
einmal durch Selys-Longchamps ') Nachrichten bekam, da sich ein, der Zeichnung
nach zu urtheilen, jüngeres Männchen bei Lille im Netze gefangen hatte. Ich hatte das
Glück, diese Art auf dem Herbstzuge am T are i-n o r in vielen Exemplaren zu erlegen
und eine Suite von 21 Thieren mitzubringen; um so eingehender werde ich demnach diese
Art besprechen, die Notizen und die Abbildung, welche Pa lla s 2) darüber mitgetheilt hat,
ergänzen und Einiges auch über die Lebensweise des Vogels sagen können.
Der sexuelle Unterschied macht sich bei dieser Ammerart im Gefieder kaum kenntlich,
denn die recht alten Weibchen meiner Suite gleichen jüngern Männchen sehr und
weichen von den alten Männchen mehr durch die geringere Stärke und Tiefe der
schwarzen seitlichen Kopfzeichnung ab, als durch andere constante Abzeichen. Die von
Pa llas gegebene Figur, welche -trefflich genannt werden muss, ist offenbar nach einem
recht alten Männchen entworfen. In dieser Tracht brachte ich nur ein Exemplar mit
und entwerfe nach ihm die Beschreibung.
Der charakteristische Superciliarstreif tritt, wenn man genau zusieht, bis zum
hintern Nasenlochrande (Pallas zeichnet ihn vorne um das Auge, in de Selys Figur
ist er richtig angegeben). Die Befiederung der Nasenlöcher (hinterer Band), so wie die
Stirn und ganze Kopfplatte sind pechschwarz. Von den Nasenlöchern setzt sich zum
vordem Augenrande diese schwarze Farbe fort und geht in den breiten, gleichfalls
schwarzen Zügelstreifen über. Derselbe beginnt mit dem Mundwinkel, setzt sich über
die gesämmte Wangenfläche und das Ohr fort und naht sich dem schwarzen Felde des
Hinterkopfes, von welchem er durch den gelben obem Augenstreifen getrennt wird.
Sowohl der Mitte des Scheitels entlang, als auch auf den Wangen und besonders hinter dem
Ohre, stehen einzelne entweder ganz oder zur Hälfte weisse Federn. Auf dem Scheitel besonders
scheint es regelrecht zu sein, dass nur die inneren.Federfahnen rein weiss, die äussem
dagegen rein schwarz sind. Diese schwarze Zeichnung wird von den Aesten des Unterkiefers
an, bis hinter die Ohrengegend von Weiss umrandet, welches an den Halsseiten
in ein lichtes GraubräUnlich übergeht. Eben von der untern Ecke der Arme des
Unterkiefers zieht sich seitlich der Kehle entlang zur Brust ein schmales schwarzes Band,
welches auf der Brust sich in den Schaftflecken des Gefieders verliert. Das von diesen
beiden schwarzen Mundwinkelzügen eingeschlossene Kehlfeld ist weiss, seitlich Tue und
da noch schwarz getüpfelt. Das Gefieder der untern Körperseite zeigt auf weissem Grunde
viele schwärzliche, in Bauchbraun oft verwaschene Schaftflecken, die an der Brust kräftiger
und häufiger sind, auf dem Bauche länger und schmäler, aber auch seltener werden;
den weissen untern Schwanzdecken aber ganz fehlen. Die seitlichen Brustfedern, so wie
die Weichen und Flügeltragen sind rothbräunlich grau. .Denselben Grundton, nur etwas
intensiver, besitzt das gesammte Bückengefieder. Vom Nacken an sehen wir ihn, da hier
1) Faune Beige, p. 81 und Tafl B.
2) Zoogr. ross.-ast., T. II, p. '46, Taf. 48.
die dunklern Schaftflecken nur gering angedeutet sind, bis zum Bücken dominiren, dann
gewinnt er an rothbrauner Mischung, die ’Schaftflecken werden bereits schwärzlich,
endlich, auf der Mitte des Bückens nehmen die letztem an Breite um das Zwei- und Dreifache
zu, sind am vordem Ende umrandet von rostbräunlichem Hof und verschwinden
erst in der Bürzelgegend nach und nach. Die Bürzelfedern haben das Kostroth vorwaltend
und die schwärzlichen Schaftflecken nur schmal, endlich sind die obern Schwanzdecken
einfarbig braungrau. Im Vergleiche zur Abbildung von Pallas finde ich die
Grundfarbe des Bückengefieders an meinem alten Männchen viel weniger röthlich. Ebenso
auch die der Schwingen. Obgleich nun mein Vogel auf dem Zuge am 14/26. August
1856 erlegt wurde, mithin das neuvermauserte Kleid an ihm vorhanden sein müsste,
so ist dies doch keineswegs der * Fall und dadurch fällt mir gerade'dieses alte M. auf.
Dieses Individuum und noch zwei Weibchen meiner Suite, die beide sehr alte Vögel
sind, tragen ein stark abgestossehes Kleid und können also erst nach der Ankunft in
Südasien die Mauser beginnen. Diesem Umstande schreibe ich denn auch den schmutzigen
Ton der weissen untem Körperseite zu, den die alten- Thiere besitzen, so wie die
ziemlich bedeutende Bleiche der Schaftfleckeu.
Die Schwingen sind alle bräunlich schwarz und haben auf den Aussenfahnen helle,
schmale, gelblich graue Bänder. Die 3 ersten sind gleich lang, die 4te ein wenjg kürzer;
das Ende der 5ten steht der Flügelspitze näher, als das -Ende der 6fdn dem Ende der
5ten steht. Das schwarze, der Basis zu bräunliche Hauptfeld der langen obern Flügeldecken
wird besonders auf der Aussenfahne grauröthlich oder schmutzig weiss gekantet.
Die schwärzen mittlern, obern Flügeldecken sind ebenfalls an der vordem Kante mit
weisslicher Endbinde versehen, die kleinen Flügeldecken sind gelblich grau, wie die
Grundfarbe der Schulterfedern. Die untem Flügeldecken sind rein weiss. Die untere
Schwingenseite ist grau, an den Innenfahnenrändem heller, den Schäften zu dunkler.
Die erste und zweite der Steuerfedem betheiligen sich an der bekannten weissen Zeichnung,
bei der äussersten erstreckt sich diese bis über ?/3 der Gesammtlänge, von der
Spitze an gerechnet; bei der zweiten endigt diese Zeichnung mit dem untem (Spitzen-)
Drittel der Feder und geht nicht auf die Aussenfahne über. Uebrigens ist der Schwanz
von unten her matt schwarz, von oben bräunlich.
' Die Kleider der alten Weibchen weichen von denen der alten Männchen in folgenden
Punkten etwas ab. Die weisse Längsbinde des Scheitels gewinnt an Breite, die
sie umstehenden Federn ziehen oft in’s Bräunliche. Auf dem Mittelfelde der Wange
macht sich Braungrau anstatt Schwarz kenntlich, so dass sich hier nur eine schwarze
Einfassung des Zügelwangenfleckens wahrnehmen lässt. Das Bückengefieder besitzt bei
den alten Weibchen eine viel intensivere rostrothbraune Farbe, als bei den Männchen,
zumal ist das an den Bürzel- und obern Schwanzdeckfedem der Fall. Die Schaftflecken
auf der untern Körperseite werden auf der Brust und auf den Weichen breiter und
ziehen, in’s Braune. Vergleiche Taf. IV. Fig. 1. a.