den Vögeln
die hauptsächlichste Nahrung bieten.
164. Tetrao canadensfs L.
Ich kann auf die Streitfrage, welche Tetrao fdldpennis Hartlaub *) und T. cam-
densis L. betrifft, nicht näher eingehen, weil ich während meiner Reisen das Verbreitungsgebiet
dieses ostsibirischen Vogels nicht berührte, mithin auch keine Ausbeute machen
konnte, sondern bei den Eingeborenen nur Erkundigungen über denselbeneinzog. Einstweilen
schliesse ich mich aber in Betreff dieser Art der Meinüng v. Middendorff’s
und L. y. Schrenck’s an und vereinige sie der nordamerikanischen Tetrao-Art Mögen
spätere Untersuchungen, denön grösse Materialien zu^ Grunde liegen müssen, über die
Haltbarkeit der Sichelforin an den Enden der Primärschwinge entscheiden. lieber die
ändern abweichenden Punkte, weiche < die Färbung und yZeichnung anbetreffen, dürfte
man leichter zum Einverständnisse gelangen, wenn man die grösse' Variabilität, die bei
den Waldhühnern überhaupt in dieser Hinsicht obwaltet, ins Auge fasst. Zu den Angaben
v. Middendorff’s gut passend, lauteten die Mittheilungen bei den Orotschonen an der,
untern Schilka dahin, dass diese Art in N.-O. der GorbiZa-Quellen vorkäme. Auch
hier führte' er den jakutischen Namen Karaka und seine Stupidität und Trägheit war
wohlbekannt. Im Bureja-Gebirge,, wenigstens in dessen Uferparthien, fehlt er ganz gewiss.
165. T etra» (Tetrastes.) Bona&ia L.
Bei den Dauren und Birar-Tungusen: Ynki.
Alte Männchen, bei denen die im Winter in der Regel an den sibirischen Vögeln
beobachtete graue Rückenfarbe vorwältet, liegen mir aus dem Apfelgebirge von meiner
Reise vor. Jene mit mehr rostbräunlichem Gefieder, das besonders auf den Flügeln vorwaltet,
fehlen dem Osten Sibiriens keineswegs. Noch neuerdings sandte H. Dr. Wulffius
einen solchen, am 10. Oetober 1.860 erlegten Vogel aus P o rt May der Akademie zu.
Am 3: Juli 1859 gab es im östlichen S aj anrGebirge schon flügge Junge.
1) Journal für Ornithologie-'von Dr. J. Cali ani's, 1855, p. 39 et seqt.