
Aul' unsere daurische Varietät kann ich die l ’erdii dama^cena Ii r i s s o n 5 undLatham’s l)
nicht gut beziehen, da von beiden Autoren nur der kleinere Wuchs als charakteristisch
angeführt wird, der so augenfälligen Verbreitung der blass rostgelben Farbe am Halse
und auf der Brust aber gar nicht Erwähnung geschieht.
Auf dem abschüssigen Ostufer der Insel Olchon traf ich am 3. Juli ein Pärchen
dieser Varietät des Feldhuhnes an. Hier lebte der Vogel also in einer stark bewaldeten
Gegend, die ihm gar keine grösseren, freien Flächen bot. Das erlegte Weibchen hatte die
Blüthen, Saamen und Blätter einer kleinen Pdygala-Art gefressen. Im Schlunde fand ich
auch einen ByloUus. In den transbaikalischen waldlosen Hochsteppen treiben die Kosaken
die Feldhühner im Winter so lange, bis sie ermüden und greifen sie dann. Zu den
theilweise gnt bestrauchten Ononufern hatten sich im October, 1856 ungemein viele
Feldhühnerbanden begeben. Hier stellt man ihnen Schlingen. Nachdem dort am 25. September
1856 viel Schnee gefallen war, concentrirten sich die Banden um die auf dem
Felde gestapelten Getreidevorräthe. Sie werden in guten Jahren in so grösser Zahl gefangen,
dass der Werth eines Paares auf 4—5 Kop. sinkt. Dies war 1856 auch am
mittlern Onon der Fall. Die im Winter nach Irk u tsk gebrachten kamen aus Trans-
baikalien, namentlich aus dem mittlern Selengathale. Es scheint fast, dass die Feldhühner
bereits diesseits des Baikals fehlen. Bezieht sich die von den B iraren und
Dauren am mittlern Amur erkundete Bezeichnung Itö auf das Feldhuhn, wie dies
wahrscheinlich ist, so können wir es, nach den gemachten Erkundigungen, als seltenen
Bewohner der Umgegenden Aiguns und als häufigen am mittlern Sungari aufführen.
190. Ortygion Cotnrnlx L.
Bei den B ir a r -T u n g ju s e n : Bödönö.
Ein am 24. März 1858 im Bureja-Gebirge erlegtes Männchen mausert auf der
Kehle stark. Die frischen, hell kaffeebraunen Federn zeigen theils an den Spitzen, theils
auch in der Mitte weisse Flecken und daher besitzt das Gefieder hier theilweise die
Färbung der japanischen 2), theilweise die der europäischen Wachtelmännchen. Der von
Pallas 3) beschriebenen Varietät vom Jenisei, welcher die daurischen Vögel sehr ähnlich
sein sollen, schliesst sich unser Wachtelhahn vom mittlern Amur trefflich an. Die.
charakteristische Cirkellinie, welche von der Ohrgegend zur Kehle ahsteigt, sehe ich
auch ganz deutlich an einem Weibchen, welches am 10. December 1856 am mittlern
Onon erlegt wurde. Uebrigens bieten meine Vögel keine grossen Unterschiede im
1) Allgemeine tTebereicht der Vögel (übersetzt von B e e h s te in ), Bd. II, p. 724.
2) Fauna japónica, Aves., p. 103, Tab. LX1.
3) Zoogr. ross.-ast. n , p. 82..
Vergleiche zu europäischen. Ich fand die’ Wachtel über mein ganzes Reisegebiet verbreitet.
Die weitzusammenhängenden Wälder meidet sie freiüch, leht aber einzeln doch
in den breitem Thälern, welche in dergleichen Gebirgswäldem gelegen und Vornehmlich
mit hohen Gräsern bewachsen sind. Im östlichen Sajan steigt sie bis fast zur alpinen
Region. Brütend wurde s ie z , B. noch am Südabhange ■ des Munku-Sardik in circa
6000' Höhe über dem Meere am 25. Juni gefunden. Bei dem Herabsteigen zum Kosso-
golsee scheuchte ich sie oft aus der hier üppigen subalpinen Vegetation auf. Nicht weniger
selten traf ich sie.inDaurien an, so z.B. imBorsa-Thale und besonders bei Zagan-olui.
Auch in diesen Gegenden brütet sie, wie in Europa, recht spät. So wurde am 17. August
ein Weibchen mit ihren jetzt noch nicht flüggen Jungen "bei Kulussutajefsk ergriffen.
Auffallenderweise wintern die Wachteln im kalten Daurien gar nicht selten, wie dies
das am 10. December erlegte Weibchen beweist und wie ich dafür auch Belege fand,
als ich nach starkem Schneefall am 25. und 26. September 1856 im Onon-Thale die
Wachteln einzeln antraf. Zudem ist die Thatsache auch manchen Jägern, besonders
denen in Nertschinski-Sawod, bekannt. Ihre Ankunftszeit im Frühlinge fällt keineswegs
sehr spät. Vielmehr traf ich am 18. März die Wachteln im Rureja-Gebirge schon
an, am 24sten stiess ich auf gepaarte, aber erst am 27. April fiel mir die grosse Anzahl
derselben hier auf. Die Stimme anlangend, welche von Pallas den daurischen
Wachteln abgesprochen wird, muss ich bemerken, dass ich bei Zagan-olui den Lock-
ton nur in folgender Weise hörte: tsch—trrrrrr. Selbst im Chingan-Gebirge vernahm
ich circa 70 Werst unterhalb' Gorbizä im Mai diesen Wachtelruf. Oestlich vom Bureja-
Gebirge wurde die Wachtel nur ein seltener Bewohner der hochgrasigen Prairien am
Amur, jedoch dürfen wir sie als über den Ussuri hinaus vorkommend und die südliche
Küste der Mandshurei erreichend betrachten, da sie auf dem . Japanischen Meere
in circa 42° n. B. von H. Dr. Wulffius am 13. September 1860 nach Süden ziehend
angetroffen wurde.
Y. GRALLATORES.
191. Glareola pratíncola L.
Das Verbreitungsgebiet dieses Vogels gewinnt durch das Auffinden desselben in
der Mongolei eine bedeutend östlichere Grenze, als solche bis dahin ermittelt war.