
amdamta liefert uns dafür den unabweisbaren Beleg. Andererseits eröffnet die Variabilität
in der Farbe des Gefieders vom gemeinen Mauersegler, welcher bekanntlich in
dem grössten Theile der alten Welt vorkommt, die nöhtigen Gesichtspunkte, von denen
aus wir diese Art als solche aufzufassen haben.
Ganz ebenso verhält es sich mit den Nachtschwalben des östlichen Sibiriens. Zwar
besitzen wir durch die Untersuchungen. des H. Dr. L. v. Schrenck noch nicht die
vollkommenen Nachweise über die Identität des japanischen und gemeinen Ziegenmelkers,
jedoch ersehen wir aus ihnen, dass die sogenannten artlichen Differenzen beider
auf einigen unwesentlichen Verschiedenheiten in der Zeichnung und Färbung beruhen.
Die Kukuke, deren vernehmlichste Vertreter dem Süden der alten Welt angehören,
von denen aber der gemeine Kukuk über ganz Europa und Asien, so wie auch über
Afrika verbreitet ist, finden sich in den südlichen Grenzländem Sibiriens in drei Arten
vor, von denen die eine- die europäische, die zweite eine Himalayaform, und die dritte
eine australische ist. Ob nun gleich für die letztere, bei dem zur Zeit noch, sehr mangelhaft
vorliegenden Material, die artliche Trennung vom C. cantrrus nach Gould unsererseits
durchgeführt wurde (man sehe den betreffenden Text), so gestehen wir doch
um so lieber ein, dass in der Folge eine solche Trennung vielleicht unnöthig erscheinen
dürfte, als im C. cantor Dl. Australiens wir den 0. emorus L. Europa’s nachweisen können1).’
Jedenfalls aber dürfen wir behaupten, dass in der Gesammtornis des südöstlichen
Sibiriens die CucuUnen jenes charakteristische Hinneigen zu südasiatischen Formen bekunden
und dass diese südlichen Arten sich wiederum nur auf die nördliche Mandshurei
und das Amurthal beschrenken. ' 1 ‘
Suchen wir unter den Spechten (8 Arten) nach ähnlichen Erscheinungen, so werden
wir uns überzeugen, dass, dem gemeinen Kukuke entsprechend, der Wendehals, als ein
Bewohner der alten Welt überhaupt, auch auf unserem Beisegebiete nicht fehlt, dagegen
wiederum eine kleine Spechtart, bis jetzt in Nepal und im Himalaya gefunden, auch im
Quelllande des Ussuri und an den Küsten des südmandshurischen Hafencomplexus lebt.
Dass’ ebenhier wohl noch andere der kleinen naheverwandten Spechtarten, welche mehr
öder weniger den Ficus moluccemis Gml. wiederholen und Südasien bewohnen, existiren
dürften, oder der japanische Ficus KisuU zu vermuthen sei, unterliegt kaum einem Zweifel.
Von den europäischen Spechten fehlen nur zwei gänzlich in unserm Beisegebiete,
sie bewohnen beide vornehmlich den Westen Europa’s und finden schon im osteuropäischen
Bussland ihre östlichen Verbreitungsgrenzen.
Nicht weniger interessant werden uns die beiden Vogelarten, welche zur Familie
der Eisvögel gehören. Bietet die eine (Ale. ispidä) uns nun wieder einen Beleg mehr
für die Veränderlichkeit weit verbreiteter Vogelarten, und wurden die asiatischen Exemplare
des Eisvogels bereits durch H. L. v. Schrencks Untersuchungen nur als klem-
1) Dies ist -wenigstens G lo g e r s Ansicht; vergl. dessen Handbuch der Naturgeschichte der Vdgel Europa’s,
Th. I, p. 446.
wüchsige Varietät des Ate. ispida erwiesen, so tritt uns dagegen in dem blaurakenartigen
Furystomus orientaUs L. im Amurlande ein Bewohner Ostindiens entgegen, den wir
keineswegs als einen weit nach Norden hin verschlagenen Irrling zu betrachten haben,
sondern-vielmehr als, brütenden Sommervogel aufführen-können. Auch dieser schöne Vogel
lebt nur im südlichsten Theile der neuesten russischen Acquisitionen der mandshurischen
Küste. Es ist bei Gelegenheit der Ooradadeen noch zu erwähnen, dass bis jetzt auf dem
ungeheuren Gebiete, welches ostwärts vom südlichen Altai sich bis zum Stillen Oceane
erstreckt und nordwärts vom 45° nördl. Breite gelegen ist, kein Bepräsentant dieser
Gruppe aufgefunden wurde. Die im Allgemeinen hohe Lage dieser Länderstrecken, ihre
meistentheils gebirgige Beschaffenheit, die Bauhheit ihres Klima’s, die verhältnissmässig
geringe Länge des Sommers, mögen einem solchen Mangel zu Grunde liegen. Wir erinnern
daran, dass auch die Säugethiere ähnliche .Beispiele liefern. So wäre in dieser
Beziehung z. B. der Mangel der Maulwürfe in Transbaikalien, Daurien und dem
grössten Theile des Amurlandes zu. erwähnen').
Die Familie der Wiedehopfe besitzt nur einen Bepräsentanten, der zugleich als
ein Bewohner Europa’s, eines grossen Theiles Afrika’s und Asiens genannt werden
kann, es i s t Up. Epops. ' > _
Wir kommen jetzt zur Ordnung der reichvertretenen Singvögel. Bei dem Vergleiche
zum Bestände dieser Ordnung in der europäischen Omis müssen wir freilich zugestehen,
dass hier noch Manches aufzufinden sein wird. Europa besitzt nach Keyserling
und Blasius 186 Arten Singvögel. Wir wiesen in O stsibirien 128 nach und dürfen
mit Gewissheit auf 140 schliessen, wie solches aus der 2-ten Tabelle, Seite 26, hervorgeht.
Aber die Elemente, welche der südsibirischen Omis in Zukunft einen Zuwachs bringen dürften,
werden wohl andere sein, als diejenigen, dieJ das numerische Uebergewicht der europäischen
Singvögel hauptsächlich hervorrufen. Die Mittelmeersän^er, im engem Sinne des
Wortes, betheiligen sich dabei am wesentlichsten, und diese sind gewiss nicht' in Sibirien
zu erwarten. ^ .
Was zunächst die Lerchen anbelangt, so sind wir in ihrer Familie vorzüglich auf
die Steppen der Mongolei angewiesen. In diesen dürfte man neben der ilmen eigen-
thümlicben Al. mongolica wohl mit einigem Rechte, wenn man der geographischen Verbreitung
vieler anderer Arten Rechnung trägt, auch Al. tatarica und sibirica vermuthen,
jedoch scheint es unzweifelhaft, dass diese beiden Vögel nicht so weit ostwärts Vorkommen.
Sie befolgen in ihrer Vertheilung, ausgehend von den Aralo-Caspischen Steppen,
eine mehr nordnordöstliche Richtung, leben so in den Ischim-Gebieten, in der barabin-
skischen Fläche, gelangen aber nicht in die hohe Mongolei. Anders verhält es sich in
dieser Beziehung mit Al. brachydactyla Leisl. Dieselbe ist bis in den äussersten N.O.-
Winkel der Mongolei verbreitet.
1) Vergl. den l-sten Band meiner Reisen, p. 116.