
Es ist mir nicht gelungen, den Staar östlich vom untern Selenga-Laufe aufzufinden,
und über sein Vorkommen in den sogenannten B ar g u s in - Steppen blieben mir die Bestätigungen
aus. Dagegen ist er in den Dörfern an der untern Selenga ein wohlgekannter
Vogel, dem man die üblichen Vorrichtungen auf hohen Stangen in den Höfen der Bauern
herrichtet. Meine beiden alten Männchen brachte ich aus dem .östlichen Saj an-Gebirge
von der Tunka-Ebene, mit, wo diese Vögel, in' kleinen Gesellschaften, in Astlöchern der
Weissbirke brüteten und ich am 8. Mai schon die Jungen im Neste zwitschern hörte.
Die beiden alten Männchen besitzen den Metallglanz des Gefieders in noch höherem
Grade., als die alten Staare E u ro p a ’s. .Bei beiden erreichte durch Abnutzung der hellen
Federspitzen das Gefieder das einförmige Colorit der St. unicolor Marmora;. Stimmen nun
diese Exemplare in ihren Kleidern auch vollkommen zum europäischen Staar, so sind sie doch
etwas kleiner, wesshalb ich hier die Ausmessungen folgen lasse und ihnen die an südrussischen
genommenen zur Seite stelle.
Sturmis vulgaris.
OestL Saj(vn. . I Caucasus.
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TptäüHäjfge) . . . . . . . . . . . . • • •' . • . 7" 2"'
•
7" 2"' 7" 10"' 7" 11"
Länge des zusammengelegten Flügels . . . . , . . . . . . . • 4" T" 4" 7 '" 4" 10"' 4" 10"
des S c hw a n z e s ..................................... - 2” 5'" 2" 4"' 2 "5 " ' 2" 5'"
„ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . . . . . . i ii'?v lv | ur&.$ i 1" 1"
j, des Laufes . . . . . . . • ...........................• - • Ü M I 1" l :Va" 1” 2'" r r "
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„ des Nagels der Mittelzehe . . . . . . . . . . 3 k 11
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103. Sturmis cineraceus Temm. Taf. VI. Fig. 2.
Schon oberhalb der Bureja-Milndung. traf ich diese .Art in grossen Schwärmen,
untermischt mit Pastor sturmnus, auf den Inseln an. Die am 15. Juni dort erlegten
Exemplare sind, bis auf ein.altfs Männchen, junge Vögel im Nestkleide. Dieses bis
jetzt noch unbekannte Nestkleid will ich zunächst beschreiben. Wie die ersten Jugendkleider
der staarartigen Vögel sich überhaupt durch matte und gleichförmig vertheilte,
meistens bräunlich-graue Farben kenntlich machen, ■ so, geschieht dies auch bei der in
Bede stehenden Sturnus- Art. Wir sehen demnach von der Stirn an ein schmutziges
Braungrau sich über die ganze ,obere Körperseite verbreiten, gegen welches sich nur
der schmale, weisse Bürzel absetzt. Bis zum Nacken nimmt die braungraue Farbe von
der Stirne an einen tiefem, bei den Männcheü sogar schwärzlichen Ton an, zieht dagegen
auf dem Bückenmantel und allen oberen Flügeldecken etwas mehr in’s Gelbbräunliche.
Das "Weiss der Wange ist noch bräunlich getrübt, das Wängenfeld selbst gewinnt noch
! nicht einen so'’bedeutenden Umfang, wie im Alter. Die meisten Federchen tragen auf
»diesem Felde’ schmutzig bräunliche oder schwärzliche Spitzen. Auf der untern Körperseite
sieht man die Bückenfarbe in etwas bleicherer Tinte vorwalten, an der Kehle
lichtet; sicbiidas Gefieder auf rundlicher Fläche in schmutzig weisser Farbe, jedoch findet
das nicht immer statt Dagegen ist das Mittelfeld des Bauches und Abdomens stets weisslich,
den Flanken zu zieht das Gefieder aber allmählich in Grau. Die untern Schwanzdecken
sind .weiss.; Die Schwingen der jungen Vögel weichen in doppelter Hinsicht von denen
der alten ab Berstens in der Farbe, zweitens in der Form.. Zunächst fehlt ihnen jeglicher
Metallglanz, den wir bei.alten Männchen oft recht stark über die hintem Schwungfedern
2ter Ordnung und über die grossen obern Decken verbreitet finden. Ferner sind
die hellen Bänder der Aussenfähnen nie weiss, sondern gelbbräunlich und namentlich
die der Federn. 2ter Ordnung nicht so breit, als1 bei alten Vögeln.. Endlich aber sind
diese. Schwungfedern der 2ten Ordnung von der 2—5ten incl. bei dem alten Sturnus cineraceus
an der Aussenfahne im letzten Drittel recht stark verengt, was sowohl bei dem Ge-,
fieder des Nestkleides, wie auch bei dem Uebergangskleide mangelt. In der Fauna japonica
finden wir dieser Eigenthümlichkeit weder in der gelungenen Abbildung, noch in dem
Texte erwähnt (vergl. Tab. XLV, p. 85), dagegen wird die 3te' und 4te der grossen
Schwingen an der .Aussenfahne vor dem Ende etwas verengt gezeichnet und auch so
beschrieben. "Dieses Letztere sehe ich an meinen Exemplaren in allen Lebensaltern bestätigt.
Die untern Flügeldecken besitzen die im Alter deutlichen und, wie Cs scheint,
stets ausgeprägten Abzeichen in geringerem Umfange ¿und blässerer" Farbe. Diese Abzeichen
bestehen darin, dass die Aussenfahnen der 2—3 längsten untern Deckfedern vor
ihren Enden eine langgezogene, schwärzliche. Längsbinde tragen und die Decken des
Flügelbugs zu gleichen Theilen -breit weisS und schwarz gebändert sind, da sich an die
schwarze Basalhälfte die weisse der Spitze schljesst. Die Schnäbel der ausgewachsenen
Jungen sind doch bedeutend kürzer, als die der alten Vögel, ..worüber die unten folgende
Tabelle nähern Aufschluss giebt. Die’ schöne" mennigrothe, der Mitte des Oberschnabels
zu in Orange, dann .in Gelb ziehende Farbe des Schnabels, wie sie die alten Individuen
besitzen, fehlt den jungen. Ebenso der auf den Seitenflächen des Unterschnabels befindliche
, längliche, bläulich schwarze Basaiflecken. Dagegen hat der junge, Vogel einen schmutzig
gelben Schnabel, der in Homfarbe bald mehr, bald "weniger getrübt ist. In Bezug auf
die Füsse ist zu erwähnen, dass die untern Zehenflächen sammt den Nägeln bei alten
Vögeln schwärzlich, hornfarben sind, bei jungen dagegen schmutzig blassgelb. Die hellen
Flecken an den Enden der Innenfahnen der Schwanzfedern nehmen im Alter an Umfang
und Beinheit der Farbe zu.
Ueber das .Uebergangskleid ivurde bereits durch H. L. v. S c h re n ck ') ausführlich