
folgenden Jahre erschienen die ersten durchziehenden Saatgänse im Bureja-Gebirge am
8 9- September. Am 27sten traf ich am Ainurufer noch ruhende,-■ bemerkte aber keine
wandernden mehr.
*88. Anser ctnerens Meyer lind Wolf.
Bei den Mongolen: Tschmkir-golun, d. h. die weissschnäblige Gans.
Ein am 27. März erlegtes altes Weibchen der Graugans besitzt ziemlich viel Grauschwarz
im Bauch- und Brustgefieder, dessen Grundfarbe ein etwas in Grau getrübtes
Weiss ist, welches auf dem Bauche ein Wenig in Rostgelb angeflogen ist. Auch an diesem
Vogel sehe ich um die Oberschnabelbasis einen recht eclatanten rostbraunen Ton sich verbreiten,
der auf einem schmalen, vielfach von weissen Federchen durchsetztem Bande, welches
die Schnabelbasis einfasst, zu brennendem Fuchsrotfr gesteigert wird. Ausserdem wär
der ganze Schnabel dieses Vogels schmutzig weiss. Im Uebrigen stimmt unser Vogel ganz zu
europäischen Exemplaren ünd besitzt das Hellgrau auf der- oberen Flügelseite im hohen
Grade, , was für sein hohes After mitspricht. Schon am 26. März 1856 traf ich das erste
Paar dieser Art am T a re i-n o ra n ; das am 27sten erlegte Weibchen hatte den Magen
straff mit Quarz gefüllt. Die Eingeweide waren leer^ nur im hinteren Magenende
fand ich einige kurze Pflanzenkeime .zwisdien dem Quarz. Am 18. April fand man
die ersten Eier, deren damals meistens nur 2 in den Hestern lagen. Die grössten - der mitgebrachten
Eier messen 92 Mmtr. der Länge nach und 61 Mmtr. im grösstdn Querdurchmesser.
Die Brutplätze liegen besonders südlich vom Uldsaflüsschen auf chinesisch-
mongolischem Gebiete. .Mit dem 28. Juni mauserten die Graugänse die grossbn Schwingen
und man begann nun .sie zu fangen. Am 8ten und 12ten September 1856 zogen viele
Graugänse südwärts über den Tarei-nor fort.
* *9 . Anser albifrons Pennant.
Am 24. September kaufte ich in Irk u tsk auf dem Markte eine Blässengans,
anderweitig traf ich sie während meiner Reise in Ostsibirien nicht an.
*80. Anser Teinminchii Boie.
In der Fortsetzung der Nachträge zu J. A. Naumann’s Naturgeschichte der
Vögel Deutschlands finden wir (p, 293) zwar die Identität der Zwerggans mit der
Blässengans, welche S c h leg e l1) verwirft, später aber2) doch entschieden zügiebt, als
sehr wahrscheinlich gemacht, trotzdem sind aber beide Gänse {Ans. albifrons und Ans.
minwtus Naum.) doch noch in verschiedenen Abschnitten aufgeführt und erörtert. Wir
müssen demselben' Beispiele folgen, da uns zwar ebenfalls die grosse Verwandtschaft
beider ; Gänse' einleuchtet, wir jedoch auf ihrem Zuge in den Schwärmen der Anser
Temminckii niemals Ans. albifrons antrafen und die letztere überhaupt zu den seltenen Vögeln
im Süden Sibiriens gehört, während die erstere in manchen Jahren in der nördlichen
Mongolei ganz ausserordentlich gemein ist. Auch in Kamtschatka will Herr
Wosnessensky wahrgenommen haben, dass- beide Gänse-Arten gesondert leben und
ebenso, wie Anser grandis und Anser segetum, von den jägdtreibenden Völkern durch
verschiedene Benennungen unterschieden werden, was dort auch mit Ans. albifrons
und Ans. minwtus geschieht. Man nennt die erstem Bjellolopnik und die letztem Piskun,
Diesen Namen hat Ans. Temminckii ihrer heisern schwachen Stimme zu danken, Ans.
albifrons lärmt dagegen recht laut mit einer Stimme, die einigermaassen an den Ruf
der Kraniche erinnert. Auch H. v. Middendorff3) sondert-beide Gänse als artlich
verschieden. Ein Pärchen der Zwerggans, welches Ende April 1856 am T a re i-n o r
erlegt wurde, hält die Färbung europäischer Vögel gut ein. Schon auf der untern
Halsseite und an der Kehle macht sich Schwarz geltend, die Kopf- und obere Halsfarbe
ist recht dunkel graubraun, nimmt um die weisse Stirn allmählich einen schwarzen
Ton an und zieht sich so bis zum Mundwinkel. Die weisse Stirnbefiederung, setzt
sich bis -auf den Scheitel fort und die vorderste Ecke der Kehlbefiederung ist ebenfalls
rein weiss. In dem gesammten Bauchgefieder macht sich besonders bei dem
Männchen die schwarze Farbe so geltend, dass die weisse entschieden stark verdrängt
wird. Nur die Aftergegend und die untern Schwanzdecken sind rein weiss.
Ich nehme an meinem Zwergganspärchen folgende Maässe:
M. vv. ’
Totallänge . v \ . . . , ■>. . • • ' • | f.- | . • 23". 21 y*"
Länge des zusammengelegten Hügels . . .. . . i . f. s .. . ... . 14" 10"' 14"
„ des Schwanzes . ..................................... ..... ................................ 4" • • 4" 2'" M
„ des Schnabels, auf der First gemessen . . . . . . . . 1. . Sffiü 1 " 3 '" ., 1" V / i" -
„ ■ der Mundpalte . . . . . . . .* . . . . . . . . . . . . . 1" 6'" r 4 „, m
Höhe des Schnabels, von der Stirnbefiederung senkrecht abwärts gemessen . . . . 9'" \ 8"V
Länge des Tarsus-. . . ,, . . . . . . . . .......................... ..... . . 2" 6 "V 2" 3"'
„ der Mittelzehe ohne N a g e l .............................................................. .... . 2" l ' l l " ' .
des Nagels an der M itte lz e h e ................................... ................................................ 5 41/*'" | ■
1) Kritische Uebersicht der europäischen Vögel, p. CXT
2) Naumannia 1855, p. 256.
3) Sib. Reise 1. c, p. 228.