
m NATATOKES.
£33. Cygnus musicus Bechst.
Den Singschwan traf ich fast ebenso häufig, als Gygn. Bemckii in den Dauri-
schen Hochsteppen an, wo er besonders am mittlern Onon und am obern Argunj,
bei Abagaitui und K a ila ssu tu i im Frühlinge so gemein ist, dass man ihn mit Erfolg
der Schwanendaunen wegen, die auf der Haut der Brust sitzen, jagt und oft Kosaken
antrifft, die im Verlaufe des April-Monats 15—20 Schwäne erlegt haben. Das am 15. April
1856 erlegte alte Männchen besitzt viel lebhaftes Rostgelb im Gefieder der Kopfplatte,
von welcher Farbe indessen die Stirnbefiederung fast ganz ausgeschlossen bleibt. In
weit geringerem Grade verräth sich dieselbe Färbung an den Rändern der Bauchfedern,
so wie an den seitlichen und untern Kopftheilen. In Farbe und Zeichnung des Schnabels
entspricht unser Vogel genau dem Gyn. musicus Eu ro p a ’s.
Am T are i-n o r trafen die ersten Schwäne in der Nacht vom 26—27. März
1856 ein, jedoch waren ihrer nur wenige. Am 28sten früh sah ich abermals 3 Vögel.
Im Laufe der folgenden Tage, ja sogar bis zum 24. April, fand der Zug der Schwäne
in dieser Gegend statt, wobei noch zu erwähnen, daiss die Richtung, in welcher die
Vögel zogen, aus S.-W. nach N.-O. wies. Wenige Schwäne bleiben auch im Sommer
in der Nähe des Tarei-nor. Die meisten suchen zum Brüten den Hochnorden oder
die in dem waldbedeckten mittlern Sibirien so zahlreichen einsamen Seen auf. Auch
die im Bureja-Gebirge am 23. März 1858 durchziehenden Schwärme hielten nicht
die Richtung von S. nach N. ein, sondern flogen nach N.-W. Hier sah man. bis zürn
17. April noch einzelne Individuen. Im Verlaufe des ganzen - Sommers sah ich im
Bureja-Gebirge nur 3 Schwäne, im Herbste aber waren sie oberhalb in den Ebenen
sehr häufig. Bei Irk u tsk sah ich am S. April 1857 den ersten Schwanenzug auf
der Angara, welcher aus 11 Vögeln bestand. Im Jiöchgelegenen Okathale, welches
von seinem Beginne an im Hochgebirge des Sajan circa 160 Werst in der Hauptrichtung
W.-N.-W. verläuft, wandern die wenigen Zugvögel in diesem Thale. Gänse
und Schwäne thun dasselbe, bleiben dort aber für den Sommer gar nicht. Am 4. April
1859 trafen die ersten Schwäne auf der Angara bei Irk u tsk ein.,. In dieser Gegend
bildet ‘das Angara-Thal die frequentirte, von Natur aus höchst ;vortheilhaft
postirte Zugstrasse für sämmtliche Schwimmvögel und Stelzenfüsser. Die seitwärts gelegenen
Höhen, von denen die westlichen entschieden den Charakter der Hochgebirge
besitzen, bieten den Wanderern, die ohne dies auf dem weitem Fluge durch die hohe Mongolei
ermüdet wurden, zu grosse Hindernisse. Es bieten sich aber ostwärts im Angara
Thale und westwärts im Durchbruche des Jen ise i durch die Sajankette zwei
geschützte Heerstrassen für die Zugvögel, die denn auch der Erfahrung gemäss auf das
eifrigste von ihnen verfolgt werden. Bestätigt finden wir das Gesagte auch ganz besonders
durch die ziehenden Schwäne. Diese sind z. B. in der Tunka-Ebene, welche
wenig westwärts von der An gara-Strasse gelegen, nur sehr selten durchziehend. Im
Herbste 1856 sah ich am T are i-n o r am 19ten und 20. September noch ziehende
Schwäne. Im Bureja-Gebirge aber stellten sich einzelne Paare seit dem 14. August
1858 ein.
993. €ygnu§ B ew iek ii Yarr.
Der kleine Schwan lebte in den daurischen Hochsteppen meistens in kleinen Banden
von 6—8 Exemplaren und schickte sich hier nicht zum Brüten an. Zwei Vögel wurden
am 21. und 22. April 1856 am Tarei-nor erlegt. Der eine ist ein jüngeres, der andere
ein altes Männchen. Bei jenem mischt sich, zumal auf dem Wangengefieder, auf dem Kopfe
und in geringerem Grade auch am Halse viel Grau in das weissliche Kleid. Bei diesem Vogel
ist auch die gesammte Kopffläche recht intensiv rostgelb und die Schafte besitzen eine
braune Farbe. In der Schnabelform machen' sich bei beiden Thieren recht auffallende
Formverschiedenheiten kenntlich. Diese betreffen besonders die Basis des Oberschnabels.
Bei dem jüngern M. erscheint diese viel gestreckter, die beiden seitlichen Höcker lassen
einen breiten, allmählich sich senkenden Graben zwischen sich und der Abstand der vorderen
Spitzen dieser. Höcker von einander ist bei dem alten Männchen, bedeutender, als
bei dem jüngern. Der Abfall der Sphnabelbäsis des alten Vogels ist viel steiler und die
Stirnbefiederung tritt in gedrückter Bogencontur weiter vor, so dass sie den Basaltheil
der Höcker verdeckt. In der Befiederung der Stirn lassen sich ebenfalls die Altersstufen
dieser Alt sehr deutlich unterscheiden. Bei dem jungen Vogel tritt dieselbe vom oberen,
vorderen Augenlidrande seitlich nicht so tief vor, als bei dem alten Vogel, sondern zieht
sich an der Basis der Höcker, auf der oberen Schnabelfläche verbleibend, in spitzem
Winkei bis in den vorderen Theil der Vertiefung, welche zwischen beiden Höckern liegt.
Die , nachstehenden Maasse geben über die hier obwaltenden Proportionen und über andere
plastische Verhältnisse dieser kleinen Schwanen-Art einigen Aufschluss. Die Fussfarbe
war am eben erlegten Vogel mehr blaugrauschwarz, als bei C. musicus, an dem sie sich
als rein und tief schwarz erwies. Die nackte Haut zwischen den Unterkieferästen ist
von der Basis nach vorne hin -schwarz, oft von einer gelben Mittellinie durchsetzt und vorne
mischt sich Gelb in Fleckenform und Spritzflecken, in die schwarze Grundfarbe. An der
Basis des Oberschnabels auf dem Rücken desselben mischt sich in das hier herrschende
Gelb viel Schwarz, welches bei meinem alten Männchen sogar die gelbe Farbe ganz verdrängt
hat.