durchgehend und gerade, wie sie Go ul d *) darstellt. Das Thier ist namentlich auf der obem
Seite des Körpers stark in der Mauser und legt das einfarbig tief braune, gleichmässige
Kleid an, welches alten Vögeln ohne ein Durchscheinen der weissen Basaltheile der
Federn zukommt; diese letztem sind durchweg am Halse und auf der Brust leicht
grau, werden auf dem Bauche etwas heller, bleiben aber auf dem Kopfe, dem Halse
und vordem Theile des Kückens, sammt dem Flaume rein weiss. Ein Gleiches findet
auch auf dem Kücken bis zum Bürzel statt und nur seitwärts bemerkt man mit den
Schulterfedern das Weiss der Federgründe sammt der Lanugo an Reinheit, verlieren
und an Grau gewinnen. Das alte, stark abgeriebene und verbleichte Kleid, welches
besonders auf der obem Körperseite stehen blieb und zumal in den Schwingen zweiter
Ordnung sich findet, ist von der untern Körperseite schon . fast ganz verschwunden.
Das Mittelfeld der Brust zeichnet sich durch goldbraune Farbe aus und trägt an einzelnen
Federn dunkle endständige Schaftflecken, seitlich dehnt sich ebenso, wie über
den ganzen untern Körper, das gleichmässige Braun. Die untere Schwänzdecke’ ist
rostgelb. Die zu jetziger Zeit (21. März alten Styls). schon so weit-'vorgeschrittfene
Mauser lässt wohl mit Sicherheit vermuthen, dass sie, da die Adler langsam mau-'
sem, vor circa einem Monate begann, also zu einer Zeit, in welcher diese Gegenden
noch oft von der ganzen Rauhheit des Gobi-Klima’s heimgesucht werden. Die
als Aq. Chrysaetos und Aq. nobilis von Pallas®) beschriebenen Adler halte ich für Individuen
verschiedenen Alters des Goldadlers und zwar ist Aq. Chrysaetos ein altes Thier;
es heist zwar in der Diagnose: «A. tibiis plumosis nigricans», aber in der Beschreibung
Seite 342: tSubcaudales, tibiaeque fere ad digitos vestitae, sordide fulvescmtes, vel al-
bidae». Im Uebrigen wüsste ich nichts zu finden, was in der Beschreibung yon Pallas,
die er von Aq. Chrysaetos giebt, nicht zum alten Aq. Chrysaetos L. passe, sein' Aq. nobilis
ist aber zweifelsohne ein junger Aq. Chrysaetos L., wennschon auch hier es in der
Diagnose heisst: «Aq. tibiis plumosis,. fusco-nigra» und dann in der Beschreibung eines
jüngem Vogels (p. . 340) dieselben weisslich angegeben werden.
Die Verbreitung des Goldadlers ist eine ausserordentlich weitumfassende, da sie sich
nicht nur über Eu ro p a und Asien, sondern auch über Nord-Amerika erstreckt. In
unserm Reisegebiete wurde diese Art überall, vom östlichen Sajan-Gebirge an bis zu den
südlichsten Punkten des mittlern Amur beobachtet. Nicht selten lebte der Goldadler auch
am Baikalsee, schweifte aber nur zum Jagen aus den waldbedeckten Gebieten Dauriens
in die Mongolei. Ungern setzt er sich auf den Boden und jene Gewohnheit, stunden1)
The birds of Europe, vol. I, Blatt 6. Dem jungen Vogel auf dieser Tafel fehlt die helle Zeichnung der
Kopfplatte und des Nackens gänzlich, auch bemerkt man keine Spur der an jungen Gold- oder Steinadlern so gewöhnlichen
weissen Fleckung der Brust. Auch ist in beiden Abbildungen die f^orm und Stärke der Krallen nicht
Nichtig wiedergegeben.
2) Zoogr. Ross-asiat., vol. I, p. 341 und flg.
lang auf diesem oder jenem Hügel der kahlen Steppen zu Sitzen, wie sie besonders
dem Schreiadler, und auch-in geringerm Maasse dem Königsadler eigen ist, kennt der
Goldadler nicht. Im Gegensätze zum Aq. imperrialis, den er ebenso sehr an schlanker
Körpergestalt, an edleren Formen, stärkeren Krallen, wie auch an Kühnheit und Kraft
übertrifft, meidet er als Aufenthaltsorte die freieren, waldarmen Gegenden und sucht
vielmehr die dichtesten Hochwälder der Gebirge auf. Den Horst legt er gerne in hohen
Kiefern oder auf Balsampappeln an. Auch von diesem Adler werden die Steuerfedern
bei den Mongolen hochgeschätzt, nichts desto weniger tödten sie ihn aus religiösen Vor-
urtheilen nicht gerne. Geschieht es aber, dass einer verletzt oder gefangen wird, so muss
er so rasch wie möglich todt geschlagen werden, widrigenfalls man sich den Zorn der
bösen Geister zuziehen würde.
X. A «|i i i l;i n a e v i a Briss.
Bei den Mongolen Torbadshi, weil die Schreiadler sich vornehmlich von den Murmelthieren
. ’ (Tarbayan) ernähren.
Wir sehen den sehr umfangreichen Untersuchungen, welche Herr N. S’ewerzoff
über den Schreiadler bald veröffentlichen wird, mit besonderer Spannung entgegen. Seine
Beobachtungen konnte er im Laufe der Zeit über mehr als 100 Adler dieser Art ausdehnen.
Auch er ist zu dem Resultate gelangt, die beiden Hauptformen des Schreiadlers
zu einer Art zu vereinigen.
Aus den Daurischen Hochsteppen, woselbst diese Art recht häufig find überhaupt
die häufigste Adler-Art Ostsibiriens ist, brachte ich 5 Exemplare und 11
Eier davon mit. Diese 5 Exemplare schliessen die, namentlich im S.-O. des europäischen
Russlands häufige, grosse Varietät (Aq. naevia vart. orientalis mus. berol.
= Aq. clarnja Pall. = ^.q. fusca, Ufascmta und naevia Brehm, so wie den Aquüa
Ufäsciata Gray *). und endlich auch Aq. naevia L. = Aq. naevia Naum., 'Nachträge)
1) B o n a p a r te hat Aq. bifasciata J. Gray in seinem «Conspec. Gen. avium» Sec. I, p. 14 zwar noch als
artlich verschieden von Aq. naevia Briss. aufgeführt, allein ein Exemplar der von mir mitgebrachten Schreiadler
der M o n g o le i stimmt so vollkommen zur Abbildung G r a y ’s (Hl. of Ind. Zool. Vol. II, Blatt 17), dass auch
dieser Vogel, wie der Aq. bifasciata Hornsch, zu Aq. naevia Briss. gezogen werden muss. Ebenso werden G r a y ’s
Aq. fülvescens, Aq. fusca (1. c. Vol. I, Blatt 27 und 29) und Aq. punctaia (1. c. Vol. n , Blatt 16) aller Wahrscheinlichkeit
nach mit Aq. naevia Br. zu vereinen sein, und zwar der erstere als individuelle Abänderung, während an dem
zweiten sich das Alter an/ der Färbung des Kleides betheiligen dürfte. B o n a p a r t e zieht diese (1. c.) zu Aq.
naeviddes und fügt ihnen noch Aq. rapax Temm. und Aq. albicatis Rüppel als synonym bei. Hierauf komme ich
im Verlaufe meiner Mittheilungen eingehender zurück. Auch Aq. obsoleta Licht, aus S ü d a f r ik a , den G lo g e r
zu Aq. imperialis zieht, gehört zu Aq. naevia, wie E. v. H om e y e r (Rheä I, p. 29) bereits andeutet.