
Das Prioritätsrecht bei Benennung dieser Art muss, obgleich sie schon von Gmelin
und S te lle r1) gekannt war, Pa lla s zuerkannt werden. Es verhält sich damit nämlich
folgender Weise. Da Pa llas 'den T. varius_ erst 1831 in seiner Zoographia beschrieben,
Horsfield aber bereits 1822 eine stidasiatische, ähnliche Art mit demselben Namen2)
bezeichnet hat, so müsste man den Namen, den Pallas seiner Art gegeben, ganz verwerfen
und den Namen Turd. Whitei Eyton f ij T. varius Pall.) vom Jahre 1836 annehmen;
allein Turd. varius Horsfield besitzt einen wenigstens, ebenso alten Namen
in der Latham’sehen Bezeichnung T. lunulatus 3), und deshalb stimmen wir Homeyer’s
(des Vaters) Meinung ganz bei, der in seiner Arbeit «über die Gattung Turdus» 4)
die Synonymie dieser Arten in der Weise klar macht, das T. Whitei Eyton überhaupt
zu streichen, Turd. varius Pall, als übliche Benennung beizubehalten, und für T. varius
Horsfield T. lunulatus Lath. zu setzten sei. Auch können wir aus eben demselben Grunde der
Explication in der Fauna japonica (Aves., p. 66) nicht beistimmen.
Ich komme nun zu meinen Vögeln zurück. Drei Exemplare, '2 M. und 1 W., erlegte
ich am T are i-n o r in den Gemüsegärten, die bei der Grenzwacht Kulüssütajefsk angelegt
sind. Die Vögel waren auf dem Zuge und ich sah das erste Exemplar am 22. April, das 2te
am 23sten, und das 3te am 4. Mai5). Naumann jun. hat diese Drossel so ausführlich beschrieben
6), dass ich der Mühe, eingehender^ Notizen zu geben, üherhoben bin. Die grosse
Variation im gegenseitigen Längenverhältnisse der Primarschwingen finde ich auch an meinen
Exemplaren bestätigt. Bei dem Weibchen ist die 2te Schwinge etwas länger, als die 5te, bei
dem M. dagegen die 5te um 4 Linien kürzer, als die 2te. Der männliche Vogel trägt die
goldgelben Flecken auf dem Kopfe viel zahlreicher, als der weibliche, und bei letztem sind
die halbmondförmigen schwärzen Zeichnungen kaum halb so breit, als bei dem Männchen;
dies gilt besonders von der untern Körperseite. Ein mir zum Vergleiche vorliegendes Original-
Exemplar (M.) aus Jap an näliert sich durch die lebhaft in’s Gelbbraune ziehende Grundfarbe
der obern Körperseite schon mehr dem T. lunulatus Lath. und trägt die Mondflecken noch
breiter, stimmt aber im Uebrigen mit den sibirischen Exemplaren überein. Bei den
sibirischen Vögeln dieser Art scheint die Bückenfarbe blässer und matter zu sein,
als bei den japanischen, zumal bei den Weibchen. An dem von mir mitgebrachten
Weibchen zieht diese Farbe fast mehr vom Olivengrün in’s Graue, als in’s Gelbbräune,
namentlich auf dem Bürzel und auf den oberii Schwanzdecken.
Die ermittelten Maasse meiner Exemplare stelle ich in folgender Tabelle zusammen.
1) Zoogr: ross.-ast., T. I, p. 449.
2) The transactions of the Linnean Society. Vol. XIII., p. 149.
' 3) A general history- of birds. Vol. IV, pi 180.
4) lihea. Heft II, p. 145.
5) Auch voir1 diesem Vogel wurde bereits ein Exemplar seitens des Museums der Akademie vertauscht,
wesshalb ich leider hier, wie auch in einigen ändern Fällen nicht über mein gesammtes Material sprechen kann.
6) Nachträge etc., p. 263 u. flg.
T u r d u s v a r i u s P a ll.
M. W.
des züsammengelegten F lü g e ls ..................................................................................... 10" 4'" 9" 8'" * '
des ßchnabels auf der First ..................................................................... lO'/a'" 108/V"
des Schnabels vom Mundwinkel zur S p i t z e .......................................................... H l " 87»'" ' H B
des Schwanzes..................... ......................................................... .................................... .. 4" 4"'. 4"
1 1" 3"' f l | 1" 3"'
der Mittelzehe ohne N a g e l ................................................• ..................................; 1" | i"Q
des Nagels an der Mittelzehe. . . . ..........................• • • • • • • '• 1 3"' , m m
Iris dunkel braunschwarz, Rachen und Zunge gelb, letztere stumpf endigend,
Stimme der von C. Caryocatactes ähnlich. Das am 23. April erlegte Männchen war
sehr mager, hatte aber stark geschwollene, blaugraue Hoden. Diese seltene Drossel traf
ich im übrigen Sibirien nicht mehr an.
117. Turdus sibiricus Pall.
Zweimal traf ich diefe seltene Art auf dem Durchzüge an; ein altes Männchen
im Frühjahr 1856 (am 8. Mai) am T are i-n o r und ein'jüngeres Weibchen ebendaselbst
am 9. Mai desselben Jahres. Das letztere wurde erlegt, Nach der Umfassenden
Beschreibung, welche Naumann jun. in den Nachträgen zu seines Vaters Werk (p. 348
und folgende) giebt, reiht sich dieser Vogel an die noch nicht volljährigen Weibchen,
die also erst eine Mauser vom Nestr in das Jugendkleid bestanden haben, an. Dem-
gemäss macht sich nur auf dem Rücken- und Bürzelgefieder ein geringer Anflug
in Bleigrau k.enntlich, welcher die ziemlich eintönige, nlivenbraungraue Farbe der
obern Körperseite deckt. Ebenso haben die Schwingen n,oqh den stark in’s Braune
ziehenden Grundton und die, gelben Spitzflecken an den Enden der obern Flügeldecken
sind deutlich und finden jich splbst noch an einzelnen Federeben,am Flügelbug. In dieser
Hinsicht weicht unser Vogel von dem in der Fauna japonica T. XXXI abgebildeten,
gleichfalls jungen, etwas ab,, schliesst sich aber im Uebrigen jener Abbildung trefflich
an, nur dürften die Weichenfedern durch das Näherrücken der schmutzig graugrünlichen
Kantungen durchweg dunkler und getrübter erscheinen.*
Nachstehende Maasse nahm ich an meinem Vogel:
so