Ganz ebenso findet das auch an einem, neuerdings durch H. Maximowicz vom
obern Ussuri eingesandten Vogel statt. Nur ein weiblicher Vogel, am 10. Mai 1856
am T a re i-n o r erlegt, repräsentirt die der Mot. flava typic,a eigenthtimliche Tracht,
wie solche aus Ostsib irien durch H. L. v. S ch ren ck 1) bereits bekannt gemacht
wurde. Am T are i-n o r traf die gelbe Bachstelze am 3. Mai 1856 ein und befasste
sich am 15ten schon stark mit dem Nestbau im Geröhr an der grossen Stisswasser-
lache bei der Grenzwacht Kulussutajefsk.
114. Oriolus Galbu la L.
Wennschon ich das Vorkommen des europäischen Pirols in Sibirien nicht soweit
verfolgen konnte, als P a lla s 2), der ihn als in Daurien vorkommend aufführt, so
ist er mir doch aus den Umgebungen von Irk u tsk hinlänglich bekannt geworden
und es befinden sich dort auch in der Sammlung der Sibirischen Section der
Russischen Geographischen Gesellschaft mehrere ausgestopfte Exemplare. Gewiss aber
fehlt der Pirol den zusammenhängenden Waldungen am Baikalsee sowohl, wie denen
des Apfel- und Chingan-Gebirges. Oestlich von dem letztem Gebirge treffen wir eine
andere südasiatische Art an, nämlich den:
115 . Oriolus cocliinchinensis Briss.
Vart. indica Jerdon.
Vergl. L. v. S c h r e n c k ’s Reisen und Forschungen etc. 1. c. p, 346 und flg.
Die eingehenden Auseinandersetzungen, welche H. L. v. Schrenck sowohl über
die bezügliche Synonymie dieser Art, als auch über die Unhaltbarkeit der specifischefi Trennungen
ihrer südasiatischen Festlands- und Inselformen in seinem Reisewerke gegeben
hat, überheben mich der Mühe, viel von dem mir vorliegenden Pärchen zu sprechen.
Dasselbe schliesst sich in jeder Hinsicht an das durch H. L. v. Schrenck besprochene an,
nur ist das Männchen noch um ein Geringes kleiner, so dass z. B. dieser Unterschied
in der Totallänge 4'", in der des zusammengelegten Flügels 2 '" beträgt. Ergänzen
kann ich aber Einiges über die Verbreitung und die Lebensweise dieses schönen Vogels
im Amurlande. Auch oberhalb des Bureja-Gebirges und zwar auf den Inseln,
die oberhalb der Mündung des Bureja-Flusses im Amur liegen, traf ich diesen Pirol
ziemlich häufig an. Hier zog e r zum Locken immer die sehr dichten, aber oft 20—25'
1) Reisen und Forschungen etc. 1. c. p. 345.
2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 445.
hohen Unterhölzer von Prunus Padu's jedem ändern Gehölze vor. Mit ihm lebte Sturnus
dneraceus und namentlich auch Fdlco rufipes auf denselben Inseln; Während ersterer
auf die dichten ‘Weidengebüsche am Inselufer angewiesen war und letzterer meistens in
hohen Rüstern nistete, lockte der Pirol aus dem Dickicht der Vogelkirsche, wo man
ihn gar nicht zu Gesichte bekommen konnte. Das Locken der Männchen ahmte ich dort
nach und kam nur so zu SchttsS.' Meinen Erfahrungen gemäss pfeift er wie der europäische
Pirol, nur schaltet er Vor Schluss noch eine Sylbe mehr ein, so dass der von
ihm gepfiffene Tonsatz etwa so zu schreiben wäre:
m
0 MS— V
—
Die Stimme des Weibchens glich ganz der des europäischen Pirols.
1 16. Tnrdiis (Oreoeincla) varius Pall.
Die durch Gould versuchte Trennung des Genus Oreocmcta von Turdus scheint uns
nicht gerechtfertigt, da sich in den plastischen Verhältnissen dieser kleinen Gruppe
der Drosseln, unserer Ansicht nach, keine stichhaltigen, aüszeichnenden Charaktere vorfinden.
Dergleichen vermissen wir auch namentlich in der Gould’schen Diagnose seiner
Gattung Orsodncfa'), ja einzelne Angaben in dieser Diagnose passen geradezu gar nicht
auf unsem Vögel, wie z. B. das Verhältniss der Schnabellänge zu der des Kopfes,
und dfe Länge der grossen Schwinge. Es darf das Kennzeichen, welches von der
4,ten und 5ten grossen’ Schwinge genommen ist, nicht als generischer Character
gelten, da bei der vorliegenden Art nicht diese beiden Flügelfedern die längsten sind,
sondern die 3te und 4te. Ebenso gehören die 14 Steuerfedem nur unserm Vogel, nicht
aber dem in Südostasien vorkommenden Turd. Imidatus = varius Horsf. an. Wir schliessen
uns daher zunächst den Ansichten Gray’s 2}, Keyserling’s und Blasius’s s), so wie
des jttngem Naumänn4) und Schlegel’s 5) an, welche alle die Oreodnclm mit, den
Drosseln, im engem Sinne des Wortes, vereinigen..
1) Proceedings of the Zoolog. Soc. 1837, p. 145.
2) G ra y , the genera of birds, vol. I, t. 56 nebst Text.
8) Die Wirbeltlncre etc. LIT. Anhang zur Gattung Turdus.
4) Nachträge etc., p. 2621
5) Kritische Uehersicht der europäischen Vögel, p. XLI.