gefunden, jedoch scheint es, dass er in Fran k reich Und Spanien, wenigstens in den
westlichen Gegenden fehlt und in den östlichen gewiss eine grosse Seltenheit ist. So führt
ihn Degland *) in dem südöstlichsten Theile F ran k re ich s als jungen Zugvogel an.
Cuvier 3) führt ihn als in den Apeninen häufig an, wogegen Bo n ap arte ’s glaubwürdigere
Angaben B insofern sprechen, als ihm aus- Ita lien nur junge Thiere dieser Art
zu Gesichte kamen. Dagegen wird er häufiger, wenn wir uns vom Südlittoral des baltischen
Meeres südöstlich über Polen, Gallizien, Podolien und Bessarabien zum
Pontus begeben; mit Sicherheit ist er auch durch Mönetries im Kaukasus nachgewiesen
und findet sich im europäischen Russland nicht gar selten noch im Moskauischen
Gouvernement. Nach Eversmann 4) fehlt er jedoch im Kasanischen, wird am untern
Uralflusse aber recht häufig und kommt dann ostwärts über ganz Sibirien bis nach
Kamtschatka (Pallas) vor. Hier scheint er, ebenso wie in Südrussland, die Steppen
den bewaldeten Gebirgen entschieden vorzuziehen und auch im Amurlande wurde er
bis jetzt nur vom'obern Laufe aus den Gegenden, welche den Hochsteppen ganz nahe
gelegen (Nertschinsk, vergl. L. v. Schrenck),. nachgewiesen. Der 54-455° n. Br.
deutet hier seine polare Verbreitungsgrenze an, von welcher südwärts er über ganz
Asien in merkwürdigen Farben- und Grössenvarietäten vorkommt und in Indien vielfach
beobachtet und gefunden worden ist. Häufig findet er sich auch im östlichen Afrika.
Er umfasst also in seiner geographischen Verbreitung die verschiedensten Klimate, geht
aber nicht leicht in die kalte oder gar polare Zone über, vom 56° n. Br. bis zum 30—40°
s. Br. ist er nachweisbar und es wird einleuchten, dass unter solchen Bedingungen ein
Thier, welches in seinem ganzen äussem Bau sehr geneigt zu starker Varietätenbildung
ist, in der That in vielen Abänderungen gefunden werden muss, die, falls man sie in ihren
extremen Formen nur vor sich hat, sehr leicht Veranlassung zu artlicher Trennung den
Systematikern geben konnten. Ein Vogel, der in den Wäldern Pommerns in- einem
feuchten Küstenklima lebt, nistet, die Jungen erzieht und dort bereits in bedeutend abweichenden
Trachten und Grössen beobachtet wurde, wird in den Hochländern der waldlosen
Mongolei gewiss noch anderweitig, als in Pommern, in seinem äussern Bau abändern
und die tropische Sonne Abyssiniens und Indiens, im Vereine mit den überhaupt
ändern Existenzbedingungen (Nahrung, Brutzeit etc.) können doch nicht ohne Einfluss
auf das Gefieder einer solchen Art sein. Hier muss die Systematik ihre Zuflucht zu
grossen Suiten der betreffenden Art nehmen und wo möglich ausserdem das Studium
der Thiere in der Natur benutzen, um Missgriffe zu vermeiden, und wenngleich wir in
oben mitgetheilter Synonymie des Schreiadlers immerhin noch einige Zweifel über die
Identität einiger südafrikanischen Adler mit Aq. naema besitzen, da Original-Exemplare
1) Ornithologie européenne T. I, p. 32.
2) Règne animai. Oiseaux.
3) Iconografia della Fauna italica, Uccelli, Introduzione.
4) Bulletin de Moscou, 1848, p. 207.
uns nicht vorliegen, so sind Wir doch der festen Ueberzeugung, dass sich für die aufgeführten
Species Uebergangsstufen sicherlich finden lassen. In meinem Reisegebiete ist
mir der Schreiadler nur aus den mongolischen Hochsteppen bekannt geworden, woselbst
er häufig genug ist. Hierher kommt er im letzten Drittel (alt. Styls) des März-Monates,
nachdem die Nagethiere, zumal die Boibcufn, ihre unterirdischen Höhlen verliessen. Diese
liefern ihm auch seine vernehmlichste Nahrung.
S . llaliaefos albfcilla Briss.
Bei den Jägern russischer Abkunft am untern Argunj und an der Schilka: Karablschd
V.Vent.stammt, wohl der tungusischen Bezeichnung’ dieses Vogels).
Bei den Birar-Tüügusen: Kächatschan.'
Am 5/17. Mai 1858 wurde im Bureja-Gebirge ein sehr grosswttchsiges und hochbejahrtes
Weibchen des Seeadlers ¡erlegt. Dasselbe trägt, wie die meisten Adler, um fliese
Zeit ein zweifaches Kleid, in welchem aber das alte, vorjährige noch sehr entschieden
vorwaltet. Unser Vogel befindet sich bereits in so vorgeschrittenem Alter, dass die Schwanzfedern
alle- in ihren Endhälften rein weiss sind und nur die verdeckte Basalhälfte der
Steuerfedern theils schwärzlich braun bespritzt, theils auch ganz in dieser Färbe (mit Ausnahme
des Schaftes) .gezeichnet sind. Er entspricht, bis auf eine noch hellere vorwaltende
Nüance im Braüngrau des Mantels, vortrefflich der Naumann’schen Abbildung (Taf. 12). Wie
bei andeten Adlern, so beginnt auch bei diesem die Mauser in den obern Flügeldecken,
sowohl den langen als auch den mittlern, am frühesten. Gleichzeitig betheiligt sich auch
die hintere untere Halsseite an der Mauser, wohingegen davon am ganzen Kopfe noch
keine Spur zu bemerken ist. Hier hat das abgetragene Gefieder, sammt den Borsten,am
Grunde des Schnabels und hinter den Nasenlöchern eine sehr bleiche, schmutzig weissbräunliche
Farbe, die selten in etwas rostroth hinüberzieht und in welcher sich die
dunkelbraunen Schafte recht kenntlich abheben. Die frisch sich vorschiebenden Federn
des neuen Kleides aber besitzen eine recht dunkle, braune Erdfarbe und beginnen erst
im untern Halstheile. Die untere Halsseite wird namentlich abwärfs der Brust zu noch
ein wenig heller und beginnt hier der Federwechsel erst später. Leib und obere Flügeldecken,
so wie auch der Rücken, tragen zum grössten Theile noch das alte verschossene
Kleid, welches indessen auf dem Bürzel und in den oberen Schwanzdecken durch das
neue ganz verdrängt wurde. Die Hosen und untern Schwanzdecken halten d.e Farbe
der Naumann’sGhen Abbildung und noch besser die der K ittlitz ’schen !) genau ein. Die
hellen obern Körperparthien unseres Exemplars würden also der Vermuthung, es seien
die Seeafller Ostasiens (mit Ausschluss der kamtschatkischen) dunkler; als die westeuro-
1) Kupfertafeln zur Naturgeschichte der Vögel T. n , Fig. 2.