
wärts zum Nacken hin, werden die sonst hier breiten, zimmetbraunen Umrandungen
der Federn schmäler Und sehr matt gefärbt, auch stark in Grau getrübt. Uebrigens
nehme ich keine Abweichungen gewahr. Am südlichsten Theile des mittlern Amur erschienen
die Turteltauben noch zeitiger, als an der Amurmündung, bereits am 11. April
1856 sah ich einzelne Paare im Bureja-Gebirge. Mit dem 20sten lockten sie dort
schon sehr emsig. So zeitig sie eintreffen, so spät verlassen sie auch diese Gegenden
und sogar das viel rauhere Quellland des Amur. Denn, als bereits bedeutende Schneefalle
stattgehabt hatten, traf ich einzelne Exemplare der Turteltaube noch am 25. September
1856 auf den Inseln des Onon, unweit der alten Festung Tschindantsk. Die
Hauptzüge finden aber hier sowohl, wie auch am mittlern Amur um den 10. September
statt. Am Ilten sah ich im Bureja-Gebirge 1858 noch einige Paare.
157. Columba (Peristera) liuinilis Temm.
Vergl. Nouveau recueil de planches coloriées d’oiseaux Tab. 258 et 269; auf diesen Tafeln sind die Geschlechter
der Vögel falsch notirt, trie B o n a p a r te im Consp. gen. avium T. n , p. 66, bereits erwähnt.
Les Pigeons par Mm. E iiip et F l..P r é v o s t T. II, p. 15 Tab. VH,
Es dürfte in der That bei oberflächlicher Beurtheilung der ältlichen Selbstständigkeit
dieser kleinen südasiatischen Taubenart sich manches.Moment finden lassen, welches sie
der Columba Utorquata Témm. und somit der C. risoria L. *) so nahe stellen würde,
dass wir nach dem vorstehenden Beispiele an C. gelastis Temm. und, C. Turtur L. auch
im vorhegenden Falle das Zusammenziehen der C. humilis mit risoria wagep dürften.
Indessen lehrt eine eingehendere Prüfung sehr bald stichhaltige Unterschiede auffinden
und auch ganz abgesehen von der. wahrhaft zwergartigen Grösse der C. humilis, die
sehr constant zu sein scheint, finden sich wesentliche Kennzeichen, die sie uns als eine
gut begründete Species erscheinen lassen. Tor allen übrigen Charakteren muss man die
augenfälligen sexuellen Unterschiede, wie, sie sich in der Tracht alter Vögel unverkennbar
darbieten, namhaft macken, welche bei C. risoria fehlen 2) und, nach den japanischen
Exemplaren der C. Utorquata des akademischen Museums zu urtheilen, auch dieser mangeln.
Ebensowohl die oben citirte Abbildung Temminck’s in den Planches coloriées, wie
auch ein Pärchen ausgestopfte Vögel aus Manila, die das Museum durch v. K ittlitz
erhielt, zeigen diese -sexuellen Unterschiede der Vögel im Colorit des Mantels in voller
Deutlichkeit. Das alte Männchen trägt vom schwarzen Nackenbande an, den gesammten
Mantel in lebhaft rothbräunlicher, in’s Zimmetroth ziehender, leicht in Blaugräulich
überflogener Farbe, Aas alte Weibchen besitzt ihn einfarbig matt erdbraun. Ein 2tes, an
1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 392.
2) So finden wir namentlich auch in der durch W a g i e r im Systema avium gegebenen Beschreibung der
Col. risoria ausdrücklich diese gleich gültig für das alte Männchen und Weibchen. (Siehe Genus Columba.)’
den uns vorliegenden 4 Exemplaren der C. humilis nicht abäudemdes, Kennzeichen liegt
in der gleichmässig verbreiteten bläulich-aschgrauen Farbe des Kopfes, die sich bis
scharf zum schwarzen Nackenbande erstreckt. Dergleichen sieht man weder bei G, risoria,
noch bpi C. Utorquata, da bei beiden, vornehmlich aber bei der letztem, sich oberhalb des
Nackenbandes eine breite Zone von eigentümlich rothbräunlicher Farbe geltend macht,
die erst auf dem Scheitel allmählich in Grau verschwindet. Sehr deutlich und vollständig
mit unseren Exemplaren der C. humilis übereinstimmend, stellt dies auch die- gelungene
Abbildung Taf. 259 der Planches coloriées dar. Drittens■ verbreitet sich bei C. humilis
das dunkle Blaugraü des Bürzels und der obern Schwanzdecken, von denen die längsten nur bei
jüngern Individuen mit bräunhchgrauer Endkante versehen sind, aufwärts bis über die
Mitte des Rückens, wird aber durch den Mantel theilweise verdeckt. C. Utorquata -trägt,
das untere Rückengefieder in der Färbung des Mantels, ebenso C. risoria-, bisweilen
nür finden sich auf dem Bürzel einige blaugraue Federn. Bei den Weibchen der C.
humilis .finden dieselben Abgränzungen, im Colorit statt, nur ist das Grau, zumal auf
dem- Kopfe und im. Nacken, in frisches Erdbraun getrübt.
Durch diese Unterschiede, :von denen natürlicher Weise die auf die geschlechtlich
verschiedene Tracht bezüglichen die werthvollsten sind, scheint uns die artliche Selbstständigkeit
von ‘-C. humilis zur Genüge begründet zu sein. Als ihnen subordinirt mag
denn auch die augenfällige, geringe und, wie es scheint, nicht wechselnde. Grösse erwähnt
werden, über welche die .nachstehende Tabelle das Nähere enthält
Auf die bei den fauben ausserordentlich schwankenden Schwingenlängen darf man
wohl kaum haltbare Kennzeichen gründen wollen. Indessen seUdoch erwähnt, dass bei
C. humilis die 2te Schwinge die längste ist, die erste ihr entweder fast gleich kommt oder
doch der 3ten an Länge nicht nachsteht. Bei 0. risoria und’ G Utorquata finde ich die
erste Schwinge meistens kürzer, als die 4te, freilich aber zeigt das durch Herrn Akad.
L. v. Sehrenck aus dem Amurmündungslande mitgebrachte Exemplar der C. risoria ein
anderes. Verhältniss, indem die lste Schwinge an ihm gleich der 3ten ist.
Bezüglich nun des von mir mitgebrachten Männchens der C. humilis Temm. muss ich
zunächst erwähnen,, dass dasselbe aus einer Gegend stammt, wo sich zwar ein Wechsel
in Vegetation und Fauna, bekundet, wo wir aber noch keine so entschieden südasiatische
Thierform kennen lernten. Die nordöstlichste Grenze der Mongolei legt sich, wie bekannt,
an die Westverflachungen des Chingan-Gebirges, dessen letzte Ausläufer wir
am mittlern Argunj wahrnehmen. Eben hier, wo der Reisende, welcher von Westen
kommt, zum ersten Male auf rechtem Argunj-Üfer, unweit des Nertschinskischen
Hüttenbetriebes, in Quercus monyoUca, Betula daurica, Corylus heterophylla etc. bis dahin
nicht gefundene Laubholzförmen begrüsst, wurde diese Taube geschossen. Ich verdanke
das Exemplar Hrn. Antoine Waletzky, nach dessen Aussage C., humilis nicht gar
selten am felsigen rechten Argunj-Ufer leben soll.
Dieser Vogel wurde Ende September geschossen, scheint also entweder sehr spät