Schnabellänge, welche ich an meinen Vögeln auf der First bis' zur Behaarung ermittelte,
beläuft sich nur auf 3" 10'!', bei den ändern Exemplaren sinkt sie sogar zu 3" 7"' herab.
An jenem jungen Vogel, der ohne Zweifel sein erstes Jugendkleid noch trägt,- finden
wir denn auch die fttr dies Alter noch übliche Befiederung der Stirn und des mittlern Kopffeldes,
so wie die nunmehr nur kaum angedeutete, später so deutliche mondförmige Glatze
des Scheitels. In das schmutzige bräunliche Grau der hintern obern Halsseite mischt sich
überall ziemlich viel Grauschwarz. Die Wangen sind etwas reiner grau gefärht, die untere
Halsseite matt grauschwarz und vielfach in Gelblichweiss durchsetzt, da nicht selten die
Fahnenränder der Halsfedem diese Farbe besitzen. 1 -Uebrigens ist das gesammte Kleid
des Körpers etwas heller und gelblicher, als bei den alten Thieren.
Am T a re i-n o r sah ich die ersten grauen Kraniche am 23. April, sie waren hier
überhaupt nicht häufig. Sehr übereinstimmend sind die von mir für 'den Herbstzug ermittelten
Daten. So zogen am 24. August 1859 die Kraniche direct nach Süden über das
Kamardaban-Gebirge. Seit dem 16ten sah ich sie bei Kultuk ihre anhaltenden Flugübungen
in Schraubenlinien machen. Am 26. August 1856 hatten sie den Tarei-See verlassen,
am 3 Osten berührte diese Gegend, ebenfalls in direct südlicher Richtung ziehend, eine
bedeutend grosse Schaar. Dagegen nahm ich am 25. August 1858 im Bureja-Gebirge
auch wahr, wie ein Zug nach S.-W. flog; aber am 2. September passirten andere Züge
diese Gegend in direct südlicher Richtung.
INO. G r u s I I o i i a c lm s Temm. >).
Bei den Burjäten am Tarei-nor: Chara Togorü2), d. h. Schwarz-Kranich.
Fünf Exemplare dieses seltenen Kranichs, von denen 2 Weibchen und 3 Männchen
sind, brachte ich ebenfalls vom N.-O.-Ende der hohen Gobi mit. Ohne Zweifel
verbreitet sich auch diese Art ostwärts bis zum stillen Ocean, berührt aber wahrscheinlich
die Gebirgsgegenden des ohem und untern Amur nicht. Am mittlern Theile des Stromes
habe ich sie zu wiederholten Malen gesehen. Mehrere Vögel lebten sogar im Bureja-
Gebirge unweit meiner Wohnung auf chinesischer Seite, nämlich an der Mündung des
mittlern Selbatsche-Flüsschens. Der in den Planches coloriées Vol. V, zu Taf. 555
gegebenen Beschreibung Temminck’s und den späteren Zusätzen zu derselben, die
sich in der Fauna japonica 3) finden, kann ich einige Ergänzungen hinzufügen. Das obere
1) Vergleiche meine Reiseberichte in Bd. 23 der Beiträge zur Kenntniss des Russischen Reiches, p. 441.
2) Die Bezeichnung Ghara-Togorü gehört nach P a l l a s (Zoogr. I I, p. 102) der G. Antigone. Die vielfachen
Erkundigungen, welche ich einzog, erwiesen sie aber am T a r e i - n o r , wenigstens vön den Eingebornen, als
für den Mönchskranich gebräuchlich.
3) Fauna japonica, Aves., p. 119, Tab. LXXiv.
Augenlid ist nackt und gelbgrün, das untere weiss befiedert.' Die Iris hat eine gelbbraune
Farbe. An jüngern Vögeln sieht man auch bei dièser Art die im Alter nur
mit steifen, schwarzen Borstenhaaren besetzte, nackte Kopfhaut, von der Stirn an über
den Scheitel reichlich mit schmutzig weissen Federchen besetzt. Die Befiederung des
Kopfes ist dennoch so stark ausgebildet ; dass man weder die Warzenhaut durchscheinen
sieht, noch die im hohen Alter deutlich ausgebildete, fast nackte Glätze wahrnimmt. Nur
oberhalb des innem Augenwinkels stehen auch in dem Jugendkleide nur schwarze Borstenhaare.
Im 3ten Lebensjahre des Vogels fehlt der Kopfjilatte jede federartige Bildung,
aber Sie; ist dann so dicht und stark mit schwarzen glänzenden Borstenhaaren besetzt,
dass die warzige Kopfhaut ganz verdeckt wird. Im vorgeschrittenen Alter erst lichtet
sich diese dichte Behaarung und es wird der Scheitel, bis auf eine schmale Medianfläche,
fast ganz nackt. Macht sich hierdurch in den verschiedenen Alterszuständen des
Vogels schon eine recht bedeutende Abänderung und Umbildung am Kopfe deutlich, so
geschieht ein Gleiches auch mit dem "gesammten dunklen, kleinen Gefieder des Körpers.
Im ersten Herbstkleide verräth dasselbe noch keine Spur von Grau, muss aber, aus den
äbgeblichenen, au einzelnen meiner Vögel stehengebliebenen Federn zu urtheilen, matt
braunschwärz sein. Die Vermauserung scheint jedoch nur sehr langsam vor sich zu gehen,
da Vögel, die im Mai geschossen wurden, ein stark gemischtes Kleid tragen, in welchem
die entschieden mehr erdbraunen, fahlen Federn des äbgeblichenen Jugendkleides überall
auffallen. Mit zunehmendem Alter verfärbt sich der Vogel am Körper in ein Gefieder
von gleichmässig dunkler schiefergrauer Farbe, die. auf der untern Körperseite kaum
etwas heller ist, als auf dem Rücken. Ein solcher älter Vogel (M.) liegt mir vom 23. August
1856 vor. Er befindet sich stark in der Mauser, hat die grossen Schwingen noch nicht
gewechselt und zeigt überall im kleinen,' erneuten Gefieder des Körpers alte dunklere
Federn. Die untere Flügelseite sammt ihren Decken hat die Farbe des Körpergefieders
und ist bei jungen Individuen mehr braunschwärzlich als grau. Sowohl M., als W. tragen
die nicht stark verlängerten Ellenbogenfedern zerschlisst und etwas gewunden. Im untern
Drittheil des Halses grenzt sich das Weiss abp jedoch wird die Umgrenzung gegen das
Grau nur an der vordem und hintern ' Seite: bèi alten Vögeln deutlich, bei jüngern
findet hier ein. allmählicher Uebergang statt. Auf der Rüokenseite des Halses steigt das.
Weiss etwas tiefer abwärts,- als vorne;. Der Schnabel dieser Art ist viel stärker, als bei
Gr. Virgo, welchen sie in Körpörgrösse nur um Weniges übertrifft. Er ist am Grunde am
lebenden Vogel schmutzig gelblichrpth, an der Spitze im Oberkieferrande nur sehr undeutlich
stumpf gezähnelt und im vorderen Ende bis vor die_ Nasenlöcher schmutzig graugrün.
Die Füsse sind Schwark und. kommen in der Stärke denen- von Gr. Virgo gleich.
Der 12federige Schwanz ist schwach gerundet, die Endhälfte der Schwanzfedern dunkler,
als die Basälhälfte.
Die an zweien Männchen und einem Weibchen genommenen Maasse stelle ich tabellarisch
folgendermaassen zusammen: