
See bleiben einzelne Paare Standvögel, die meisten aber ziehen zum Frühjahr fort. Am
21. April traf ich Al. alpeatm im Selenga- und Uda-Thale nur gepaart an. Vom
mittlern Amur wurde mir dieser Vogel nicht bekannt.
4 9 . A l a u d a a r v e n s i s L.
Von der Feldlerche brachte ich sechs Exemplare mit, von denen vier in den dan-
rischen Hochsteppen, eines auf dem Herbstzuge bei Irk u tsk und eines im B u re ja -
Gebirge Ende März 1858 erlegt wurden. Alle diese Vögel sind männlichen Geschlechtes.
Wie bekanntlich die Feldlerche sehr bedeutende Abweichungen in dem Colorit ihres Gefieders
darbietet, denen ebensowohl Jokale Verhältnisse, als auch individuelle Eigenthümlich-
keiten zu Grunde liegen, so bemerke ich solches auch an den Lerchen Ostsibiriens,
welehe ich mitbrachte und denen ich ein durch H. Maximowicz vom mittlern Ussuri
eingesendetes Männchen des Vergleiches wegen hinzufüge. Die Gesammtfarbe anbelangend;
so sind die Lerchen aus der Mongolei am hellsten, die vom mittlern Amur und obern
Ussuri am dunkelsten, ziemlich die Mitte zwischen beiden hält mein Vogel im frischen
Herbstkleide aus den Baikalgegenden. Jenes erwähnte Dunkel des Gefieders spricht
sich namentlich auf der obern Körperseite weniger an den Federn des. Scheitels, als an
denen des Kückens und der Schulterschwingen aus. Auf den letztem - aber nimmt es
dermaassen überhand, dass die rostgelben Säume entweder ganz verdrängt, oder doch
bedeutend in ihrer Breite reduzirt werden. Das M.; welches am 23. März 1858 im
Bureja-Gebirge geschossen wurde, trägt selbst .die Bürzelfedem und obern Schwanzdecken
mit mächtig erweiterten dunklen Mittelfeldern und matt grauer (nicht roströthlicher)
Umrandung. Die untere Körperseite anbelangend, so scheint bei den östlicher lebenden
Vögeln die Fleckung der Brust stärker ausgebildet zu sein. Die schwärzlichen, seitwärts
mehr oder weniger erweiterten Schaftflecken der Brustfedem haltert in Farbe und Ausdehnung
an den Thieren aus der Mongolei recht gut die Grenzen ein, wie wir sie in
dieser Hinsicht an den Feldlerchen Europa’s in der Regel sahen. Bei den beiden
Lerchen aus dem Amurlande sind sie dunkler und breiter und schliessen sich diese Vögel
darin recht gut an die Ai japomca Temm. und Schlegel, deren artliche Selbstständigkeit
wir nach H. L. v. Schrenck’s 1) Auseinandersetzungen nicht anerkennen dürfen.
In Bezug nun auf die japanische Lerche kann ich nur noch Folgendes bemerken:
Nach genauer Sichtung der im äussem Bau jener Lerche statthabenden, geringfügigen
Abweichungen von den Feldlerchen Europa’s, kam H. L.1 -v. Schrenck zu der Ueber-
zeugung,. dass nur die Totallänge, so wie'die des Flügels und Schwanzes geringe Differenzen
bieten, nach denen AL. japomca von Al. arvensis getrennt würde. Die mir vorliegende
Suite macht aber diesen schwachen Haltpunkt für artliche Trennung vollkommen
ungültig, da Thiere in der Tracht der Al. japomca gerade aus Gegenden, welche Jap an
zunächst gelegen sind, gleich gross mit der Feldlerche sich erweisen und wiederum Hochsteppenlerchen
vom T are i-n o r in typisch europäischer Tracht noch kleiner sind, als
Al. j'apmica.
Hierüber giebt die nachstehende Tabelle nähere Auskunft:
Alauda arvensis.
Männchen.
ty p ic a . y . ja p om c a .
¡ i É H 1 m m m i 4 .
Mongolei. Ussuri. Bureja-Geb.
5 " 9 '" 5 " 6 " 4 T : 6 "
Länge des zusammengelegten Flügels . • .......................... 4 " . 4 " 4 " 5 '" , 3 " 1 1 '"
des Schwanzes. . . . . . . . . . . . 2 " T " 2 " 6">' 2 " 9 '" 2 " 1 0 " '
Hieraus ersieht man zugleich, wie ungemein schwankend überhaupt die Längen
der Schwingen sind, da die kleinwüchsigen Lerchen aus der Mongolei längere Schwingen
haben, als das grosswüchsige Exemplar aus dem Bureja-Gebirge. Das. bei Irk u tsk am
16: September 1855 erlegte Männchen, welches auf dem Zuge war, zeichnet sich durch
das frische Rostgelb und Grauröthlich1 des neu angelegten Kleides aus. Die verlängerten
Scheitelfedern sind: in gedrücktem Bogen umrandet und gelbgrau gekantet.
Bis-zur Höhe von circa 6000' über dem Meere wurde die Feldlerche, die Wachtel
und Emb. cmreola am Südabhange des Munku-Sardik nistend gefunden, fehlte dann
aber ebensowohl in der Region der Baumgrenze, als auch überall auf den ungemein sumpfigen
Alpentundern an der Nordseite des östlichen Saj an. In jenen hochgelegenen Gebirgen
und auf dem Kossogolplateau sang sie noch sehr eifrig am 1,2/24. Juli. West*
wärtrt vom Munku-Sardik iih Gka-Thale.beobachtete ich sie erst bei dem Norün-cho-
roiskischen Karaule und nordwärts bewohnte-sie die sich erweiternden Thäler und die
trockenen, sterilen Geröllvorländer, welche die Gebirgsflüsse anschwemmten, in der Höhe
von 5—‘6000' über dem Meere., In den. übrigen Theilan meines Reisegebietes fehlte die
Feldlerche nur den zusammenhängenden, schweigenden Wäldern und grössem Gebirgs-
stöcken, so wurde sie z, B. von Gorbiza an im Chingan-Gebirge nicht bemerkt, lebte
aber am Ostabhange dieses Gebirges wieder, nahm an Häufigkeit rasch zu, je mehr sich
das Amur-Thal erweiterte, und war bei der Dseja-Mündung schon recht gemein. Auch
in» Bureja-Gebirge lebte sie als Brutvogel nicht,selten. Sehr häufig traf ich sie in der
Mongolei an. Im mittlern Theile des Selenga-Thales sang sie am 6/18. April schon
sehr fleissig und war am 21sten bei Selenginsk gepaart. Die am 16. September bei I r kutsk
ziehenden kleinen Schaaren besammelten Stoppel- und Kartoffelfelder und waren