
flOO. F re g ilu s Graculus L.
Bei den S’ojoten und Burjäten des östlichen Sajan-Gebirges: Schongnul
Bei den Burjaten in Transbaikalien, südlich vom Onon: Choilulc. -
Bis auf den etwas kürzern Schnabel und die Variationen, welche die gesämmte
Fitigellänge und die Proportionen der einzelnen Schwingen unter einander darbieten,
stimmen die Alpenkrähen, die ich aus dem östlichen Sajan und vom Ostabhangi
des Kentei mitbrachte, ganz zu persischen Vögeln und Exemplaren aus der Schweiz.
Ich gebe zunächst die Maasse meiner drei Alpenkrähen und bespreche dann
die Schwingenproportionen genauer. Zum Vergleiche stelle ich die Maasse von je einem
Exemplare aus der Schweiz und aus Persien neben die Von mir ermittelten:
F r e g i l u s G r a c u l u s .
Sajan. Kentei. ! Persiçp. Schweiz.
Totallänge . . . . . . . ..................... ..... . . . . 13" 11'" 14" 6"' 1 13" 9'" 14" 5'" 13" 3 " 'j|
Länge des zusainmengelegten F lü g e ls ............................... ..... 11" 5"' 10" 3"' 10" 8'" 11" 5'" 11" 5'"
„ des S c hw a n z e s ............................................... . . c . 6" 6"' 5" T " 6" 5" 9'" 5" 7"'*
„ des Schnabels, auf der First gemessen (bis zur Stirnbefiederung)
. . . . . . . . . T ' 9'" 1" 7"' 1" 8"' M M 1 2" -• •
„ des Laufes........................................ j. . . . 1"6V»'"' 1'' T " ~ 1"67*"" 1" 8 V*'" 1" 10'" 1
„ der Mittelzehe obne Nagel . . .. . . . . IO1/»" i 10"' 9 V*'" 1'.' 1" 1'"
„ des Nagels an der Mittelzehe . . . . . T . . 5"&à. i ¡B 1H g,"
Hieraus ersieht man, wie selbst bei den kleinwüchsigen Alpenkrähen die Flügellänge
um mehr als einen Zoll grösser sein kann' als bei den grosswtichsigen. Uebrigens
wurden die betreffenden Vögel (in unserer Tabelle, also JY° 1 und 2) fast in gleichen
Jahreszeiten geschossen, nämlich Ende Juli und am 2. August, so dass, diese Differenz
nicht durch die Mauser bedingt werden konnte, da das Exemplar aus dem
Kentei, dessen Fltigelktirze auffällt, die alten Schwungfedern noch trägt, jenes aus
dem Sajan sie aber schon gewechselt hat.
Am ausgewachsenen Flügel finde ich die 2te Schwinge etwas länger, als die
fite, die 3te und 5te sind fast gleich lang, die 4te, als längste, überragt die 2te
und 5te um ein Geringes, die lste ist gleich der *9 ten. Am Vogel aus der Schweiz
dagegen ist die lste Schwinge gleich der lOten, die Spitze der 2ten erreicht die
Mitte zwischen der Spitze der 7ten und 6ten, die 4te und 5te sind gleich lang, die
3te nur sehr wenig kürzer, als die 4te. Die 4te Schwinge scheint aber besonders
grossen Abänderungen in der Länge unterworfen zu sein, da B la s iu s1) angiebt, sie
sei < viel grösser >, als die dritte.
Im Uebrigen stimmen meine sibirischen Exemplare vollkommen zu den Vögeln
aus der Schweiz und aus Persien.
Die allgemeinen Angaben, welche P a lla s über das Vorkommen der Alpenkrähe
im Süden von Ostsibirien macht', werden von ihm selbst in der Nota2) besonders
für das Selenga-Thal specialisirt und wir erfahren, dass sie auch am Tschikoi niste.
Wie hier am Westabhange des südlichsten Apfel-Gebirges, so lebt sie auch am Ost-
abhange desselben und wird sowohl von den Mongolen, als auch, von den Russen besonders
verehrt. Man glaubt nämlich ziemlich allgemein an der mongolischen Grenze,
dass das Erscheinen .der Alpenkrähe die Tollwuth der Thiere heile und man treibt
sogar aus weiter Ferne verdächtiges Vieh an solche Orte, wo diese Vögel zu leben
pflegen, opfert ihnen dann Weizen und Zucker und wartet längere Zeit auf ihre Ankunft.
Erscheinen die Alpenkrähen wirklich und umkreisen schreiend das kranke Vieh,
so wird dies als ein* besonders günstiges Zeichen angesehen und man glaubt, die Krankheit
sei gehoben. In dem grossen Dorfe Kiri oder Kirinsk, welches am Kira-Bache (zum
Onon) gelegen, brüten seit vielen Jahren einige Paare dieser Vögel im Glockenthurm
der Kirche. Hier mauserten einige der alten Vögel Anfangs August stark, besonders
die .Schwingen- und Schwanzfedern. Im kleinen Gefieder beschränkte sich die Mauser
auf die Brust- und Halsfedern. Zeitweise erschienen die Alpenkrähen in grossen Schaaren
im Changinskischen Posten. Namentlich geschah das, wenn der Himmel stark und
anhaltend bezogen war und das Wetter feucht und kalt wurde. Die Vögel zeigten dann
eine grosse Unruhe,* setzten sich zur Nacht dicht neben einander unter die etwas vortretenden
Dächer der Kapelle und des Magazins und besammelten am Tage die Chan-
ginskische Ebene. Am 5. Juli erschienen sie mit den flüggen Jungen und im Vereine
mit den Dohlen. Lange aber-währen solche Ausflüge nicht. Die Scholomur-Höhen und
die Steilufer des schwarzen Irk u t dienen diesen Alpenkrähen zu Brutplätzen. Sowohl
bei der Besteigung des Sochondo, wie auch bei der des Munku-Sardik, traf ich Fregilus
noch über der Baumgrenze an, ja auf letztem Gebirge lebte er sogar auf dem
Gletscher, selbst.
flOfl« Sturmis vulgaris L. .
Bei den Burjäten im östlichen Sajan: Oin-borboloch, d. h. Wald-Sperling.
P a llas grenzte schon mit grösser Bestimmtheit das Vorkommen des gemeinen Staars
in Ost Sibirien ab s). Seine Beobachtungen darüber, kann ich vollkommen bestätigen.
1) Die Wirbelthiere Europa’s, p. 170.
2) Zoogr. ross.-ast., T. I, p. 400.
■i 8) Zoogr. ross.-ast, T. I, p. -419.