
Hierauf lasse ich die Ausmessungen meiner 5 Vögel folgen:
m o n g o l e i.
A q u ila n a e v ia Brisson.
vart. orientalis major. vart. bifasciata. vart. minor.
adult. Weibchen. Männchen. JuvQn.î jnven. M.
KiiÉIfiÉrii 3. ■ À ■- •• IH .•
Totallänge (Schnabel- bis Schwanzspitze). 30" 4'" 29,5Î' 29" 3'" 29,5" 26"
Flügellänge, vom Bug bis zur Schwingenspitze.
. . . . . . . . . . . . . 23" Ì 28" 7'" 22" 8'" 21" 9'" 20,5"
Schwanzlänge........................................... 12" Ì2" 5'" 12" 11" 7'" 11"
Schnabellänge, geradlinig von der Spitze
bis zum Stirnrande gemessen1). . . 2" 2" 1,5"' 2" 0,5'" : l 'l " 11,5'"vp- 1" 9'"
Höhe des Schnabels an der Basis . . 10,5'*"': 10,5"' • 10,75'" 1 10'" '9 ,5 '"
Länge des Laufes ^ . ••• ' ' 3" 11" 3" 8'"' ' • g„ 8"' ■ n Länge der Mittelzehe ohne Kralle . . I M 4"' • 2" 3,5"' 2" 3,5'" ’ . 2" 3,5"'
Länge der Kralle an der Mittelzehe (Sehne
von der Spitze zum obem Grunde der
Kralle) . . . . . . .. , 2 ' " :V 1" 4"' !" 1" 10,5'" .
Nachdem wir den Gray’sehen Aquila fusca und Aq. punctata ebensowohl w
auch seinen Aq. bifasciata (111. Ind. zool. 1. c.) mit dem Schreiadler E u ro p a ’s artlich vereinigt
haben und durch die Exemplare der Mongolei, namentlich für den letzteren der 3
Gray’sehen Vögel, sehr sichere Belegstücke für ihre artliche Identität mit Aq. naevia Briss.
erhielten, komme ich nun zu den Synonymen, welche nach der artlichen Spaltung der Schreiadlerformen
und bei der grossen Variabilität, seiner Kleider sieh folgendermaassen für diesen
Vogel zusammenstellen hissen. Die artliche Selbstständigkeit von Aq. naevioides Cuv. und
von Aq. senegallus Cuv., welchen Aq. rapax Temm., Aq. albicans Büppel als identisch von
Bonaparte (1. c. Consp. gen. av.) beigezählt werden, scheint keine begründete zu sein,
da eben diesen Vögeln aus Ost- und SüdrAfrika von Bon ap arte auch Aq. punctata,
fusca und fulvescem Gray aus Indien als synonym zur Seite gestellt werden, es aber
wohl keinem Zweifel zu unterliegen scheint, dass wenigstens Aq. fusca und punctata sammt
Aq. bifasciata Gray sicherlich nur Aq. naevia Briss. vart. minor in verschiedenen Altern
und Farbenabänderungen sind. Auch wird Bo n ap ärte ’s Angabe «Rostro obtuse dentato»
wenigstens in den Abbildungen Gray’s nicht so därgestellt, obschon sich an den Schnäbeln
von Aq. fusca und Aq. punctata eine grössere Ausbuchtung des Schnabelrandes, als
1) Wird stets so gemessen werden.
bei Aq. bifasciata und fulvescem wahrnehmen lässt. Zu dem giebt Cu vier selbst1) seinem
Aq. senegallus als auszeichnenden Charakter die weniger runden Nasenlöcher und viele
graue untere Schwanzbinden bei dem jungen Vogel; Kennzeichen, welche unserer Ansicht
nach bei den Adlern nicht stichhaltig sind. Endlich auch deutet seine Angabe in
Bezug auf Aq. naevioides, dessen Kleid als variabel braun, gelbbraun und schwärzlich erwähnt
wird, auf Aq. naevia entschieden hin. Ausführlicher beschreibt Temminck2) seinen
Aq. rapax aus Süd-Afrika. Der Schreiadler soll .einen weniger gekrümmten, schwächern
Schnabel haben, die Abbildung aber von Aq. rapax lässt Wenigstens, was die Krümmung
des Schnabels anbelangt, keinen Zweifel, dass sie wie bei dem Schreiadler ist. Was die
Schwanzlänge anbelangt, welche bei Aq. rapax durch die Flügelspitzen nicht erreicht wird,
so wissen wir, wie unhaltbar am Schreiadler Europa’s dieses Kennzeichen zur artlichen
Trennung der beiden Formen ist. Die grosse Varietät besitzt, zumal im Osten, fast immer
die Flügel etwas länger noch, als das Schwanzende, während nach den Beobachtungen
deutscher Ornithologen gerade bei dem grossen Schreiadler die Flügelspitzen das Schwanzende
nicht erreichen sollen (Naumann 1. c.). Es müssen hier also vermittelnde Zwischenstufen
ebenso gut wie in den Flügellängen des kleinen Schreiadlers Vorkommen.
Rüppells Falco (Aquild) albicam 3) besitzt, wie der Autor selbst sagt, keine
Auskerbung an der Schnabelkante (vergl. Bonaparte 1. c.) und würde, falls die Schwingenlänge
constant hinter der des Schwanzes um 3% Zoll Zurückbleiben würde, wohl
kaum zu Aq. naevia gezogen werden können, auch scheint hier die artliche Selbstständigkeit
besser garantirt zu sein, wenn wir die Verfärbung des Jugendkleides in das des Alters verfolgen.
Da mir keine Original-Exemplare vorhegen, so muss ich auf die weitere Aburtheilung
einer möglichen Verwandtschaft mit dem Schreiadler Verzicht leisten; falls es sich jedoch
heraussteilen sollte, dass wir es auch in diesem Falle mit dem weitverbreiteten Schreiadler
zu thun haben, so würden die ostafrikanischen Exemplare bei fast gleichem Jugendkleide
mit dem deutschen Aq. naevia im Alter das Extrem der Bleiche, die deutschen Vögel aber
das Extrem der Schwärze erreichen und zwischen beide Formen sich die östlichen,
wie es scheint constant hellen Trachten des Schreiadlers einreihen. Dass eine solche
Bleiche bei ,Aq. naevia auch als Ausnahmefall noch im nördlichsten Gebiete seiner
Verbreitung vorkommt, unterliegt nach den Mittheilungen L ichtensteins 4) keinem
Zweifel mehr; auch deutet dieser selbst auf Aq. rapax Temm. und Aq. albicam zu
Beginn seiner Abhandlung hin und Cabanis spricht sich ebenda S. 72 sehr entschieden
für die Identität dieser hellen Aq. naevia mit Aq. albicam Büpp. aus, nachdem ihm
noch aus Wien ein zweiter Fall eines so hellen Schreiadlers bekannt wurde. Bevor ich
nun noch Einiges über die 11 Eier des Schreiadlers, über sein Vorkommen und seine
1) t e règne animal T. I, p. 326, Anmerkung.
2) Temmi n c k , Nouveau recueil de planches coloriées T. I, Tab. 455.
3) Fauna von Abyssinien, p. 34, t 13. '
4). C a ba n i s , Journal für Ornithologie, 1853, p. 69.