
Das Verbreitungsgebiet dieser Lerche wird durch ihr Auffinden in der nordöstlichen
Mongolei bedeutend erweitert. Aus Westsibirien führt sie H. Akad. v. Brandt in
Tschichatscheffs Beise ') schon auf, so wie auch H. v.Middendorff sie von der Birussa
erhielt 2) und von diesen Gegenden in südwestlicher Richtung wird sie dann immer
häufiger, wo sie in den caspisch-pontischen Steppen nebst Al. Cdbmdra, und Al. Sdnrica
sehr gemein vorkommt. Wie in Südrussland diese Lerche sich gerne mit Al. Cdandra
zusammen aufhält, so lebte sie bei dem Beginne des Frühlings am T are i-n o r mit Al.
nwngolica beisammen, oder bildete in deren Nähe kleine gesonderte Flüge von etlichen
Paaren. Sie brütet im Nordostende der hohen Gobi.
48. A lan d » (A*Iiilereinos) alpestris L. Taf. m . Fig. 2.
Von den sechs Berglerchen, welche mir von meiner Reise vorliegen, bespreche
ich weiter unten ein am 5/17. Juli am Baikalsee erlegtes Brutweibchen und zwei
seiner Jungen im Nestkleide. Die drei übrigen Exemplare, von denen zwei Männchen,
das dritte ein Weibchen ist, bestätigen die schon durch P a lla s3), Middendorff4) und
neuerdings durch H. L. v. Schrenck 6) gemachten Beobachtungen über das Verbleichen
der gelben Färbe und die Abweichungen im Umfange der schwarzen Kopf- und Brustzeichnungen.
Die beiden Männchen, beide am T are i-n o r (1856) erlegt, das erste am 31. August,
das zweite am 15. März, zeigen sehr deutlich, wie stark das Gelb der Kehle und seitlichen
Kopftheile abbleicht, nachdem das Gefieder fast 3/ t Jahr getragen wurde. Bei dem
gelbkehligen Exemplare, welches sich durchaus in Allem der gewöhnlichen Tracht von
Al. alpestris im Südosten E u ro p a ’s anschliesst, finde ich auch jene gelblichen Federkanten
auf dem schwarzen Gefieder viel breiter und häufiger, als an dem 2ten Exemplare
mit abgeblichenem Kleide und verstossenen Federenden. An dem frisch angelegten
Kleide des im Herbste erlegten Vogels macht sich auf der obern Körperseite ein starker
Anflug in mattem Schwarzgrau allgemein bemerkbar, der aber bei den im Frühlinge
geschossenen Individuen vollkommen schwindet. Im verblichenen Kleide gewinnen die
weissen Umrandungen der Schwingen 2ter Ordnung sehr bedeutend an Umfang, zumal
an den ziemlich stark nach Innen ausgeschweiften. letzten Federn und auf deren Innenfahnen.
Bei beiden Individuen hat die schwarze Zeichnung des Kopfes und der Brust
die für A l alpestris charakteristische Form und Umgrenzung. Darin schon mehr sich
der Al. albigularis Brandt und Al. penidllata Gould nähernd, liegt mir ein am 3/15. April
1) Yoyage scientifique dans l’Altaï orientale, p. 440.
2) Sib. Reise, T. II, p. 134.
B) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 521.
4) Sib. Reise, T. II, p. 138.
5) Reisen und Forschungen, T. I, p. 272.
bei Kulussutajefsk erlegtes Weibchen vor, dessen Halsband zwar recht schmal
ist, zu dem jedoch der dunkle Ohrenstreif sich dergestalt herabsenkt, dass nur eine
sehr schmale weisse Scheide zwischen dem Gefieder stehen bleibt. Auch bei diesem
Weibchen, so wie bei dem am Baikal brütend gefundenen (vom 5. Juli 1855) ist keine Spur
der gelbem Farbe am Kopfe mehr zu sehen, dagegen aber sind die schwarzen Schaftflecken
der Scheitelfedern (sie fehlen den Männchen im Alter ganz) sehr deutlich pro-
noncirt. Ueberhaupt verliert bei den Weibchen das Rückengefieder ganz die Gleichförmigkeit
des Colorits männlicher Berglerchen und schliesst sich in Zeichnung und, Farbe
recht genau an das entsprechende Gefieder der Feldlerche an.
Interessant ist das Jugendkleid dieser Lerche, welches, so viel mir bekannt, noch nicht
abgebifdet wurde (vergl. die citirte Tafel). Zwei M., die noch nicht ganz flügge wraren, wurden
sammt ihrer Mutter am 5. Juli auf einem flachen, sterilen Vorlande am obem Baikalsee
erlegt. Das Nest muss hier zwischen Gentianen, Artemisien, Spiraeen etc. angelegt worden
sein, konnte aber nicht gefunden werden. Das alte Weibchen, dessen abgetragenes Kleid
durchweg schon recht dürftig ist, hat die Mauser selbst jetzt noch nicht begonnen.
Die fast erwachsenen Jungen messen circa 125 Mmtr. (die Schwingen sind noch kurz
und schieben sich erst später weiter vor). Die ganze obere. Seite dieser Vögelchen besitzt
Schwarz und. lichtes Lehmgelb zu fast gleichen; Theilen und zwar so angeordnet,
dass vor einer recht dunklen, schwarzen Querbinde jeder Feder eine breite, dem Schafte
entlang abwärts zur Spuhle hin stumpf keilförmig begrenzte lehm- oder sandgelbe Endbinde
steht. Die Federn der obem Körperseite sind stumpf endigend, so dass ihr Endrand
fast zu einer Geraden wird. Im Nacken wird die’ Zeichnung in Gelb und Schwarz undeutlicher.
Betrachtet man die Federn einzeln, so findet man, dass auf jene schwarze
Querbinde abermals eine lehmgelbe (verdeckte) folgt und auf diese die mattgrauen Basalbärte
der Federn. . Alle Schwingen, so wie alle oberen Decken sind breit in blassem
Lehmgelb gekantet, die Aussenfahnen breiter, als die Innenfahnen. Ein Gleiches findet
auch, an den Schwänzfedern statt, welche die Zeichnung in, Schwarz so besitzen, wie
sie bei alten Individuen vorhanden ist. Im Uebrigen sind die Schwingen schwärzlich in’s
Graue ziehend, die Schwanzfedern reiner, schwarz. Die untere Körperseite ist schmutzig
weiss, kaum in’s Lehmgelbe fallend, an der Brust in letzterer Farbe stärker überflogen
und hier, namentlich seitlich,, stehen einzelne blasse, graue Thränenflecken. Von dem
schwarzen Brustfleck alter Vögel ist keine Spur vorhanden, allenfalls bemerkt man auf
der Zügelgegend eine leise Andeutung der dunklen Zeichnung, die hier bei alten Thieren
dieser Art vorhanden ist. Die untern Flügeldecken sind weiss. ,
Als Sommervogel wurde die Berglerche auch, in den Sajanischen Alpen am
25. Juni über der Baumgrenze noch aufgescheucht. Im Winter traf ich sie namentlich
in den Hochsteppen D a u rie n s a n . Gerne lebt sie hier in kleinen Schwärmen beisammen
und besammelt die Ränder der Salzlachen. Ihre vornehmlichste Nahrung besteht
in den Saamen der Salsolaceen. Hier, wie auch im Selenga-Thale und am Gänse-
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