
159. Hirundo alpestris Pall.
Der sehr eingehenden Beschreibung dieser Schwalbenart, welche Temminck und
Schlegel geben, kann ich nach den von mir mitgebrachten '7 Exemplaren nichts Wesentliches
hinzusetzen. Sexuelle Unterschiede lassen sich in der Gesammtfärbung nicht wahrnehmen,
selbst nicht einmal in der lebhaftem Rostfarbe des Bürzels, des Superciliarstreifens
und hintern Ohrenflecks. Auch ich vermisse die von Pallas 2) erwähnten länglichen weissen
Flecken auf der Innenfahne der äussersten Steuerfedern. Es schliessen . sich meine Vögel
auf das Genaueste an die Beschreibung und Abbildung der Fauna japonica.
Die mitgebrachten Exemplare wurden im Kirin’skischen Posten, also am Ost-
abhange des südlichsten Theiles vom Apfelgebirge, aus den Nestern während der Nachtruhe
genommen. 1857 traf ich dieselbe Art zuerst unweit Aigün, sie hatte sich bereits
in Gesellschaft der Rauchschwalbe zum damals gegründeten Dseja-Posten (jetzt Bla-
gowestschensk) hertibergesiedeli und brütete an den errichteten Holzschoppen und
Magazinen. Ebenso fand ich sie im mandshurischeh Posten an der Ussuri-Mündung
im Juli 1857, wo sie gar nicht selten war. Hierin finden wir denn auch die vermittelnden
Punkte für ihre Verbreitung ostwärts bis nach Japan. Die im Kirinskischen
Posten gesehenen Nester nahmen nicht selten auch grosse viereckige, oblonge Gebiete an
den Gesimsen der Wohnungen ein, waren nicht immer hemisphärisch, wie Pallas
erwähnt, und befanden sich mehrere beisammen. Uebrigens brüteten an denselben Orten
ungestört die Rauchschwalben und die Spatzen hatten die bequemen Wohnungen von H.
alpestris oft in Besitz genommen. Ein Anfang August dort noch fast unbebrütetes Ei
(2te Brut?) ist rein weiss, nicht sehr spitz und besitzt bei 20 Mmtr. Längendurchmesser
eine grösste Breite von 15 Mmtr.
153. Hirundo (Cltelidon) urbica L. 3).
Vom Tarei-nor liegt mir ein alter weiblicher Vogel, der am 9. Mai 1856 erlegt
wurde, vor; er giebt mir zu keinen Bemerkungen über den äussem Bau Veranlassung.
In den letzten Tagen des April treffen die Hausschwalben im südlichen Theile
Ostsibiriens ein. So sah ich die ersten am 26. April 1857 in Kjachta; östlich vom
Apfelgebirge hatten sie sich zwar auch um diese Zeit bei Tschita gezeigt, verschwanden
dann aber wieder und kehrten erst Anfang Mai zurück. Am 27. April 1859 besserten
einzelne Hausschwalben schon die Nester am Kirchthurme der Tunkinskischen Grenz1)
Fauna japonica, Aves., p. 33 et seqt., Tab. XI.
2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 535.
3) Bei der Besteigung des K am a r - d a b a n sah ich am 24. August 1859 einige weissbiuchige Schwalben,
welche grösser als H. urbica waren, die letzteren waren überdies damals schon aus jenen Gebieten fortgezogen.
wacht aus. Das erste Exemplar, welches ich am T a re i-n o r sah, war dort 1856 am
30. April angelangt. Gleich der Rauchschwalbe verliess auch die Hausschwalbe grössten-
theils'die Tarei-nor-Gegenden vom 15 —16. August. Schon seit dem lsten stellten
die Jungen langanhaltende Flugübungen an; am 20sten sah ich noch eine verspätete
Hausschwalbe bei Kulussutajefsk. Im östlichen Sajan, wo eine sehr grosse Anzahl
der Hausschwalben im Norün-Chorpiskischep Grenzposten brütete, gab es in dieser
Höhe (5300') am 25. August keine einzige mehr, wohl aber traf man deren einzelne
tiefer abwärts im Okathale noch.
Am 24. Juli 1,859 waren,die Jungen bei dem Changinskischen Posten noch nicht
flügge, H. urbica war:die einzige Schwalbenart, welche ich am Fusse des Butogoll-
berges, auf dessen. Gipfel die Alib erf’schen Graphitwerke gelegen sind, antrat Jedoch
siedelte sie nicht zum Etablissement auf dem Berge über. Die Höhe von 5500' scheint
ihr als äußerste Grenze des'Gedeihens hier gesetzt zu. sein. Ebenso wenig, wie es
Herrn Akad. L. v. Schre,nck und den ändern im Amurlande sammelnden Reisenden bis jetzt
gelungen ist, H. urbica nachzuweisen, ebenso wenig habe auch ich sie dort finden können.
Ein neuerdings durch H. Dr. Wulffius mit der Signatur «Japanisches, Meer, 17. Juni
1859» eingesandter Vogel steht zwar der H. urbica recht nahe, jedoch scheinen mir
die Differenzen in Schnabelform,, Schwingenbildung (hier , die lste etwas kürzer als die
2te, Schwungfeder!) und Schwanzform (hier sehr stumpf gegabelt), sowie auch recht
wesentliche Unterschiede in der Färbung (wenig weiss der obem Schwanzdecken etc,,)
für den eingesandten Vogel eine artliche Trennung zu bedingen, die ich hier aber, da
das Exemplar nicht aus meinem Reisegebiete stammt, nicht durchführe.
154. Hirundo (C o tjle) r ipa ria L.
Das vom T are i-n o r mitgehrachte alte Weibchen der Uferschwalbe weicht in keiner
Hinsicht von europäischen Vögeln dieser Art ab. Am 16. Mai traf sie dort ein.
Im Bureja-Gebirge begannen die Flugübungen zum Fortzuge schon mit dem 22. August,
seit dem 30sten sah man keine Uferschwalben mehr. Häufig wurde diese Art erst da
am obem Amur, wo er nach dem Durchbruche durch das . Chingan-Gebirge, circa
1 5 0 * 8 0 Werst abwärts, mehr und mehr den Chapakter eines Gebirgsstromes verliert
und fadenhohe Lehmsandufer häufiger werden.