
ausnahmsweise bis zur Ilten. Sehr wahrscheinlich ist es, dass bei einem bedeutenderen
Material, als das meinige, hier noch grössere Annäherungen zum L. ExcuUtor nachweisbar
werden, der sich auch durch die, umfangreicheren weissen Spitzflecken der
Schwingen 2ter Ordnung vom L. major unterscheiden soll; ein Merkmal, dem drei meiner
Vögel ganz widersprechen. Diese wurden Ende September und Mitte October geschossen,
tragen also ein frisches Kleid und zeigen das Weiss an den Schwingenspitzen
ebenso stark, wie es gemeinlich die grossen Würger Eu ro p a ’s besitzen.
Der Färbung des Bürzels, welcher sammt der gewässerten Zeichnung der obem Schwanzdecken
und des Brust- 'und Bauchgefieders unter JN° 5 unserer Rubrik gedacht wird,
darf ich ebenfalls nicht die Bedeutung spezifischer Kennzeichen beilegen, denn bei einem
alten M. des L. major aus der St. P e te rsb u rg e r Umgegend sind Bürzel und obere
Schwanzdecken einfarbig grau, wie das Gefieder des Rückens, und die Wellenzeichnungen
der Brust und des Bauches sind auf ein Minimum reducirt.
Der relativen Flügellänge darf ich bei den geringen Differenzen beider, in Rede
stehender Lanius-krtea ebenfalls kein Gewicht beilegen. Der Abstand der Flügelspitzen
vom Schwanzende ist natürlich, auch abgesehen davpn, dass die Maasse in vorliegendem
Falle an Bälgen genommen wurden, durch das geringere oder grössere Verstossen der
Schwanzfedern sehr veränderlich, so' dass jene diagnostischen Kennzeichen, wie sie J6 6
unserer Rubrik enthält, entkräftet werden, zumal noch da «etwas mehr als 1 ,h der
Schwanzlänge» (bei L. major) und «bis der Schwanzlänge» ohne dies ganz nahe
gelegene Grenzen sind.
Schliesslich muss ich noch über das Vorwalten und die Yertheilung der schwarzen
Farbe an den Schwanzfedern Einiges bemerken und komme dadurch zugleich zu JVs 4
unserer Uebersicht der Unterschiede beider Würgerarten. Sind die Schwanzfedern frisch
vermausert, so besitzen auch die 4 mittlem bei L. major entschieden weisse Endflecken,
die bei den 2 mittelsten kleiner, bei den dann jederseits folgenden doppelt und 3fach
so gross sind. Bisweilen ab er. nimmt das Schwarz auf der Innenfahne der äussersten
Schwanzfeder und auf allen ändern ein viel grösseres Gebiet ein, als es gewöhnlich
der Fall ist. Ein weiblicher Vogel hält hierin genau das Maass ein, wie ich es bei
einem aus Fran k reich stammenden L. meridionatis Temm. sehe. Anderseits bleibt bei
einzelnen recht alten M. des typischen L. Excubitor bisweilen nur der Schaft der
äussersten Steuerfeder über 3/a seiner Länge schwarz, die gesammten Fahnen aber
weiss. Hierin also sehen wir, wie grossen Schwankungen diese Farbe in der Ver-
theilung unterworfen ist, und glauben darin einen Beweggrund mehr gefunden zu
haben, auch die für die Flügelzeichnung als unterscheidend gegebene Charakteristik, für
nichtig zu halten.
Die Grössenverhältnisse unserer Suite von L. major lassen sich folgendermaassen
zusammenstellen, ihnen zur Seite setze ich die an L. ExcuUtor ermittelten.
L a n i u s m a j o r . L. Excubitor.
M. alt. M. M. W. ? Männchen.
Totallänge . . . . .................................................................... 8" 8"' 8" 10'," 9" 9" 8" 7'" 9" 4",:'|^ j
Länge des zusammengelegten Flügels . .. . . . . . ■ • 4" 1'" 4"2y*'" 4" 4"' 4" 3'" 4" 2"', 4" 4'"
, des Schwanzes . . . . . • .......................................... 4" ■ 4 - 4'" 4" 6"' 4" 4'" 4" 4'" 4" 6'"
„ des Schnabels, auf der First gemessen (bis zur Spitze
des Oberschnabels) ............................................... ¡H ü 87’"' 7V*"' 67*"' 7'" ' T "
„ des Laufes .......................................... ..... U ’7®'" 1" 11‘/s'" 11'" 11"' 1 1 7 *"'
„ der Mittelzehe ohne N a g e l ............................................... ■ BH W M 67*"':. .67»''" 67*'" ÜESHI
,, des Nagels an der Mittelzehe .......................................... 37»'" 37»"' 3"; 27»'" 3"' -
Den grossen Würger traf ich im Spätherbste und Winter in meinem ganzen Reisegebiete,
mit Ausschluss der daurischen Hochsteppen, immer nur vereinzelt. So am 7. October
1855 bei Irkutsk, am 29. November 1856 im Apfelgebirge, am 15. October 1857
und 27. September 1858 im Bureja-Gebirge. Am 16. Juni 1859 traf ich diese Art auch
an den Grenzen des Baumwuchses im östlichen Sajan-Gebirge zwischen 6000 — 7000'
Höhe an. Hier liebte er zur Ruhe die 2—3 Faden hohen, oft abgestorbenen Larixstämme.
Am 27. September desselben Jahres strichen einzelne Paare im mittlem
Irkutthale.
1 5 0 . I i ä n l u a p h o e n l c u r u s Pall.
Die von einigen Ornithologen, namentlich aber auch von Gloger ') versuchte
Identifizirung dieser asiatischen Würger-Art mit dem Lamus CoUurio Eu ro p a ’s, hat
neuerdings H. Akad. L. v. Schrenck zur Genüge widerlegt. Ein Dutzend pstsibirischer
Exemplare, die ich von meinen Reisen heimbrachte, bestätigen vollkommen das Ver-
hältniss der 2ten .Schwinge zur 5ten und 6ten (also den Flügelbau des Lan. phoemcurus).
Nicht so normal ist bei alten Exemplaren die Abstufung der Schwanzfedern. So besitzt
ein jüngeres Männchen, welches am 14. August 1856 bei Kuiussutajefsk erlegt wurde,
nur die äusserste Steuerfeder jederseits um circa 4"' kürzer, als die übrigen Schwanzfedern,
nähert sich hierin also dem L. CoUurio. Es ist dies vielleicht nur in der Jugend bisweilen
der Fall, wenigstens sprechen alle alten Vögel meiner Suite auf das Entschiedenste für
die starke Abstufung der äussern Steuerfedem, die am auffallendsten an der lsten und 2ten
statthat. Erst im vorgerückten Alter verlieren sich bei den Männchen die letzten, auf den
1) Vollständiges Handbuch der Naturgeschichte der' Vögel Europa’s, p. 136.