
November 1855 bei Kultuk am Baikalsee erlegt) im irischen Winterkleide, jedoch
bemerkt man auch an diesen beiden Individuen, wie rasch das Grün, namentlich der
sanfte Anflug in dieser Farbe, auf der untern Körperseite abbleicht, denn das im November
bei Kultuk geschossene Männchen erscheint sowohl obenher, als deutlicher noch
auf der untern Körperseite heller und matter grün, als das im September erlegte M.
aus dem Bureja-Gebirge £ Der dritte der männlichen Vögel dieser Art wurde am
18. März 1858 im Bureja-Gebirge geschossen und besitzt das Eückenkleid bereits in
der kaum aus Grau zu Grün hinneigenden Farbe, wie es ein "Weibchen, welches an
demselben Tage erlegt wurde, zeigt. Bei den Männchen, besonders d,en älteren,!sind die
hintersten rothen Federn der Kopfplatte mit gelbgrünlicher Spitze versehen und die
schwarzen Schaftflecken der grauen Federn gewinnen oft sehr an Breite. Die Iris der
alten Vögel ist dunkel orangegelb.
Der Grauspecht meidet überall die dichten Hochwälder der Nadelhölzer in Ostsibirien.
Die sich verflachenden Umwallungen der Gebirge mit lichten Birkengehölzen,
in denen einzelne Hochstämme standen; oder die Ufervorländer am Amur waren ihm
besonders lieb. Er ist entschieden, wie die meisten Spechte, Strichvogel und wurde zum
Winter im Bureja-Gebirge sehr selten. Mit dem Zuge der "Drosseln, an welche sich
nicht selten der grosse Buntspecht schloss;, wunderten auch einzelne Gräuspechte fort.
In den Coniferenbeständen traf ich ihn nie an.
39. Picus (Dryocopus) Martins -L.
Ein Männchen, am 9. Juli 1855 am K-W.-Ufer des Baikalsees' erlegt, mausert
überall, trägt aber noch die alten Steuerfedern und die meisten‘der alten Schwingen.
Ein zweites Männchen, am 13. October desselben Jahres bei dem Dorfe Ust-Bale (Untere
Angara) geschossen, hat die Mauser bis auf ein kleines Feld der Kehle vollendet.
An Exemplaren, die im März im Bureja-Gebirge erlegt wurden, bemerkt man kaum
ein Verbleichen des schwarzen Gefieders.
Der Schwarzspecht wurde überall von mir in den Wäldern des südlichen Sibiriens
angetroffen, auch er wählt gerne die harzarmen, alten Stämme der kernfaulen Birken zum
Anschlägern Selten wird er schon mit 4^-5000' Höhe über dem Meere. In der Begion
der Baumgrenze fehlt er wohl ganz, obschon Picus major und minor in ihr noch Vorkommen.
Er meidet freiere Ebenen, wenn sie von grösser Ausdehnung sind, ganz und
besucht nie die Ansiedelungen der Hochsiep’pen, wie dies der grosse Buntspecht nicht
selten thut. Er ist Standvogel.
1) "Vergl. N a um a n n 1. c. Th. V, p. .290i
38. Picus leuconotiis Bechst.
Nür an weiblichen Individuen bemerkte ich den gelblich weissen Flecken am Ende
derjenigen beiden Steuerfedern, welche auf die beiden mittleren folgen1), die Männchen
tragen die 4 mittlern rein schwarz. Bei den Weibchen aber nimmt im Vergleiche zu
den Männchen das Weiss überall im Gefieder etwas überhand. So macht sich das
ebensowohl auf dem weissen Unterrücken, als auf den Querbinden der Schwingen kenntlich
und an einem der mir vorliegenden.weiblichen Vögel,1" der Anfangs November 1855 bei
Kultuk erlegt wurde, nimmt die gelbweissliehe Farbe auf den betreffenden Schwanzfedern
nicht nur die gesammte-'Spitze ein, sondern tritt auch noch in einem Ovalen
Flecken auf der Aussenfahne der Feder im untern Drittel ■ derselben bis fast zum Schafte.
So bedeutend individuel die Schwankungen nun sein mögen, in weichen wir am P. lew-
conotus die weissen Zeichnungen variiren sehen, so scheint doch der sexuelle Einfluss
sich auch dabei geltend zu machen und es hätten unseren Untersuchungen zu Folge
die Weibchen stets mehr Weiss, als die Männchen. Dies-bemerkt man am deutlichsten
auf den hintern Schwingen und selbst auf der hintern Halsseite. .Nicht minder findet
man das ; in der Gruüdanlage der ’ Zeichnung und Vertheilung von Schwarz und Weiss
auf der untern Körperseite angedeutet, da namentlich auf der Brust bei den Männchen
die schwärzen Schaftflecken bereits die weissen Federumrandungen stark beeinträchtigen.
Im Laufe des Winters bleicht einerseits das Both des Gefieders Stark ab, wie anderer-
sÄts die- Bauchseite stark angerieben und durch die Binden der Bäume leicht" schmutzig
"gelblich gefärbt wird. Im November sowohl als im April noch trägt der Vogel durchweg
das volle Kleid. — Mauserexemplare liegen mir nicht vor.
Picus leucmotus bewohnt ohne Zweifel alle bewaldeten Gebiete des südlichen Sibiriens
und zwar im Winter, wie die meisten anderen. Spechte, • als Strichvogel, der die
Keviere wechselt. Obgleich ich ihn auch in den Kiefern-Waldungen am Baikalsee im
Winter antraf, so war er mir dort im Sommer niemals zu Gesichte gekommen. Nicht selten
dagegen muss ■ er im Bureja-Gebirge brüten."
38. Picus major L.
Auf der Insel Olchon wurden am 4. Juli die Brutvögel des Buntspechtes schon
flügge angetroffen und mehrere erlegt. Die untere Körperseite, zumal der Weiblichen Individuen,
ist im Nestkleide recht stark in schmutzig Gelbweiss überflogen und über die Tragfedern
der Flügel mit verwaschenen schwärzlichen Querbinden gezeichnet. Bei,den Männchen
ist diese Zeichnung kaum angedeutet, ebenso der hinter dem Auge bei jungen Weib-
1) Vergl. L. v. S c h r e n c k ’s Reisen etc., p. 262.