
9. Faico Gjrfalco L.1)
Bei den Burjäten am oberen Irkut: Cftor-Chardsaga, d. h. der Auerhahnfalke.
Bei den Birar-Tungusen: Gäkin, Gingin oder Jin, auch Kaitschan; sie unterscheiden
3 Kleider.
Bei den Mandshu: Ejachun.
Bei den Mongolen: Schobo ? (würde also nur Vogel zu übersetzen sein; diese Benennung
gilt auch dem F. palumbarius, welchen man mir Schewo nannte).
Das einzige Exemplar des Jügdfalken, welches ich mitbrachte; ist ein junges Männchen
und entstammt dem Apfelgebirge, wo es Ende November 1856 im Quellgebiete
des Tschikoi erlegt wurde. Es schliesst sich in seinem Colorit an einen gleichfalls
jupgen-Vogel dieser vielfach artlich gespaltenen, jetzt aber wieder auf eine Species reduzirten
Art. Jeher junge Vogel stammt aus Grönland und ist dem akademischen Museum einverleibt.
Nur finde ich bei durchgängig etwas matterm Braungrau an unserm Vogel die
Kehle fast fleckenlos, schmutzig .weiss mit wenigen, kaum angedeuteten bräunlichen Schaftlinien
und zugleich sind die Mundwinkelstreifen etwas deutlicher abgesetzt. Hierdurch
schliesst sich dieses Exemplar entschieden an F. lamrius Pall. = F. cyanopus Gessn. \
nur nehmen die1 Schaftflecken an unserem Vögel nicht die Keil- und Thränenformen an,
wie sie in der citirten Abbildung, gegeben werden, sondern bleiben als breite Längsbänder
im Centrum jeder Feder stehen, so dass, wie Pa llas schon3) bemerkt, mehr die
dunkle Farbe als die helle auf der untern Körperseite vorwaltet. Hierin nun eben läge
denn auch ein vornehmliehster Unterschied zwischen meinem Thiere und dem jungen
Vogel aus Grönland. Auf dem Unterleibe nimmt das Vorwalten der dunklem Feder-
theile noch entschieden zu und es erscheinen die Hosen schmutzig graubräunlii!h. mit
schmalen gelblichen Rändern der einzelnen Federn. Ausserdem aber sehe ich an dem
jungen Vogel dieser Art aus Grönland, dessen Signatur die Bezeichnung- F. islanßicüs
& junior trägt, die Füsse entschieden gelb, während Sie an meinem Exemplare die
blaugrane Farbe des, F. cyanopus Gessn. = F. lanarius Pall.1) einhalten) ein Umstand,
welcher darthut, wie unhaltbar es sei, die Fussfarbe als artlichen Charakter bei dem
Jagdfalken gelten zu lassen. — Der Schnabel meines Vogels ist etwas1 stärker und höher,
als am grönländischen Exemplar.
Wenn ich im Vorstehenden, nicht allein die Ueberzeugung aussprach,' dass die als.
Jagd- und Edelfalken so vielfach getrennten Formen von F. Gyrfalco (also F. sacer,
1) S ’ew e r z o f f , g c. p. 846 und flg., spricht über die Identität der oft getrennten Jagdfalken-Arten aua-
föhrlicher und zieht F . lanarius Pall, ohne Weiteres zu F . Gyrfalco Alb. Magn. und L. Ich komme hierauf im
Folgenden zurück, halte jedoch den Würgfalken für eine' gute, selbstständige Art.
2) Vergl. Rbea I, p. 89 und die Titelabbildungen'in Heft 1 und 2.
. 3) Zoogr. T. I, p. 331.
4) Wir halten F. lanarius L. = Falco lanarius Pall.; vergl. Fauna suecica 1761, JVs 62, den T h ie n e -
m an n (Rhea I, ,p. 55) als jungen F . Gryrfalco abhandelt
candicans, groenlandicus, islándicas, rusticólas aúctr.) entschieden nur einer Art, theils in
verschiedenen sexuellen und Altersstufen, theils in typisch gewordenen ¿Farbenvarietäten
angehören, sondern sogar der Annäherung des vielfach besprochenen Würgfalken (Fcdco'
lamrius L. = Falcó lanarius Pall. = F. cyanopus Gessn.) zu jener weitverbreiteten Edelfalkenart
gedachte, so stütze ich mich hierin auf folgende Beobachtungen S’ewerzo ff s,
welche, da sie in russischer Sprache ¡gedruckt und dem grössten Theile des omithologischen
Publikums unzugänglich sind, hier ihren Platz finden mögen. Was mich persönlich anbelangt,
so vereinige ich zwar die oben angeführten Varietäten des Jagdfalken, lasse
jedoch dem Würgfalken bis auf Weiteres seine artliche Selbstständigkeit.
Slewerzoff hat in seinem Werke1) bereits F. cyanopus Gessn. Thien. ebensowohl
mit Falco sacer Auct., als auch mit F. lanarius Pall, identifizirt und nachgewiesen, dass
das Verhältniss der Tärsenbefiederung, welchem sammt der Beschuppung des kahlen
Tarséntheiles die meiste Wichtigkeit für die artliche Scheidung von F. Gyrfalco beizulegen
wäre., kein constantes sei, indem er an einem bei ihm 1853 lebenden Falco cyanopus
{lanarius P.) den unbefiederten Tarsentheil % der Totallänge (nicht die Hälfte)
einnehmen siehfifund überall nur die kleinen Schpppen auf diesem Theile wahrnimmt,
welche dem F. Gyrfalco c. -Syn. zukommen. — Auch spricht Pallas schon (Zoogr. T. I,1
p. 3 3 1 )'dadurch, dass er eine grössere Varietät seines AT. lanarius aus dem Ural als
den Falco sacer auct. erwähnt, seine Meinung, -deutlich genug aus und wir müssten, con-
sefluent .verfahrend, wenn es nachgewiesen', dass F. sacer = F. Gyrfalco P. ist) uns auch
bequemen, den F. lanarius P. - als Synonym zu seinem Gyrfalco zu ziehen. In Bezug nun
auf die ändern Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Würg- und Jagdfalken dürfte es
denjenigen, weicher die'grossen Veränderlichkeiten in der Tracht, namentlich an weit
verbreiteten, zum Variiren geneigten Vogelarten zu beobachten • Gelegenheit hatte, nicht
befremden, wenn er'Aehnliches jauch an F. Gyrfalco in . bedeutendem Grade- wahmimmt.
Wir erinnern hierbei an den Schreiadler und werden bei Besprechung von F. rufipes
zugeben müssen, dass an dieser sonst so beständigen Art die Amurexemplare in der
Färbte'der untern Flügelseite noch viel schroffere Gegensätze zur typischen Tracht zeigen,
als z. B. "Glareola und andere, ufid’so auch bei F. lanarius und G y r fa l c o A ^ i Diese Andeutungen
sollen jedoch keineswegs die artliche Selbstständigkeit des Würgfalken anzweifeln,
vielmehr bin ich von derselben bis jetzt ganz überzeugt.
Ich darf den Jagdfalken, mit Ausschluss der mongolischen Hochsteppen, meinem
ganzen Reisegebiete als durchweg seltenen Bewohner der Gebirgswaldungen' zuzählen.
Derselbe wurde zwar nur in einem jungen Exemplare erbeutet, aber hie und da, und
zwar nur im Winter heobachtet. Er stellte sich in recht bedeutender Anzahl in der
2ten Hälfte des' Septembers im Bureja-Gebirge ein und nährte sich hier vornehmlich
von Eichhörnchen, auch sah ich damals bei den alltäglichen Jagden auf Grauwerk nur
1) 1. c. p. 346 und flg.