
Hochzeitskleid« und weichen in keiner Hinsicht von hochnordischen, europäischen Vögeln
ab. An einem Weibchen, welches am Halse ebenfalls das fertige Hochzeitskleid trägt,
besitzt dagegen die Bauchfläche ein so-. Stark vertragenes Kleid, dass man dieses wohl
noch flir ein vorjähriges Sommerhabit ansehen darf. Bekanntlich geht ja. die Mauser
gerade bei diesen Vögeln sehr verschiedenartig, oft äusserst verzögert, bisweilen auch
rasch, vor sich und man findet zumal unter den jüngern Polartahch'eru- selbst Individuen,
die Spuren von drei verschiedenen Kleidern besitzen, wie dergleichen an
einzelnen Vögeln der Ostsee bemerkt wurde. Gemein waren'die Polartaucher im
Delta der oberen Angara, von wo sie namentlich Abends nach Sonnenuntergang zum
Baikalsee zogen und dabei ihren Rnf hören liessen. Derselbe besteht in einer raschen
Wiederholung der Sylbe ga, die ebensowohl in kurzer Accentuirungj wie auch recht
läng gezogen gerufen wird. Am Morgen-kehrten die Taucher wieder zum Angara-
Delta zurück. Hier benutzen die Tungusen die Häute dieser Vögel zu Kopfbedeckungen.
Recht häufig lebt der Polartaucher im Frühlinge auch auf den Strömen Dauriens und
am oberen Amur, jedoch verschwindet er hier gegen das Ende des Mai-Monats'. Im
Herbste berührt er auf dem 'Zuge dieselben. Gewässer wieder und hält' sich selbst
während des Eisganges noch auf ihnen, ganz so, wie es auch die Mergus-Arieu thun-
So bemerkte ich ihn vom 5—9. October 1857 auf dem Amur unweit meiner Wohnung
im Bureja-Gebirge, wo ich ihn im Sommer niemals sah,
*89. Colyinbus septentrionalis L.
Bei den O r o ts c h o n e n am oberen A m u r: Ukän.
Nur einmal sah ich diese Art im Prachtkleide im Amur in-der Nähe des Flosses,
auf welchem ich den Strom abwärts reiste. Dies geschah am 30, Mai 1857 unweit
des Kutomauda-Postens.
*6 0 . l.ai-u* ( ■.cueus) glaueus Brünn.
Das Vorkommen der Bürgefmeister-Möve im Centralthe'ile des südlichen Sibiriens,
in verhältnissmässig sehr südlichen Breiten (5 5'° n, Br.) mitten im Sommer, ist jedenfalls
eine recht interessante und unerwartete Erscheinung. Am -nördlichen Baikalbusen,
wo die obere Angara in ihn fällt, wurde am 31. Juli 1855 eine alte Bürgermeister-
Möve erlegt, deren Geschlechtstheile ich jedoch nicht deutlich erkennen konnte, da die
Schusswunde den untern Rücken stark verletzt hatte. Unser Exemplar: gehört zu den
grosswüchsigen Vögeln dieser Art und trägt diejenigen Federn, welche einer partiellen
Frühlingsmauser nicht unterworfen sind, ganz ausserordentlich vertragen. Diese Abnutzuüg
ist nicht nur auf die Steuerfedern und Schwingen ausgedehnt, sondern erstreckt
sich auch auf das gesammte Maüteikleid und in weniger auffallender Weise auf das
Bauchgefieder. Nur die Kopf- und Halsfedem sind ungleich frischer, obgleich auch diese
wohl bald Wieder bei der herbstlichen Hauptmauser erneuert werden dürften. Der stark
verblichene Mantel besitzt nur eine schwache bläulichgraue ■ Farbe,- im Uebrigen ist das
Gefieder scjmeeweissdie Enden, Aussenfahnen und Schafte der grossen Schwingen sind
ebenfalls weiss, die letztem leicht in’s Strohgelbe ziehend. Schnabel und Füsse haben
die normale Farbe, wie sie bei allen Vögeln vorkommt Der rothe Fleck an der Unter-
schnabelecke ist auch an unserem Exemplar bei Weitem nicht so stark prononcirt, als
bei Z. argentatus, wie solches bereits H. v. Middendorff erwähnt 1). Ich finde an
meinem Vogel folgende Grössenverhältnisse:
j| | T o t a ll ä n g e . . . . ' . • - • • • • • ;.* • • 27"
Länge des züsammengelegten Flügels ............................... 18"
., des Schwanzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8"
\ „ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . . . . . 2"6."'
Höhe desselben, von dem nackten, einspringenden Firstwinkel senkrecht abwärts gemessen 1"
Breite des Öberschnabels, in dieser Richtung gemessen . . . . . . . ,. ...................... 1 10'"
sLänge des Laufes . . . . . . • • • • • • • • • • • • • • • • • • * • 2". 8'"
„ der. Mittelzehe ohne Nagel . . . . • ..................... v ..................................... • • • 2"*)
,V ' des Nagels an der Mitielzehe .............................................. 6'"
Nur Pallas 3j und H. v. Middendorff 4) wiesen Larus glaucus für Sibirien oder
die angrenzenden Meere überhaupt nach. Der erstere giebt das Ochotskische Meer
als ihren Aufenthaltsort an, der letztere fand sie brütend im Hochnorden (Taimur-Land).
Am nördlichen Baikalsee war diese Möve recht selten, gesellte sich zu der dort gemeinen
mrt. mchmmns der Silbermöve (L. argentatus) und wurde von mir nur dreimal
bemerkt.
3 6 t . L a r u s ( I / a r o i d e s ) a r g e n t a t u s Brünn.
Typica et mrt. cachinnans Fall.
Die von mir mitgebrachten, Silbermöyen zerfallen der Grösse nach in 2 Gruppen
gehören aber in Folge ganz übereinstimmender Färbung (wenigstens die alten Vögel)
alle, zum typischen Larus argentatus Brünn. Ich darf nämlich der kaum merklich dunkleren
1) Sib. Reise L.'c. p. 242.
2) In .diesem*Maass weicht unser Vogel recht stark von dem durchH. v. M id d e n d o r f f ausgemesseuen ab,
denn an jenem entsprach die Lauflänge derjenigen der Mittelzehe , ohne Nagel, beide waren 64 Mmtr. = 2" 4'" lang.
3) Zoogr. ross.-ast. H, p. 820.
4) Sib: Reise l.,:'vc!-p. 241. .-a' ■